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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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guckt, was der vorher gemacht hat, würde ich sagen: gescheitert auf allen Ebenen.«
    Piet versicherte sich mit einem Seitenblick, dass niemand anders am Tisch lauschte, insbesondere nicht Gernot oder die von Boisterns, aber diese hatten sich schon wieder vom erstickenden Falk ab- und interessanteren Themen zugewandt. Sie hingen alle an Gernots Lippen, der Anekdoten von prominenten Schauspielern zum Besten gab.
    Piet fuhr fort. »Der gute Limpinsel war als Schauspieler, freundlich gesagt, minderbeschäftigt. Hat eine Off-Theater-Gruppe in Mindelheim aufgebaut, dann ist er ein paar Jahre bei Mittelalterfesten als Narr aufgetreten, bis er dann in Los Angeles einen Workshop bei einem angeblich berühmten Heini gemacht hat. Von da an hat er gecoacht und selbst Seminare gegeben. Scheint nicht schlecht zu laufen.«
    Falk, Gina, Grit und Piet sahen instinktiv alle vier zu Limpinsel hinüber, der ganz in seinem Element als Geschichtenerzähler war.
    Â»Der Rattenfänger von Hameln«, bemerkte Falks Mutter, und sie mussten kichern.
    Â»Prost!«, sagte Piet laut und hob sein Glas. »Auf die Schönheit!«
    Â»Dann darfst du aber nicht mittrinken«, bemerkte Grit, um Piet gleich darauf verliebt in die Augen zu sehen. Dieser schmollte kurz und verschmolz dann in einem innigen Kuss mit Falks Mutter.
    Falk sah schnell weg.
    Â»Die sind so süß verliebt«, konstatierte Gina flüsternd.
    Â»Aber wir doch auch, oder?« Falk steckte seine Nase in Ginas honigblonde Lockenmähne, schloss die Augen und atmete tief ihren Duft ein.
    Â»Wenn du nicht gerade eifersüchtig auf deine eigene Mutter bist.« Gina ließ eine Hand unter Falks T-Shirt auf seinen Rücken gleiten, was ihm wohlige Schauer über denselben jagte.
    Â»Sorry«, entschuldigte sich Falk. »Das war blöd. Ich freu mich ja, dass ihr euch so gut versteht. Es war nur irgendwie …«
    Aber bevor er noch weiter ins Detail gehen konnte, verschloss Gina ihm die Lippen mit einem Kuss.
    Der nächste Gang rollte an, die nächste Karaffe Rotwein stand auf dem Tisch, und Falks schlechte Laune war im weiteren Verlauf des Abends wie weggeblasen. Er stellte fest, dass Piet ein amüsanter Gesprächspartner war, und vor allem: Er lernte seine Mutter von einer ganz anderen Seite kennen. Grit war nie ein Kind von Traurigkeit gewesen, sie war heiter und energiegeladen – aber selten hatte Falk sie so entspannt und ausgelassen erlebt.
    Seit sein Vater Harms seine Mutter verlassen hatte, arbeitete Grit als Krankenschwester. Sie arbeitete hart, nahm jede Sonderschicht und jede Urlaubsvertretung an und kümmerte sich nebenbei noch um alle Beladenen und Bedürftigen in ihrer näheren Umgebung. Falk kannte seine Mutter nicht anders als immer auf dem Sprung. Stets hatte sie alle Hände voll zu tun. Den Begriff »Multitasking«, der heute in aller Munde war, hatte Grit schon vor fünfundzwanzig Jahren erfunden. Die Liebesgeschichte mit Harms, der sie ständig betrogen und dann mit dem kleinen Falk schmählich hatte sitzenlassen, war bitter für Grit gewesen, so bitter, dass sie nie wieder eine enge Beziehung eingegangen war. Dass sie nun aber vier Wochen am Stück freigenommen hatte, um ihren neuen Freund zu besuchen, waren gleich zwei Wunder in einem Satz.
    Von Piet erfuhr Falk auch an diesem Abend nichts Näheres, der Bratpirat redete nicht über seine Vergangenheit. Aber er war äußerst charmant zu den beiden Frauen, hatte eine Menge komischer Geschichten auf Lager und war angenehm bescheiden. Vielleicht war der Mann mit der Fischbratbude doch nicht die schlechteste Wahl, gestand sich Falk ein. Außerdem schien auch Gina ihn sehr zu mögen, und das allein war Grund genug, Piet keine unnötige Skepsis entgegenzubringen.
    Auch auf der anderen Seite des Tisches bei Gernot, den von Boisterns, Silke und Woll-Moni schien die Stimmung bestens zu sein. Gerade als Hubert eine neue Karaffe Rotwein anrollen ließ, öffnete sich die Tür, und Thies Hoop betrat den Raum. Er stand stumm in seiner schwarzen Kluft im Türrahmen, die Zigarette im Mundwinkel, und ließ den Blick schweifen. Schlagartig verstummten die Gespräche, und alle sahen zu Thies. Dieser nahm Gernot ins Visier, der gerade dabei war, Silkes Hand zu halten und ihr irgendwelche Yoga-Mudras zu erklären.
    Â»Was ist denn?«, erkundigte sich Grit, die mit dem Rücken zu Thies saß und sich wunderte, warum die

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