Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer
Independence Army (BIA). Die Armeen Großbritanniens und seiner chinesischen und US-amerikanischen Alliierten konnten sich nur unter großen Verlusten nach Assam und Manipur in Nordost-Indien zurückziehen. Zehntausende von Soldaten und Zivilisten kamen ums Leben, die meisten starben an Krankheit und Erschöpfung.
Legendäre „Flying Tigers“
Von kriegsentscheidender Bedeutung wurde der Einsatz von Eliteeinheiten, allen voran den
Chindits.
Benannt nach dem mythologischen Wächterlöwen,
chinthe
, zermürbte diese multikulturelle Truppe von Amerikanern, Kayin, Chin und Gurkhas den Gegner durch Sabotageakte und Überfälle. Ihre Versorgung und schnelle Verlegung geschah durch die Luft. Diese Aufgabe versahen die wegen ihrer offensiven Angriffstaktik als „Flying Tigers“ bekannten Piloten unter Führung des Generals Claire Lee Chennault. Innerhalb von sechs Monaten schossen sie mehr als 600 japanische Flugzeuge ab. Die Einheit bildete darüber hinaus eine Luftbrücke zwischen dem indischen Assam und Yunnan, um die von Chiang Kai Shek angeführten Kuomintang zu unterstützen.
Zuerst als Befreier empfunden, entpuppten sich die Japaner jedoch sehr bald als brutale und arrogante Besatzer, die selbst die britischen Kolonialherren in den Schatten stellten. Ihr Slogan „Asien den Asiaten“ war nichts als eine Leerformel. Sie verlangten von den Birmanen die Huldigung des japanischen Kaisers Hirohito und missachteten ihre kulturellen Gepflogenheiten. Ökonomisch blutete das Land aus, das Volk verarmte immer mehr. Am 1. August 1943 erklärten die Japaner Birma für unabhängig und setzten eine Marionettenregierung unter Ba Maw ein. Doch ihre Macht schwand von Tag zu Tag, im birmanischen Volk waren sie verhasst.
Der Januar 1944 brachte schließlich einen Wendepunkt, als alliierte Truppen im Rahmen der Burma Campaign an der Küste von Rakhine landeten und den Rückeroberungsfeldzug eröffneten. Der wichtigste Kriegsschauplatz lag im Nordwesten, wo japanische Armeeeinheiten im März einer Offensive der Alliierten zuvorkommen wollten. Nach Wochen der Belagerung von Imphal im indischen Bundesstaat Manipur mussten sie sich jedoch unter erheblichen Verlusten zurückziehen. Von strategischer Bedeutung sollte sich die 1000 km lange Ledo Road erweisen, die der US-amerikanische Generalleutnant Joseph Warren Stilwell ab 1943 von Manipur quer durch den Kachin-Staat anlegen ließ, um die Versorgung der Truppen sicherzustellen.
Die japanischen Besatzer wurden immer weiter zurückgedrängt. General Aung San nahm Ende 1944 Kontakt mit den Alliierten auf und kämpfte ab dem 27. März 1945 auf ihrer Seite gegen Japan. An dieses Datum erinnert bis heute der „Tag der Armee“. Zur Mobilisierung der Bevölkerung gründete der damals erst Dreißigjährige die People’s Volunteer Organisation (PVO) und mit Thakin Nu sowie anderen Mitstreitern die Anti Fascist Peoples Freedom League (AFPFL). Anfang Mai 1945 war ganz Birma von den Alliierten zurückerobert. Als Japan am 28. August die Kapitulationsurkunde unterzeichnete, hatte das ostasiatische Land in diesem bitteren Krieg 190 000 Soldaten, drei Fünftel seiner Armee, verloren.
Weg in die Unabhängigkeit
Noch während der letzten Kriegsmonate legte die britische Regierung in einem
White Paper
die politische Zukunft Birmas dar. Es sah vor, das zerstörte Land so lange unter die Direktherrschaft eines Gouverneurs zu stellen, bis es sich wirtschaftlich erholt hatte und die Rahmenbedingungen für die Unabhängigkeit geschaffen waren. Bis dahin sollte wieder der Government of Burma Act von 1935 gelten. Am 16. Oktober 1945 übernahm Sir Reginald Dorman-Smith das Amt des Gouverneurs. Doch Aung San und seine Anti Fascist Peoples Freedom League hatten eigene Pläne: die Unabhängigkeit Birmas so schnell wie möglich. Die AFPFL – in ihr waren zehn verschiedene politische Gruppierungen, darunter die Kommunisten und Vertreter einiger Volksgruppen, zusammengeschlossen – wurde von der Bevölkerungsmehrheit unterstützt. Kurz nachdem Dorman-Smith im August 1946 von Sir Hubert Rance abgelöst wurde, legte die AFPFL das ganze Land mit einem Generalstreik lahm. Der unabkömmlich gewordene Aung San wurde daraufhin Mitglied im Exekutivrat.
Zu Beginn des Jahres 1947 reiste Aung San nach London, um mit dem britischen Premier Clement Attlee die Zukunft seines Landes zu regeln. Am 27. Januar unterzeichneten die beiden das Aung San-Attlee-Abkommen, welches betonte, dass das birmanische Volk gemeinsam mit den
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