Mutter bei die Fische
den von Boisterns zu fahren, um sich dort den verantwortlichen Produzenten vorzunehmen â Bertie stellte sich ja nach wie vor tot. Als er aber am Sandhukwai vorbeikam, in dem die »Auster« lag, gab er einer plötzlichen Eingebung nach und holperte mit dem Trecker in den kleinen Weg. Die »Auster« duckte sich heimelig zwischen die Kartoffelrosenhecke, das graue Reetdach wirkte bei dem Unwetter noch tiefer, ganz so, als hätte sich das Restaurant einen Hut tief über die Augen gezogen. Durch die gewölbten Scheiben drang warmes gelbes Licht nach drauÃen, und Falk erkannte verschwommen, dass drinnen eine gröÃere Gesellschaft an einem Tisch fröhlich feierte. Er erkannte Hubsi, dessen breiter Rücken ihm zugewandt an einem der Fenster zu sehen war. Energisch ging Falk zum Eingang und riss die Tür zum Restaurant auf. Von seinem Ãlzeug rann das Wasser in Bächen auf den Boden, und im Nu sammelte sich eine ansehnliche Pfütze um seine FüÃe. Die Bedienung lachte und wollte Falk das Ãlzeug abnehmen, aber dieser hatte dafür keine Zeit. Er fixierte den Tisch, an dem Hubsi, seine Frau Thea und Tochter Nancy mit ihren Gästen saÃen. Falk erkannte den Produzenten Karli, ein alerter Typ mit grauer Kurzhaarfrisur. Die anderen am Tisch sitzenden Männer und Frauen konnte Falk nicht zuordnen, aber die interessierten ihn ohnehin nicht. Er steuerte triefend vor Nässe auf den Tisch zu, bis Thea ihn als Erste wahrnahm. Sie kiekste laut seinen Namen und winkte gackernd. Daraufhin wurde auch Hubsi auf ihn aufmerksam, stand auf und rief dröhnend durchs Lokal: »Falk, mein Freund! Komm in unsre illustre Runde!«
Jetzt drehte sich auch Karli zu Falk um, musterte ihn abschätzig und verzog seine Mundwinkel kurz zu einem Grinsen. Dann drehte er sich wieder um und setzte sein Gespräch mit einer affektierten Brünetten fort.
Arroganter Lackaffe, war der erste Gedanke, der Falk durch den Kopf schoss. Er stiefelte hinter den Stuhl des Produzenten und tippte diesem auf die Schulter.
»Ich muss mal mit Ihnen sprechen«, sagte Falk und neigte dabei den Kopf. Ein Schwall Regenwasser floss nun aus der Krempe seines Südwesters â geradewegs auf die blaue Jeanshemdbrust des Mannes, der sich soeben zu Falk umgedreht hatte. Nun sprang Karli hoch, stieà einen verärgerten Schreckenslaut aus und funkelte Falk übellaunig an.
»Sind Sie noch ganz gesund?«, schnaubte er und hielt sich den nassen Fleck auf seiner Brust, als habe Falk ihm kochend heiÃes Wasser daraufgeschüttet.
Falk gab sich unbeeindruckt. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass Hubsi schmunzelte und ein Bier für Falk orderte. Alle anderen am Tisch waren starr vor Entsetzen. Oder zumindest vor gut gespieltem Entsetzen.
»DrauÃen regnet es«, gab Falk trocken zurück.
»Das weià ich«, schnappte der Produzent und betupfte sein Hemd mit einer Serviette, als würde es dadurch schneller trocken werden.
»Dann wissen Sie bestimmt auch, dass in diesem Moment siebzig Komparsen aus Ihrer Produktion bei dem Wetter drauÃen herumsitzen und nicht wissen, wo sie heute Nacht schlafen sollen.« Falk hatte den Satz betont kühl hervorgebracht und wartete gespannt auf eine Reaktion.
Aber der Produzent hatte nur mit einem Ohr hingehört, er zuckte gelangweilt mit den Schultern und interessierte sich mehr für sein Hemd. Die Brünette reichte ihm eine weitere Serviette.
»Der Campingplatz, auf dem Ihre Firma die Leute angeblich gebucht hat, wusste von nichts. Die haben trotzdem welche aufgenommen, aber höchstens die Hälfte, und ehrlich gesagt«, Falk zeigte mit dem Kinn auf die Fensterscheibe, die in dem Moment von einem Blitz erhellt wurde, »ist es bei dem Gewitter auch keine Freude, nur ein dünnes Zelt über dem Kopf zu haben.«
»Uuups«, machte die Brünette erschrocken und legte eine perfekt manikürte Hand dramatisch über ihren hübschen Mund. Dazu riss sie die Augen weit auf.
Der Produzent warf ihr einen kurzen Blick zu und nahm dann einen der Männer, die am anderen Tischende saÃen, ins Visier.
»Jonas, was ist da passiert? Kümmer dich mal darum.«
Während der Angesprochene sofort sein BlackBerry zückte und eilig darauf herumtippte, gab der Produzent der Brünetten einen Kuss auf die Stirn und setzte sich wieder hin â mit dem Rücken zu Falk. Er ergriff die Rotweinkaraffe, schenkte sich
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