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My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

Titel: My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore
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Ungeduld gezeigt und den Bediensteten fortgerufen, der mir zur Hand gehen wollte, wäre ich nicht genötigt gewesen, mir selbst zu helfen. Es ist nicht meine Art, aus Kutschen zu hüpfen, Sir!“
    „Oh, Pardon, Madam“, entschuldigte sich Tom und zog den Hut. „Ich bedauere, daß Sie meinetwegen inkommodiert wurden!“
    Er mochte etwa dreißig Jahre alt sein, hatte blaue Augen und trug das kastanienbraune Haar nach der neuesten Mode in der Stirn kurzgeschnitten, mit langen Locken an den Schlafen. Er strahlte Kraft und jungenhafte Keckheit aus und schaute Olivia mit einem Blick an, aus dem amüsierte Bewunderung sprach.
    Es irritierte sie, daß er sich über sie lustig zu machen schien, denn offenkundige Bewunderung empfand sie als etwas Selbstverständliches. Sie war nicht eitel, sich mit ihren zweiundzwanzig Jahren jedoch der Wirkung bewußt, die sie auf die meisten Männer ausübte.
    Leicht erheitert, betrachtete Tom die unbekannte Dame. Sie war hochgewachsen, hatte schwarze Haare und dunkelbraune Augen und einen gesunden Teint.
    Er wurde abgelenkt, als plötzlich Blackett herbeieilte und sich wortreich dafür entschuldigte, daß nur noch zwei Pferde zur Verfügung ständen, die selbstverständlich
    dem
    Gentleman
    überlassen
    würden.
    „Ich
    bedauere
    außerordentlich, Madam“, wandte er sich an die junge Dame, „aber Sie werden sich gedulden müssen, bis die von Mrs. Preece für einen Morgenbesuch gemietete Chaise zurück ist. Das Gespann wird nicht sehr erschöpft sein, da Mrs.
    Preece nicht weit gefahren ist. Wenn Sie sich bitte in den Salon bemühen wollen, Madam? Ich bringe Ihnen gern eine Erfrischung.“
    In kleinen Ortschaften, die nicht an einer sehr frequentierten Strecke lagen, gab es oft Mangel an ausgeruhten Pferden. Schon bereit, sich in ihr Los zu schicken, kam Olivia ein Gedanke. „Hören Sie, Blackett“, erwiderte sie streng. „Ich war vor Mr. Brooke hier und meine, das vorhandene Gespann steht mir zu.“
    „Aber es wurde bereits vor Mr. Brookes Karriole gespannt“, entgegnete Joseph verlegen.
    Es stimmte, die Pferde waren tatsächlich schon vor Mr. Brookes Kutsche geschirrt worden. „Ich finde, die Stallknechte waren viel zu voreilig“, sagte Olivia verstimmt. „Ich muß dringend nach Parmouth und bin nicht gelaunt, hier stundenlang zu warten.“
    „Reisen Sie in Begleitung, Madam?“ warf Tom ein.
    „Was geht das Sie an, Sir?“ fragte Olivia abweisend. Unversehens war ihr der Gedanke gekommen, daß die guten Ratschläge vielleicht doch nicht überflüssig gewesen waren. Wahrscheinlich dachten die beiden Männer nun, daß eine junge Dame, die allein zu einem bekannten Badeort unterwegs war, keine anständige Person sein könne und man auf ihre Wünsche keine Rücksicht nehmen müsse.
    „Nun, wenn Sie nach Parmouth wollen, würde ich mich glücklich schätzen, Sie mitzunehmen“, antwortete Tom. „Die Straße ist mir geläufig, so daß Sie nicht befürchten müssen, daß die Karriole sich dank meiner Fahrweise in irgendeiner Kurve überschlägt. Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie Blackett. Er kann Ihnen bestätigen, daß ich besonnen bin und auch in jeder anderen Hinsicht Verlaß auf mich ist. Nicht wahr, Blackett?“
    Der Diener lächelte skeptisch, und Olivia war sogleich klar, daß sie keinesfalls mit Mr. Brooke reisen durfte. Aber das hätte sie ohnehin nicht getan. Es empörte sie, daß er anzunehmen schien, sie habe so wenig Stil, sich bedenkenlos einem Fremden anzuvertrauen. Wider besseres Wissen sagte sie spitz: „Ich ziehe es vor, Mr. Brooke, in einer geschlossenen Kutsche zu reisen!“
    „Wie es Ihnen beliebt, Madam“, erwiderte er gleichmütig. „Dann steht das Gespann Ihnen zu. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Es muß ausgeschirrt und vor die Berline gespannt werden.“
    Olivia vermutete, daß er annahm, seine Großmütigkeit würde sie zum Einlenken veranlassen, doch in diesem Punkt sollte er sich irren. „Ich danke Ihnen für das Entgegenkommen“, sagte sie kühl.
    Er verneigte sich knapp und schlenderte davon.
    Joseph Blackett war verärgert, daß die Pferde umgeschirrt werden mußten, und ging, leise vor sich hinbrummend, zu Mr. Brookes Karriole, um den Knechten den entsprechenden Befehl zu geben.
    Es dauerte eine Weile, bis der Wechsel vollzogen war, doch dann konnte Olivia die Fahrt nach Parmouth fortsetzen. Eine Zeitlang dachte sie nur an die Begegnung mit Mr. Brooke und die ungebührliche Art, wie er sie gemustert hatte.
    Unwillkürlich fragte sie

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