Mutter des Monats
Fingerzeig signalisieren, dass sie sich zwar nicht genau festlegen, aber irgendwie helfen würde, als eine Unbekannte nach vorn trat und sich an die Runde wandte. Hallo? Was war das denn jetzt? Noch eine Neue? So viel Aufregendes hatte es ja noch nie gegeben. Rachel stieß einen leisen Pfiff aus. Hoffentlich war St. Ambrose dafür gewappnet.
»Also gut«, bemerkte die Fremde, die genauso groß war wie Bea, genauso blond und – man halte sich fest – genauso hübsch. »Ich bin dabei! Keine Ausreden. Berufliche Auszeit. Unglaubliches Gefühl! Nur Mut. Engagement ist gefragt. Ich schieß mal los: Ich mache mit und helfe gerne bei allem.«
Bea hob die Braue. O je, dachte Rachel. Es kam nicht oft vor, dass Bea die Braue hob – davon bekam man nur Falten –, aber wenn, dann Obacht! Das war ungefähr so, als würde ein normaler Mensch einen Stuhl aus dem Fenster werfen oder mit dem Auto gegen einen Laternenmast fahren. Auweia! Diese Braue! Rachel hielt die Luft an.
»Pardon.« Beas Stimme klang so warm wie ihr Lächeln, aber die Braue war immer noch oben. »Ich glaube, wir sind uns noch nicht begegnet.«
»Ich bin neu. Erster Tag. Absolut fantastisch !« Die Frau schob die riesige Sonnenbrille in ihr langes Haar. »Das Gefühl kennen Sie sicher: Endlich angekommen! Wir sind ganz begeistert von St. Ambrose. Perfekt! Mon dieu , diese Privatschulen! Un glaub lich. Nie wieder. Ich bin übrigens Deborah.« Sie hielt kurz inne und blendete die Versammlung mit einem strahlenden Zahnpastalächeln. »Deborah Green.«
Hoppla, dachte Rachel. Was ist uns da denn ins Nest geflogen? Wenn das so ist, bin ich auch dabei. Das wird lustig. Sie hob die Hand in dem Augenblick, als Bea ihr Haar in den Nacken warf, um ihre Arbeit als beendet zu erklären.
»Vielen Dank, alle miteinander.« Bea schulterte die riesige Handtasche und rasselte mit dem Schlüsselbund. »Das kommende Jahr wird sicher sehr interessant.« Mit diesen Worten rauschte sie durch das Schultor in Richtung Parkplatz davon.
Rachel starrte ihr hinterher. Während der letzten Wochen im Sumpf, im Schlamassel, im Loch hatte sie keinen klaren Gedanken fassen können, aber als sie Beas blond-braun gesträhntes Haupt in Richtung Parkplatz entschwinden sah, kamen ihr so einige. Einer nach dem anderen. Messerscharf.
Erstens: Hm, seltsam. Bea hat kein Wort mit mir geredet. Obwohl wir uns seit Ewigkeiten nicht gesehen haben.
Zweitens: Moment mal. Haben wir uns seit Chris’ Auszug überhaupt schon gesehen?
Der dritte Gedanke war besonders klar, ja geradezu scharfkantig: Hey! Scheiße! Sie hat mich nicht drangenommen!
Versammlung des Wohltätigkeitskomitees von St. Ambrose
Protokoll der ersten Sitzung
Ort: Haus des Rektors
Anwesende: Tom Orchard (Rektor), Beatrice Stuart, Georgina, Joanna, Deborah Green, Sharon, Jasmine, Colette, Clover
Protokollantin: Heather Carpenter
Die SITZUNG begann um 20.00 Uhr.
MR ORCHARD dankte allen dafür, dass sie ihren Feierabend geopfert hatten und wollte gern -
BEA schloss sich dem an und informierte das Komitee, dass HEATHER zum ersten Mal als PROTOKOLLANTIN fungieren werde, und informierte HEATHER darüber, dass sie alles genau aufschreiben, es aber, sie wisse schon, etwas offizieller klingen lassen solle. Sie wolle außerdem gern darauf hinweisen, dass sie ihre neuen Schuhe echt mega finde.
MR ORCHARD fügte hinzu, wie sehr es ihn rühre, dass sich so viele Eltern in der Schulgemeinschaft engagierten. Er erklärte, das sei seine erste Stelle als Rektor nach mehreren Jahren in London, die finanzielle Lage der Schule sei tatsächlich so dramatisch wie die Gerüchte es behaupteten, doch er habe eine Reihe Vorschläge, mit denen St. Ambrose seiner Meinung nach in eine bessere -
BEA dankte dem Rektor im Namen des Komitees und betonte, dass sie es gar nicht erwarten könne, alles über seine Pläne zu erfahren, die, dessen sei sie sicher, bestimmt ganz umwerfend seien, und deren zeitnahe Umsetzung sie bereits an dieser Stelle aus vollem Herzen versprechen könne.
COLETTE setzte das Komitee darüber in Kenntnis, dass sie kleine Häppchen vorbereitet habe, nichts Großes, nur ein paar Käsewürfel, an denen sich das Komitee doch ganz ungezwungen gütlich tun solle.
MR ORCHARD bat das Komitee, sich vor den Häppchen doch noch kurz –
BEA dankte dem Rektor erneut und schlug vor, sich zuerst den wichtigen Dingen zu widmen. Das Komitee brauche einen Vorsitzenden.
MR ORCHARD informierte das Komitee darüber, dass er sich für –
CLOVER
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