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Mutter der Monster

Mutter der Monster

Titel: Mutter der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cameron Dokey
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bestand kein Zweifel.
    Aber die Wahrheit war, dass in diesem Teil von Sunnydale alle Straßen nach Bäumen benannt worden waren: Oak. Birch.
    Larch. Poplar. Sycamore – Eiche. Birke. Lärche. Pappel.
    Ahorn. Die Häuser waren viel größer als jenes, in dem sie wohnte, mit saftigem grünen Rasen davor.
    Was würde passieren, wenn ich plötzlich eine dieser perfekt gepflegten Auffahrten hinaufrennen würde?, fragte sie sich.
    Und verzweifelt an eine dieser perfekt lackierten Haustüren klopfte? Würde einer der perfekten Leute, die dort wohnen, herausstürzen, um ihr zu helfen?
    Sie rang sich jetzt ein Lachen ab, ein erstickter Laut, der ungebeten tief aus ihrem Bauch kam.
    Träum weiter.
    Dieser Teil von Sunnydale mochte anders aussehen, aber in zumindest einer Hinsicht war er wie das Viertel der Stadt, aus der sie kam. Niemand würde ihr helfen. Nicht jetzt. Das war es, was Sunnydale zu dem machte, was es war. Sie hatte jetzt nur eine Möglichkeit, und sie war bereits dabei.
    Rennen. Rennen. Rennen.
    Sie bog nach links in die Oak Street und hielt sich jetzt auf dem Bürgersteig. Unterdrückte das Gefühl, dass sich ihre Beine in Gummibänder verwandelt hatten. Dass die Luft wie heiße Abgase in ihrer Lunge brannte.
    Wie nah sind sie? Holen sie auf? Heidi riskierte einen kurzen Blick über die Schulter und hoffte gegen alle Vernunft, dass ein Wunder geschehen würde und sie bis jetzt einfach zu 7

    erschöpft gewesen war, um es zu bemerken. Vielleicht hatten sie inzwischen die Verfolgung aufgegeben. Weil sie es leid geworden waren. Oder vielleicht war es ihr endlich gelungen, sie abzuschütteln.
    Ja, genau. Das war wahrscheinlich.
    Sie waren noch immer hinter ihr, genau wie sie es geahnt hatte. Zwei Kerle. Jene, die sie zum ersten Mal in der Gasse hinter dem Bronze bemerkt hatte.
    Sie trugen Hemden, die so weiß waren, dass sie praktisch in der Dunkelheit leuchteten. Khakihosen mit perfekten Bügelfalten. Slipper. Krawatten. An diesen Kerlen sahen die braven Schuluniformen wie Designerkleidung von Tommy Hilfiger aus. Als sie sie zum ersten Mal bemerkt hatte, hatte sich Heidi nicht beherrschen können. Sie war in Gelächter ausgebrochen.
    Aber da hatte sie noch nicht ihre Augen gesehen.
    Glühend. Raubtierhaft. Gelb. Ihre Stirn hatte komisch ausgesehen, irgendwie missgebildet. Und sie brauchten eine kieferorthopädische Behandlung. Dringend. Heidi wusste nicht, was sie waren, und sie wollte es auch nicht wissen. Sie wollte ihnen nur noch entkommen.
    Erst als sie angefangen hatten, sie zu jagen, hatte sie erkannt, dass sie in Wirklichkeit zwei Dinge wollte.
    Heidi Lindstrom wollte auch noch am Leben bleiben.
    Sie sprintete über die Kreuzung Oak – Poplar Street. Sie wusste, dass es jetzt nicht mehr lange dauern würde. Wie sollte es auch anders sein? Inzwischen konnte sie ihre Beine nicht einmal mehr fühlen.
    Warum zum Teufel holten sie sie nicht einfach ein und erledigten sie?
    Warum machten sie dem Spiel nicht ein Ende? Töteten sie?
    Sie hätte es jedenfalls getan. Aber oh nein, nicht diese Kerle.
    Sie hielten sich zurück. Taktierten anders. Spielten Katz und 8

    Maus mit ihr. Es hätte sie richtig wütend gemacht, wenn sie nicht so viel Angst gehabt hätte.
    Niemand legte sich mit Heidi Lindstrom an. Sondern Heidi legte sich mit ihnen an. So sollte es eigentlich sein. Aber heute Nacht war nichts so, wie es sein sollte. Heute Nacht hatte sie einen Fehler gemacht. Einen, der sie alles kosten würde.
    Warum bin ich nicht einfach zu Hause geblieben?
    Sie stolperte jetzt. Der untere Teil ihres Körpers verweigerte den Dienst. Schweiß tropfte von ihrer Stirn und brannte ihr in den Augen.
    Wäre es wirklich so schlimm gewesen, nur dieses eine Mal zu Hause zu bleiben?
    Zu Hause, wo die Wände so dünn waren, dass man alles hindurch hörte. Zu Hause, der Ort, wo es niemals am schönsten gewesen war. Ein Ort, wo jedes zornige, verletzende Wort, das jemals gesagt worden war, für immer weiterlebte. Der letzte Ort auf Erden, wo sie sein wollte.
    Vor allem, wenn ihre Mutter den Fernseher einschaltete.
    Sie rannte jetzt nach vorn gebeugt, beide Arme gegen ihren Bauch gepresst, erfüllt von der Erinnerung an den Lärm des Fernsehers. Mehr als alles andere war es dieser Lärm, der sie dazu gebracht hatte, aus dem Schlafzimmerfenster zu klettern und zum Bronze zu gehen.
    Der einzige Ort, wo sie alles vergessen konnte, was sie war, und alles, was sie nicht war. Wo die Musik laut genug war, um die lärmenden Fernsehprogramme

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