My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei
Sinn? Eine Ruhebank - ganz wie ein alter Opi, der nach einem anstrengenden Weg seinen müden Knochen eine Erholung gönnen will. Nur gut, dass ich in Ignaz verliebt war; offensichtlich passte Emir wunderbar zu Nele, die sich ja auch gerne schonte.
»Auf geht’s! Schauen wir, dass wir endlich runterkommen.«
Emir hielt mich zurück. »Zippi.«
»Komm endlich, es wird dunkel.«
»Zippi …«
»Stimmt. So heiße ich.«
»Mensch, Zippi, immer wenn ich dir was Wichtiges sagen will, wirst du zickig.«
»Zickig? Ich?« Also wenn mich was garantiert auf die Palme bringt, dann der Vorwurf, ich sei zickig. Ich, Zippi, bin nie zickig! Ich hab eine eigene Meinung! Bei uns im Lande herrscht Redefreiheit, also sag ich, was ich denke, und wehe dem, der mich
daran hindern will! Meine Meinungsäußerung hat absolut gar nichts mit zickig zu tun, jawohl!
»Hör mir doch endlich mal zu!«, flehte Emir. Echt, er flehte, er sagte das nicht einfach so dahin.
»O. K. Aber mach schnell. Meine Füße werden kalt.«
»Ist wohl doch nicht der richtige Moment für das, was ich dir sagen will. Besser, ich verschieb’s auf morgen.«
»Du hast gegackert. Jetzt sag schon, aber ein bisschen dalli!«
Er machte so hmhmhm und schaute mir tief in die Augen, wobei sich der Schmelzfaktor meiner Knochen eindeutig dem kritischen Zustand näherte.
»Zippi, ich hab einen Fehler gemacht. Den schlimmsten, deppertsten Fehler meines Lebens. Kann ich den wiedergutmachen?«
»Wie bitte?« Ich fühlte, wie mir ganz heiß wurde. Bestimmt ähnelte mein Gesicht einem Feuermelder.
»Worin besteht dein Fehler?«, erkundigte ich mich sachlich, dabei klopfte mein Herz wie rasend.
»Ich dachte, ich hätte mich in Nele verliebt. Das war ein Fehler. Ein Irrtum.«
»Aha.« Obwohl die Menge der grünen Funken, die aus seinen Augen hüpfte, dramatisch zunahm, hielt ich mich eisern auf meinen schwachen Beinen. »Was bedeutet das im Klartext?«
»Das bedeutet …« Meine Füße in den nassen Stiefeln wurden wirklich kalt. »Weißt du, eigentlich bist du daran schuld, dass ich den Fehler gemacht habe. Du hast dich zuerst in einen anderen verliebt.«
»In Ignaz«, bestätigte ich.
»Ja. In Ignaz.«
»Und?«
»Das hat mir ganz schön zugesetzt«, gestand er leise. »Verstehst
du? Kaum warst du weg, hattest du einen anderen Freund. Ich fand das unmöglich.«
Ich schwieg.
»Stell dir doch nur vor, ich wäre in die Berge gereist und hätte ruckzuck eine neue Freundin gehabt. Das hättest du doch auch fies gefunden, oder?«
Ich wand mich, denn natürlich hatte Emir recht. »Stimmt. Aber …«
Meine kalten Füße hinderten mich am schnellen Denken. »Aber ich weiß nicht, ob ich nicht anders gehandelt hätte«, entgegnete ich schließlich.
Emir hob die Augenbrauen. »Was hättest du getan?«
Ich spürte, wie meine Füße immer tiefer in den aufgeweichten Boden sanken. »Garantiert hätte ich nicht die Hände in den Schoß gelegt und deine neue Freundin einfach so hingenommen. Noch weniger hätte ich mich dem erstbesten Jungen, der mir zufällig über den Weg gelaufen wäre, an den Hals geworfen. Nein, Emir, das hätte ich nicht getan. Ich, Zippi Hopp, hätte um dich gekämpft!«
So! Das musste mal gesagt werden! Meiner Meinung nach hatte er sich wirklich Nele an den Hals geworfen. Unüberlegt war das gewesen, total übereilt. Was hatte ihm das gebracht?
Nichts als Ärger für uns beide!
Ich ärgerte mich so über den Ärger, dass ich einfach davonrannte. Obwohl Steine und Gras inzwischen so gut wie hagelfrei waren, war infolge der Nässe alles furchtbar rutschig. Ich vertraute meinem Glück, hüpfte und sprang bergab - bis Emir hinter mir einen Schrei ausstieß. Ich bremste, so schnell mir das möglich war, und was sah ich? Emir hatte es gesetzt. Die Beine waren unter ihm weggeglitten, mit Karacho hatte es ihn hingehauen, sodass er wie benommen um sich blickte und gar
nicht begreifen wollte, wie das in dieser Geschwindigkeit hatte geschehen können.
Kurz zuvor war er mir beim Aufstehen behilflich gewesen; nun war die Reihe an mir, ihm hilfreich meine zarte Zippi-Hand zu reichen. Was ich ohne zu zögern tat. Aber anstatt diese mit höflichem Dank zu ergreifen, meinte er vorwurfsvoll: »Eigentlich hättest ja auch du um mich kämpfen können.«
Kurzzeitig blieb mir die Spucke samt Sprache weg. »Nicht nötig«, sagte ich dann so richtig von oben herab. »Ich hatte mich ja in Ignaz verliebt.« Vor Zorn bebend, blitzte ich ihn an. Da, in genau diesem
Weitere Kostenlose Bücher