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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
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Zeit Insekten und Pflanzen das Festland besiedelt haben?«
    »Für Fossilien hatte er schon immer was übrig.« Heather lächelte wehmütig. »Stimmt’s, Schatz?«
    »Wie heißen die zwölf Ausstülpungen des Dünndarms?«
    »Das weiß er aus bitterer Erfahrung«, informierte sie die Runde mit bedeutungsschwangerer Miene. Woraufhin Guy aufblickte und verkündete: »Mir wäre es lieber, wenn du meine Darmprobleme nicht in die Welt hinausposaunen würdest.«
Runde 8: Literatur
    Georgina wedelte mit dem Joker herum. »Gut, Leute. Aufgepasst! Auf die letzte Runde kommt es an. Wir stehen mit den Amtierenden Siegern gleichauf und liegen zwei Punkte vor den Emsigen Gärtnern. Jetzt darf uns kein Fehler unterlaufen!«
    »Passiert uns nicht«, versicherte Tom. »Vertrau uns. Das ist unser Abend.«
    »Wer war 1941 als britischer Zivilist mit der Nummer 796 in Tost, Oberschlesien, in Gefangenschaft?«
    »Wie bewandert sind die Sieger in Sachen Literatur? Weiß das jemand?«
    »Also Chris …«, setzte Rachel an.
    »Chris ist ein Schwachkopf«, fuhr Georgina dazwischen. »Alles heiße Luft und Schaumschlägerei. Glaub’s mir.«
    »Welchen römischen Dichter aus der Zeit um 38 vor Christus zitierte Wilfred Owen, als er sagte: ›Diese alte Lüge Dulce et decorum est pro patria mori ‹?«
    Rachel flüsterte Tom die Antwort ins Ohr, während Georgina den Feind im Blick behielt. »Die haben keine Ahnung«, sagte sie über die Schulter hinweg.
    »Wo lebt der Pfannenmann?«
    Rachel machte einen Freudensprung und kicherte, als sie sah, dass Tom sogar noch vor ihr auf die Lösung gekommen war. Er zuckte mit den Schultern und grinste schief. »Bisschen zu leicht, oder? Ist doch das beste Buch, das je geschrieben wurde …«
    Sie grinste ebenfalls. Am liebsten hätte sie losgeheult, denn romantischer, bewegender und schöner hätte er es nicht ausdrücken können. Sie kniff sich in den Arm. Es war wichtig, genau zu erfassen, was hier lief, genau in diesem Moment, in diesem Saal, heute Abend. Könnte es sein, dass sie neben dem perfekten Partner saß und ihren nackten Oberschenkel an den weichen Stoff seiner Jeans schmiegte? Was passierte hier?
    »Welches Gedicht über die Schönheit Englands wurde in der Umgebung von Stoke Poges geschrieben?«
    Rachel sah, wie Tom in seiner lockeren, leichten Schrift mit ihrem teuren Kirschrot den Titel niederschrieb. Bis ihr eine Strähne ins Gesicht fiel und den Blick aufs Papier versperrte. Sie müsste die Hand heben, um sie hinter das Ohr zu schieben, aber sie wusste, dass sie den Moment der Nähe und ihre körperliche Verbindung damit zerstören würde, und das wollte sie auf keinen Fall. Doch dann legte Tom den Stift behutsam nieder. Seine sanften Finger fanden die Strähne und schoben sie sacht über Rachels Schulter und strichen dabei über ihren Rücken.
    »Das haben die Streber wohl gewusst«, verkündete Georgina von ihrem Ausguck.
    »In welcher erfundenen Stadt kämpft Inspektor Wexford gegen das Verbrechen?«
    Rachel rückte noch enger an Tom heran, um ihm zu sagen, was er ohnehin schon wusste. Sein Fuß berührte ihren nur kurz. Sie wollte ihm zurufen: »Halt! Komm zurück!« Doch da war er schon wieder, ganz freiwillig strich er um den Rand ihres Schuhs und schob sich zwischen ihre Beine. Sie unterdrückte ein Stöhnen. Bestimmt lief sie puterrot an. Hatte es jemand gemerkt? Interessierte sich überhaupt jemand dafür?
    »Wie hieß der Bruder von Emily, Charlotte und Anne Brontë mit Vornamen?«
    Klarer Fall. Es gab Dinge, die konnte man nicht ausdrücken.
    »Welches Geschäft befand sich in der Portsmouth Street in Kingsway?«
    Sie hatten diesen seltenen, kostbaren Moment erlebt, in dem das Alltägliche zum Besonderen wird und eine Beziehung nicht mehr in Worte zu fassen ist, sondern nur noch durch Berührung, Gefühl und gemeinsame Gedanken gespürt werden kann. Wenn ein Blick mehr sagt als tausend Worte ...
    »Kommt schon!«, sagte Georgina.
    »Wie lautete die Inschrift auf der Brosche, die Chaucers Äbtissin trug?«
    … eine Berührung …
    »Klaro!«, rief Georgina.
    »In welchem Restaurant trafen sich die Liebenden nach dem Kinobesuch im Roman ›Das Ende einer Affäre‹?«
    … oder ein Lächeln.
    »O ja!«
    »Wie lautet der letzte Satz des Romans Jane Eyre ?«
    Da hatten sie den Punkt erreicht. Sie konnten sich nicht länger zurückhalten. Mit dem unwiderstehlichen Verlangen, die letzte Antwort auf die letzte Frage dieser letzten Runde des Abends niederzuschreiben, stürzten

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