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My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu

Titel: My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Anders
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Wolke umwaberte und jeden unschuldigen Marienkäfer augenblicklich auf den Trip ins Paradies schicken würde …
    Â 
    APROPOS PARADIES:
    Â 
    Mit wem ich an diesem Vormittag gar nicht mehr gerechnet hatte, war der andere, der unschuldige Tierchen für immer ins Paradies beförderte. Und das auch noch hauptberuflich und mit ungleich brutaleren Methoden als dem Duft einer selbst gedrehten Tüte. Schon klar, von wem ich rede, oder? Und wer mich da als mittelgroßer Schock am Supermarkt erwartete, kaum dass ich aus dem Bus kletterte? Der Schlachtergeselle höchstpersönlich! Er lehnte an der Wand gleich neben dem Kunstwerk von Spucke-Boris und grinste mir schon von Weitem zu.
    Ich grinste NICHT zurück. Ich gab mir sogar alle Mühe, so zu tun, als wäre ich gar nicht da. Was wahrscheinlich ein Fehler war. Jedenfalls gab er sich prompt alle Mühe, mir seine Anwesenheit zu beweisen. Wozu er mehrere Sachen auf einmal unternahm. Voll multi-tasking-mäßig, sozusagen.
    1. Er schnippte seine halb gerauchte Kippe auf den Boden.
    2. Er stieß sich von der Wand ab.
    3. Er klappte den Mund auf.
    4. Er sagte: »He!«
    5. Er sagte noch mal: »He!«
    6. Er kriegte einen Hustenanfall.
    Ich ließ ihn husten und guckte stur geradeaus, während ich versuchte, möglichst schnell außer Reichweite seiner Spucketröpfchen-Invasion zu kommen. Aber ich war nicht schnell genug. Er torkelte mir genau in den Weg und hustete: »Ich hab Nierchen im Angebot.«
    Â»Deine?«, fragte ich in der Hoffnung, damit jedes weitere Gespräch bereits im Ansatz zu ersticken. Aber falsch gehofft.
    Â»Ha! Guter Witz! Muss ich mir merken...«
    Â»War kein Witz.«
    Â»Du, ich hab auch frische Leber und so. Oder Geflügelherz! Vom Hähnchen, voll zart, echt, wär das vielleicht was?«
    Ich blieb stehen.
    Ich drehte mich zu ihm um und musterte ihn von seinen Gummistiefeln (mit nur ganz wenigen Blutspritzern) über die weiße Gummischürze (mit ein paar mehr Blutspritzern) bis zu den blutrot leuchtenden Segelohren (auf denen man deshalb auch keine Blutspritzer sehen konnte). Dann fragte ich: »Kannst du Englisch?«
    Â»Yes«, sagte er und leckte sich über die Lippen, als würde er nur bei dem Wort »Englisch« schon an blutiges Beefsteak denken müssen.
    Â»Dann lies das mal«, forderte ich ihn auf und zeigte auf mein neues T-Shirt.
    Â»Miet-iz-mörder«, buchstabierte er sich mehr schlecht als recht durch die drei Wörter.
    Â»Ich-esse-kein-Fleisch!«, erklärte ich als kostenlose Hilfestellung.
    Â»Hä? ›Miet iz mörder‹ heißt ›Ich-esse-kein-Fleisch‹?«
    Â»Genau«, stöhnte ich. »Du hast es kapiert.«
    Â»He, Mann«, grinste er eindeutig beruhigt, »ist doch kein Problem! Das hättest du doch auch gleich sagen können. Ich hab nämlich auch Bouillon! Ganz neu im Angebot, du. Machen wir immer selber. Richtig aus gekochten Knochen und so, das gibt voll die leckere Suppe, wie bei Oma. Und voll ohne Fleisch und alles! Halber Liter ein Euro fünfzig, das kriegst du echt nicht getoppt! Nirgends!«
    Â»Ein anderes Mal vielleicht«, brachte ich mit letzter Kraft raus. »Für heute hat meine Mutter schon eine alte Ratte aus der Tiefkühltruhe geholt. Die machen wir nachher im Backofen warm, mit Knochen und Fell und allen Innereien, ist ein Rezept von meiner Oma, echt gut. Vor allem der Schwanz, den gibt es nämlich bei uns immer zum Nachtisch! Hast du schon mal panierten Rattenschwanz probiert?«
    Â»Nee, du«, stammelte er, erst mal tief beeindruckt, bevor er sich dann doch noch zu einer geistigen Meisterleistung (oder besser GESELLENleistung!) hinreißen ließ: »Aber ich denke, du... isst gar kein Fleisch?!«
    Â»Bei gebackener Ratte mache ich schon mal eine Ausnahme. Du weißt ja, Ausnahmen bestätigen die Regel und so. Aber jetzt muss ich wirklich los, also, sorry...«
    Â»Hau rein!«, rief er mir erstaunlich gut gelaunt hinterher. »Wir sehen uns!«
    Ich hatte das dumme Gefühl, dass er es ernst meinte. Dass ich vielleicht zu weit gegangen war und er demnächst bei uns vor der Haustür auftauchen würde. Mit einem kleinen Gastgeschenk in Form einer Plastiktüte voll frisch zerlegter Ratten für unseren Backofen...
    Aber erst mal stand jemand anders bei uns vor der Haustür. Spucke-Boris! Er hatte zwar keine Plastiktüte dabei, aber mein

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