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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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gekriegt. Sogar Silke Söderbaum, die er an der Hand aus dem Auditorium geholt hatte, um an ihr den Unterschied der Resonanzkörper Kopf und Bauch zu demonstrieren. Dazu hatte er seine Hand auf ihren Bauch gelegt und sie gebeten, in seine Hand zu atmen. Silke war verzückt gewesen, hatte tief und heftig geatmet und behauptet, ganz intensiv ihr Nabelchakra, den Silberfaden zur Venus, zu spüren. Daraufhin war Thies Hoop nach draußen gegangen, um eine Zigarette zu rauchen, und seither nicht mehr zurückgekommen. Alle anderen hatten beeindruckt angefangen, in den Bauch zu atmen. Dann hatte Gernot ihnen eben »die Maske« gezeigt, eine Übung, anhand deren man den Resonanzraum zwischen Nase und Ohren öffnen könne. Sie sollten probieren, anstatt in den Bauch in den Kopf zu atmen, was am besten gelänge, wenn man wie eine Katze schnurre. Also hatten sie begonnen zu schnurren, die Frauen natürlich zuerst. Schließlich hatte sogar Jörn geschnurrt, und Gernot hatte den Chor begeistert angefeuert. Irgendwie fand selbst Falk, der an so einen Schmonzes gar nicht glaubte, dass die Übung Spaß machte und die Stimmung unter den Sängern auflockerte. Piet hatte ihm schnurrend zugezwinkert, und Falk fand, dass Piet sich eher wie eine Harley-Davidson anhörte. Er dagegen schien, wenn man beim Motorenvergleich blieb, zu schnurren wie seine knatternde Simson Schwalbe, die noch immer in Hamburg stand und darauf wartete, nach Heisterhoog überführt zu werden.
    Plötzlich klatschte Gernot in die Hände. »Sehr schön, meine Lieben, das macht ihr ganz, ganz großartig!«, strahlte er, und wie gehirngewaschen strahlten sie alle zurück.
    Â»Jetzt probieren wir das alle mal in der Praxis.« Gernot drehte sich zu Jörn um. »Ich übergebe an den Maestro.«
    Jörn, sichtlich versöhnt, trat wieder an sein Pult und blätterte in seinen Noten. »Hm, hm. Was probieren wir denn da am besten aus …«
    Gernot meldete sich gespielt vorsichtig aus dem Hintergrund. »Jörn, also wenn ich da vielleicht einen kleinen Rat geben dürfte …«
    Jörn drehte sich um und nickte Limpinsel zu.
    Dieser trat wieder nach vorne. »Ich könnte mir vorstellen, dass sich die neue Technik bei ›La Paloma‹ ganz besonders schön entfaltet. Dieser wehmütige Sehnsuchtston … Das hört sich bestimmt sensationell an.«
    Thea klatschte begeistert in die Hände wie ein Kleinkind. »O ja, ›Paloma‹! Bitte, bitte, Jörn, lass uns ›Paloma‹ singen!«
    Gernot lächelte, nickte Jörn aufmunternd zu und trat wieder in den Hintergrund.
    Jörn bat um einen Ton, hörte konzentriert zu, korrigierte hier und da und gab dann das Zeichen zum Einsatz.
    Â»Ein Wind weht von Süd und zieht mich hinaus auf See«, begann der Chor, und schon bei der ersten Zeile merkte Falk, wie es ihn wegtrug. »La Paloma« war ein emotionaler Mitreißer, und Gernot hatte wohlweislich diesen Song vorgeschlagen. Den sangen alle gern, den hörten alle gern, und man konnte nicht viel verkehrt machen bei diesem sentimentalen Gassenhauer. Aber nachher würden natürlich alle denken, dass es an Gernot und seinem Stimmtraining gelegen habe, dass sie so gut gesungen hatten.
    Dass Falk mit Inbrunst sang, lag aber weder an »Paloma«, noch an Gernot. Er war glücklich, weil er überraschenden Besuch bekommen hatte. Eigentlich wäre er turnusmäßig dran gewesen, Gina in Berlin zu besuchen, doch angesichts der Dreharbeiten, bei denen er manchmal im Namen von Inselsheriff Hoop und Umweltministerin Söderbaum nach dem Rechten sehen musste, sowie seiner Strandkorbvermietung war er auf der Insel nicht abkömmlich. Außerdem war die frischgebackene Mama Marita nicht in ihren Job in der Kurverwaltung zurückgekehrt, und Jörn hatte Falk voll schlechten Gewissens gebeten, die Stellung kommissarisch noch etwas länger zu halten. Da Falk Jörn nicht hängenlassen wollte, hatte er eingewilligt, war aber nun dreifach belastet – an ein Wochenende in der Großstadt war nicht zu denken gewesen. Umso überraschter war Falk gewesen, dass Gina kurzerhand bereit war, ihn erneut zu besuchen, obwohl sie gerade erst da gewesen war. Und nun saß sie gemeinsam mit Grit drüben bei Gino und wartete darauf, dass ihr Mann aus der Singstunde kam.
    Â»Auf, Matrosen, ohé! Einmal muss es vorbei sein.«
    Falk legte seine

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