Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer
über unzureichende Möglichkeiten der Kühlung. Viele Buddhisten verzichten auf das Fleisch vierbeiniger Tieren und wollen diese erst recht nicht töten (was dazu führt, dass die Metzger des Landes Chinesen oder Muslime sind). Hindus lehnen den Verzehr von Rindfleisch ab. Einige Natgeister (so die Taungbyone-Brüder als Söhne eines Muslim) missbilligen den Genuss von Schweinefleisch. Eher frisch, da schneller verbraucht, ist Geflügel , doch auch hier gibt es keine Unbedenklichkeitsgarantie.
Bei vielen armen Bergvölkern ist Fleisch eine seltene Delikatesse. Da es hier auch fast nie Fisch gibt, wird der Eiweißbedarf zum Teil mit gerösteten Insekten, wie Grashüpfern und Käfern, oder mit Ameiseneiern gedeckt.
Gewürze
Es gibt Chili, Pfeffer, Ingwer, Zimt, Kurkuma, Koriander, Kardamom, Kassia-Rinde, Anis, Kümmel, Gewürznelken, Zitronengras, Tamarinde, Sesam,Rosensirup, Knoblauch und zahlreiche Curry-Mischungen. Eine Besonderheit ist die beliebte
ngapi.
Eine streng riechende salzige Paste aus Fisch und Garnelen, die in großen Fässern eingelegt wird und gärt, anschließend in der Sonne getrocknet und zerdrückt wird. Als Tischgewürze finden sich
ngapi jaw
, gebratene Garnelenpaste mit Chili und Knoblauch,
balachaung
aus Chili, Tamarinde und getrockneten Garnelen und
ngapi ye
, eine salzige dünne Soße aus Fisch und Garnelen.
Getrocknete Gewürze, die in einer wahren Farben- und Geruchspracht auf den Märkten angeboten werden, eignen sich wunderbar als Souvenir – sie duften daheim noch lange nach Asien.
Birmanische Küche
Grundnahrungsmittel ist Reis
(htamin).
Das weiße Korn gibt es zu jeder Mahlzeit. Dazu gehören in Birma traditionell milde Currys
(tha-hin).
Sie bestehen aus Gemüse, Gewürzen und Garnelen
(bazun)
, Huhn
(tschet)
, Fisch
(nga)
, Schwein
(we-tha)
, Rind
(ameh-dha)
oder manchmal auch Hammel. Chilis gehören nicht in birmanische Currys, welche daher längst nicht so scharf sind wie etwa in Thailand. Gewürzt wird mit einer Mischung aus Gelbwurz, Ingwer, Knoblauch, Kümmel, Koriander, Salz und Zwiebeln; ähnlich wie in der indischen Küche.
Le-pet: Salat für Mutige
Etwas Mut bedarf der Genuss von le-pet thouk: Das ist ein Salat aus fermentierten grünen Teeblättern, der im Shan-Staat hergestellt wird und im ganzen Land sehr beliebt ist. Es gibt verschiedene Arten der Herstellung. Traditionell werden die verwendeten Teeblätter kurz aufgekocht, anschließend in Bambusstäbe gestopft und ein halbes Jahr im Boden vergraben. Wieder ausgegraben, ist das
le-pet
verzehrfertig. Weniger stark fermentierte Sorten werden über Wasserdampf aufgeweicht, mit den Händen verknetet und anschließend gepresst. Die fermentierten Blätter werden mit Zutaten wie getrockneten Garnelen, Knoblauch, Ingwer und Öl abgeschmeckt. Die Konsistenz ähnelt der von Spinat. Mal ist der Salat fertig gemixt, mal stehen Gewürze und Nüsse zum Selbstmischen bereit. Le-pet wird in Myanmar besonders gern als Beilage zu Shan-Nudeln gegessen. Auch in den Klöstern im Shan-Staat steht oft ein Teller bereit, neben dem üblichen grünen Tee in der Thermoskanne.
Die Currys werden gewöhnlich morgens zubereitet und dann bis abends verkauft. Durch das lange Kochen setzt sich auf dem Curry eine dicke Ölschicht ab, die das Gericht den Tag über wirkungsvoll vor Verunreinigungen schützt. Es empfiehlt sich, die Currys vormittags zu probieren, da sie im Laufe des Tages immer wieder abkühlen und neu erhitzt werden, was nicht jedem europäischen Magen gefällt. Zu jedem Curry gibt es außer Reis eine Schale mit Gemüse und eine Suppe (klare oder Linsensuppe), oft auch noch frischen Salat mit Zwiebeln und Chilis. Dazu steht kostenloser grüner Tee auf jedem Tisch, der immer wieder neu aufgegossen wird und daher meist sehr dünn ist. Soft-Drinks und Bier müssen bestellt werden. In westlich orientierten Hotelrestaurants gibt es weniger Beilagen, und die Speisen sind weniger stark gewürzt.
Auch das ursprünglich indische dhal gehört zur Küche Myanmars. Zu der breiigen Masse aus Linsen,
peh-hin-ye
genannt, werden gern noch Rüben, Okra oder Kartoffeln hinzugefügt. Dazu gibt es häufig
hin-jo
, eine milde Suppe.
Birmanische Salate
(let-thouk
, „von Hand zubereitet“) sind lecker und würzig. Rohes Gemüse oder Obst (z. B. Pomelo oder Mango) werden mit Limonensaft, Erdnüssen, Zwiebeln und Chili abgeschmeckt. Köstlichkeiten dieser Art:
shauk-thi thouk
mit Pomelo,
maji-yweg thouk
mit jungen Tamarindenblättern und
htamin
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