Mutter bei die Fische
schwere dunkle Wolken über die Salzwiesen trieb.
»Haben die von der Produktionsfirma wenigstens irgendjemanden dafür abgestellt, der sich darum kümmern soll?«, erkundigte sich Jörn missmutig. »SchlieÃlich ist das nicht wirklich unser Problem.«
»Immerhin ist der Statistenführer mittlerweile hier eingetroffen«, murmelte Falk, als ob das ein Trost wäre. Er hatte vorhin mit dem Mann ein paar Worte gewechselt und diesem die Lage erklärt, woraufhin der Hobbystatist, Mitte fünfzig, im wirklichen Leben Versicherungskaufmann, rot angelaufen war und hysterisch seine Jungs zusammengetrommelt hatte, um diesen mitzuteilen, dass eine »absolute Katastrophe« passiert war, sie im Freien nächtigen mussten, »im Mai! An der Nordsee!«, wo sie sich mindestens »den Tod holen« würden. Falk hatte gleich begriffen, dass von dieser Panikmaschine keine Hilfe zu erwarten sein würde. Zumal ja sowieso alle in Zelten schlafen sollten, die Frage war jetzt nur, wo diese aufstellen?
Jörn klopfte auf ein paar Seiten Papier, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen. »Biggi hat mir die freien Quartiere ausgedruckt. Viele sind es nicht, es ist ja Pfingstwochenende, aber immerhin«, Jörn blätterte durch die Papiere, »so an die zwanzig Leute dürften wir unterkriegen. Wird natürlich die Leute vom Film âne Stange Geld kosten.«
»Bertie hat das Okay vom Produzenten. Für eine Nacht zahlt die Produktionsfirma, morgen müssen die Komparsen selbst gucken.«
Jörn starrte Falk entsetzt an. »Gehtâs noch? Die Apartments kosten ja zum Teil mehr, als die Jungs am Tag verdienen!«
»Wir werden mit allen Vermietern reden müssen«, meinte Falk achselzuckend, »vielleicht sind manche ja kulant. Ist schlieÃlich ein Notfall.«
Biggi schob ihren kurzgelockten Kopf in die Tür und winkte.
»Tschüssi! Und schönes Wochenende! Ich mach jetzt mal Feierabend.« Sie sah auf ihre Uhr, dann wieder Jörn an. »Kurz vor fünf, ich schreibe drei Ãberstunden auf, ja?« Biggi zwinkerte Jörn allerliebst zu, schwenkte den Einkaufskorb mit den leeren Tupperdosen und verschwand.
Jörn und Falk guckten sich stumm an.
Dann brüllte Jörn mit gefühlten hundert Dezibel: »Biggiiii! Vergiss den Feierabend!« Daraufhin grinste er Falk an.
Als Biggi ihren Kopf wieder in das Büro steckte â mit zutiefst ratlosem Blick â, verschwand das Grinsen von Jörns Gesicht, und mit gespieltem Bedauern wedelte er mit den Ausdrucken.
»Klemm dich gleich mal ans Telefon. Wir haben einen Notfall.«
Biggi war zu fassungslos, um zu protestieren, aber als sie sich gefangen hatte und verstand, dass sie um ihren Feierabend gebracht werden sollte, schickte sie einen bösen Blick zu Falk, der klarmachte, dass sie ihm allein die Schuld an der Katastrophe gab. So schnell würde es keine Cookies mehr für Falk geben, aber das war insofern nicht weiter tragisch, als seine Zeit in der Kurverwaltung ohnehin abgeleistet war. Am Montag sollte Marita wiederkommen.
Jetzt klatschten erste dicke Tropfen gegen die Scheibe, und Falk wechselte einen besorgten Blick mit Jörn.
»Was machen wir jetzt mit den Jungs? Die müssen sich wenigstens unterstellen.«
Jörn nickte. »Und es kommt auch noch Sturm auf. Kann bis zu Stärke fünf, sechs werden heute. Das wird auch für die auf dem Campingplatz kein SpaÃ.«
Falk knallte beide Handflächen auf Jörns Schreibtisch und erhob sich.
»Das ist doch scheiÃe. Ich bring die jetzt zu meiner Halle. Da sind sie wenigstens im Trockenen, und dann sehen wir weiter.«
Jörn stand jetzt auch auf.
»Bis dahin haben Biggi und ich vielleicht was erreicht und ein paar von den Jungs untergebracht. Im Pfarrhaus können bestimmt welche schlafen. Und ich habe bei mir Platz für zwei. Na ja, wenn sie zusammenrutschen, für drei.«
Falk wollte sich bei Jörn bedanken, aber dieser lieà ihn nicht zu Wort kommen.
»Nee, lass mal stecken. Du kannst ja nichts dafür. Der Produzent kann sich bei mir bedanken. SchlieÃlich hat er doch versprochen, dass wir von den Dreharbeiten gar nichts mitkriegen. Haha, werâs glaubt.«
Falk schnaubte und verlieà dann die kleine Villa. Er packte seinen Drahtesel und strampelte gegen den Wind wieder zurück zum Campingplatz, wo er die Komparsen vorerst in Franzis Obhut zwischengelagert hatte. Der Wind
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