My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei
und Ziegen haben uns gebraucht, die haben vor Angst gebrüllt und gemeckert. Aber dass wir bei der Suche nach dem Kleinen nicht dabei waren, hat uns geärgert. Und du hattest danach einen Schwips, Zippi!«
»Emir hat gepetzt«, schimpfte ich. »Dem werd ich aber was erzählen! Wo ist er denn? Trainiert er wieder am Berg?«
»Keine Ahnung. Er war weg, als wir aufgewacht sind. Eigentlich fürchtete Ignaz ja …«, Franzl hustete verlegen.
»Ignaz, was hast du gedacht?«
»Ich dachte, er sei vielleicht schon hier bei euch«, stotterte Ignaz mit rotem Gesicht.
»Du kannst dich beruhigen, Ignaz.« Marta goss ihm Kaffee ein. »Emir war und ist nicht bei uns. Vermutlich ist er am Berg oder bei Nele.«
Am Berg war er nicht; Ignaz spurtete los und überzeugte sich davon. Gut, wir alle, auch Rosi, Gundi und Yasmina, nahmen an, Emir sei bei Nele. Wir dachten, er trainiere mit ihr das Gehen ohne Krücke - schließlich hatte er ihr die Knie- und Ellbogenschützer geschenkt, weshalb niemand von uns auf den Gedanken kam, zu Nele zu gehen.
An diesem Morgen nahmen wir’s locker.
Wir hatten wirklich großes Glück gehabt; außer abgerissenen Zweigen und Blättern war nichts geschehen und so war bei uns alles bald wieder in bester Ordnung. Wir stellten die Blumenkübel
auf die Terrasse, hängten die Kästen mit den Geranien ein, spannten die Sonnenschirme auf und trugen die Stühle raus. Das, was Gundi Sorgen machte, waren die vielen übrig gebliebenen Semmeln, die wir nicht wieder einfrieren konnten, da sie bereits einmal aufgetaut waren.
»Es gibt da ein tolles Rezept«, fiel ihr ein. Flugs stieg sie auf einen Schemel und holte ihr »Allgäuer Kochbuch« vom Schrank, blätterte und fragte Marta, ob sie Lust hätte, das Rezept mit ihr auszuprobieren.
Klar, Marta hatte Lust - und ich auch. »Scheiterhaufen« hieß es, und was Gundi vorlas, klang vielversprechend.
Zuerst schnitten wir die Semmeln in dünne Scheiben, dann schälten wir ungefähr gleich viele Äpfel, schnitten auch sie in Scheibchen und schichteten beides zusammen mit einer Handvoll Rosinen in eine große Auflaufform. Dann musste ich Eier aufschlagen; in eine Schüssel kamen die Dotter, in eine zweite das Weiße, das Marta zu Schnee schlug. Die Dotter wurden mit Rahm, Zucker und Zimt verrührt, der Eischnee daruntergehoben, und ich durfte die Masse über die Apfel-Semmel-Mischung gießen. Marta streute Mandelstifte übers Ganze, Gundi schob den »Scheiterhaufen« in den Backofen - und dann hieß es warten.
An diesem Tag suchten höchstens acht, zehn Menschen die Bergeinsamkeit auf; wie immer bestellten sie Weißwürstl oder Kässpatzen. Zum Nachtisch servierten wir ihnen etwas vom »Scheiterhaufen«.
Sie mussten nichts bezahlen, es waren unsere Testesser. Der Test fiel so gut aus, dass wir den Nachtisch sofort in die Speisekarte eintrugen. Er wurde ein Hit und bescherte uns viele Gäste, weshalb ihr das Rezept auch hinten im Buch findet. Es lohnt sich echt!
Da wir den Scheiterhaufen mit unseren wenigen Gästen ratzfatz
aufaßen und überhaupt kaum was zu tun hatten, war der Tag ein richtiger Ferientag für uns.
Dennoch erlebte ich, Zippi Hopp, einen der schlimmsten Tage meines Lebens, denn der Morgen, der so superschön begann, endete in einem absoluten Chaos. Es handelte sich dabei nicht um ein Gewitter- und Hagelchaos, sondern um eines der Gefühle.
Folgendes geschah:
Nach dem Scheiterhaufen-Testessen zog Marta Jeans und T-Shirt an, knotete den Anorak um den Bauch, sagte, bis zum Abendessen spätestens seien sie zurück, und verschwand Hand in Hand mit ihrem Franzl.
Ignaz musste ins Dorf zu seinem Vater. Er deutete auf den Mopedrücksitz und meinte, ein halber Tag im Tal wäre doch eine tolle Abwechslung für mich.
Davon hielt ich aber nichts; ich schlug das freundliche Angebot aus, zerrte einen Liegestuhl in die Sonne, holte eines dieser Mädchenbücher, die Nele sammelt und mir zum Lesen ausgeliehen hatte, und machte es mir gemütlich.
Ich war gerade an der Stelle angelangt, wo die Heldin mit einem Jungen, von dem ich doch schwer hoffte, dass er ihr Freund werden würde, ein Erdbeben in Chile erlebt, als ich Schritte hörte. Da es sich nicht nur um Schritte, sondern auch um das Aufsetzen eines Stockes handelte, kombinierte ich, dass sich Nele in meiner Nähe befand. Unwillig hob ich die Augen vom Buch - die Geschichte war echt spannend! -, als sie sich mir mit entschlossenem Gesichtsausdruck näherte.
Ich tat, als nähme ich meine Umgebung
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