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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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Namen nicht gesagt, aber das war ja nun auch egal. Er glaubte, dass er mit Thies’ neuem Rettungsschwimmer bestimmt gut auskommen würde, der Typ war ihm sympathisch. Falk wollte sich gerade aus seinem Liegestuhl erheben, als er Nille angerannt kommen sah. Der Klabautermann hatte das Paddelboot und den Neoprenanzug zur Surfschule nach Süderende gebracht und kam nun atemlos ans DLRG -Häuschen. Als Thies ihm den Gewinner des Castings vorstellte, war Nille baff. Von dem war er gar nicht gerettet worden! Er schüttelte Kai verdattert die Hand, dann zeigte er zum Meer, blickte Thies an und fragte aufgeregt: »S-s-soll ich?«
    Aber Thies lehnte lachend ab, Kai hatte sich auch so qualifiziert. »Den Rettungsschwimmer hast du doch sowieso, oder?«, versicherte Thies sich.
    Â»Klar«, antwortete Kai selbstbewusst, bevor er seinen Rucksack ins DLRG -Häuschen schmiss, ganz so, als sei er fortan dort zu Hause.

8.
    Â»Rrrr«, grollte es tief aus Thea von Boisterns Kehle, und dabei machte sie mit der rechten Hand eine Bewegung, als wollte sie Hubsi die Augen auskratzen. »Rrrr …«
    Thea klimperte aufreizend mit den schwer geschminkten Lidern. Hubert fauchte zurück. Doch bevor sich die beiden von Boisterns wie die liebeskranken Aristocats auf dem Dach benahmen, ging, Gott sei’s getrommelt, Gernot Limpinsel schnell dazwischen.
    Â»Sehr schön, Thea«, lobte er und tätschelte ihr die Schulter. »Schon sehr schön. Aber vielleicht versuchst du, noch mehr in die Maske zu kommen. In die Kopfstimme, verstehst du?«
    Thea sah ihn hilflos an, und Gernots Stimme wurde noch einen Tick weicher. »Schätzchen, du grollst ein bisschen zu sehr in der Kehle, wie Eartha Kitt. Aber es soll ja in den Kopfbereich, verstehst du?«
    Thea nickte und rang sich ein Lächeln ab, aber Falk erkannte, dass Thea nicht recht wusste, wie sie »in die Maske« kommen sollte. Darin unterschied sie sich übrigens nicht von allen anderen im Raum Versammelten.
    Heute war wieder Samstag, und sie hatten sich wie immer im Pfarrsaal zum Shantysingen getroffen. Nur dass diesmal Hubsi seine Androhung wahr gemacht und einen Gast mitgebracht hatte: Gernot Limpinsel, seines Zeichens Schauspielcoach. Er war für die beiden Stars Max und Jasemina zuständig, wohnte ebenfalls in einem Ferienhaus der von Boisterns und war mit seinen Vermietern bereits ganz dicke. Zumindest hatte es den Anschein. Gernot war unbestimmten Alters, sehr braungebrannt und durchtrainiert. Seine Gesichtshaut schien straff gespannt und hinter den Ohren festgetackert, deshalb war es unmöglich zu sagen, ob er Mitte dreißig oder doch eher Mitte fünfzig war. Er trug seine blonden Haare halblang und nach hinten frisiert, aber alle paar Minuten löste sich eine Strähne und fiel ihm attraktiv ins Gesicht, woraufhin Gernot diese mit einer fließenden Bewegung seines Handrückens zurückstrich und zweimal mit den Augen klimperte. Gekleidet war Gernot in lässiges Leinen: weites Hemd, tief aufgeknöpft, weite Hose, zum Glück geschlossen, und weiche Lederslipper. Dezenter Silberschmuck – »von meiner Freundin Uschi aus L. A.« – betonte das Elegant-Feminine seiner Erscheinung. Aber Gernot war kein Weichei, daran ließ er keinen Zweifel. Er war charmant-dominant, ein guter Dompteur. Nachdem Hubsi ihn allen anwesenden Sängern vorgestellt hatte, hatte Gernot sich zunächst dezent im Hintergrund gehalten und zwei Shantys gelauscht. Dann war er freundlich, aber bestimmt an Jörns Dirigentenpult getreten und hatte das Ruder übernommen – ohne Jörn zu fragen. Gernot hatte den Chor für Falks Geschmack etwas zu überschwänglich gelobt und dann einen Vortrag über Kopf- und Bauchstimme gehalten und wie wichtig es sei, beides in Ausgleich und Harmonie zu bringen, und dass der Heisterhooger Shantychor leider seine enormen Potentiale nicht ausnutze, weil die Sänger die Kopfstimme sträflich vernachlässigen würden.
    An dieser Stelle hatte Jörn Krümmel, der bislang interessiert gelauscht hatte, die Arme vor dem Brustkorb verschränkt und grimmig über seine Halbbrille geschaut. Aber im Lauf seiner schwunghaft gehaltenen Rede, die Falk stark an die Motivationstrainer erinnerte, die mittelständische Unternehmen für Seminare buchten, in dem Glauben, so die Produktivität ihrer Mitarbeiter steigern zu können, hatte Gernot fast alle auf seine Seite

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