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My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu

Titel: My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Anders
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Gesprächsbedarf war im Moment gleich null. Zum Glück übte Boris gerade Zielspucken auf unseren Briefkasten. Weshalb er mich auch nicht sah und ich unbemerkt ums Haus rumschleichen konnte, um durch den Keller in die Wohnung zu kommen.
    Ich war noch nicht richtig zur Wohnungstür rein, da klingelte das Telefon.
    Ich ließ es klingeln.
    Aber ich hatte die Rechnung ohne meinen Vater gemacht, der sich bei jedem Klingeln absolut sicher ist, dass ihm irgendein Auftrag durch die Lappen gehen könnte, wenn er nicht abnimmt (für eine neue Bushaltestelle zum Beispiel; architektonisch wertvolle Bushaltestellen waren nämlich früher mal sein Spezialgebiet!).
    Weshalb er jetzt auch aus der Küche geschossen kam, als sollte er heute noch jede Straßenecke in Deutschland mit neuen Bushaltestellen bebauen. Er guckte ein wenig verblüfft, als er mich im Flur stehen sah, und riss das Telefon hoch. Um es gleich darauf deutlich frustriert an mich weiterzugeben.
    Â»Ja?«, meldete ich mich und rechnete mit dem Schlimmsten. Wobei ich mir nicht ganz klar darüber war, was das Schlimmste sein würde. Aber es kam noch schlimmer!
    Â»Ey! Ich bin’s«, hörte ich deutlich Boris’ Stimme.
    Ich war so irritiert, dass ich mich glatt verplapperte. »Was?! Aber ich hab dich doch eben noch vor der Tür gesehen...«
    Â»Hab dich auch gesehen. Aber du bist durch Keller rein.«
    Ich entschied, dass Angriff vielleicht die beste Verteidigung wäre.
    Â»Und dreimal darfst du raten, warum!«, blaffte ich also ins Telefon.
    Â»Keine Ahnung! Warum?«
    Â»Weil du nervst! Weil ich dich nicht sehen will und auch nicht mit dir telefonieren will und... Woher hast du überhaupt unsere Nummer?«
    Â»Habe ich von kleinem Bruder.«
    Â»Na toll. Aber deshalb musst du mich ja noch lange nicht anrufen, oder?«
    Â»Du warst im Kino«, stellte Spucke-Boris ein wenig zusammenhanglos fest.
    Â»Stimmt. Hast du das auch von meinem kleinen Bruder?«
    (Ich beschloss, mit Moritz mal ein ernstes Wort zu reden.)
    Â»Logo. Und wie war Film? War gut?«
    Â»Das war ja wohl echt das Allerletzte!«, blaffte ich ihn an. »Wie kommst du überhaupt darauf, mir so einen Scheiß zu empfehlen?«
    Â»Ey, langsam, ja? Ich dachte, du stehst auf so was!«
    Â»Du dachtest, ich...«
    Â»Ey, logo. Du hast mir doch auch von dem Schlachtertypen erzählt! Und da dachte ich...«
    Â»Vergiss es. Und versuch bloß nicht, noch mal zu denken!«
    Â»Ey, aber ist doch was! Ich geb dir Tipp und du gehst hin. Also stehst du doch auf mich!«
    Ich schnappte einen Moment nach Luft.
    Â»Was muss ich eigentlich noch machen, damit du mich in Ruhe lässt?«, fragte ich dann kraftlos.
    Â»Weiß nicht. Willst du drüber reden? Komme ich hoch, okay? Musst du mich reinlassen!«
    Und schon schrillte die Türklingel!
    Tutnix fing an zu kläffen.
    Mein Vater kam wieder aus der Küche.
    Ich knallte das Telefon zurück auf die Station und fiel meinem Vater gerade noch rechtzeitig in den Arm, bevor er den Türsummer drücken konnte.
    Â»Nicht!«, kreischte ich (meine Stimme klang vor Entsetzen kaum weniger schrill als unsere Türklingel!). »Mach nicht auf! Das ist der Verrückte!«
    Â»Welcher Verrückte?«, wollte mein Vater irritiert wissen.
    Â»Der von den Nachbarn, Boris, von dem ihr alle glaubt...«
    Â»Der Verrückte?«, unterbrach mich mein Vater. »Na, dem werde ich was erzählen! Den knöpfe ich mir gleich vor...«
    Es klingelte wieder. Diesmal Sturm.
    Ich fürchtete allen Ernstes, dass Spucke-Boris sich mit seinem Daumen in unserem Klingelknopf verklemmt hatte. Tutnix bellte begeistert als Antwort. Mein Vater griff empört nach der Türklinke. Das Klingeln hörte auf. Tutnix bellte trotzdem weiter.
    Mein Vater nahm die Hand von der Klinke und fragte besorgt: »Und du bist dir wirklich sicher, dass es dieser... Verrückte ist? Ich meine nur, nicht dass es vielleicht dein Freund Alex ist oder so. Wir wollen ja hier niemandem aus Versehen einen Schrecken einjagen!«
    Â»Erstens«, sagte ich, »ich bin mir sicher. Zweitens, Alex ist nicht mein Freund, sondern eher deiner. Drittens würde ich vorschlagen, wir lassen Tutnix das Ganze klären...«
    Ich drückte den Türsummer. Und als ich Schritte auf der Treppe hörte, riss ich unsere Tür auf und brüllte gleichzeitig: »Fass, Tutnix! Beiß ihn!«
    Tutnix

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