Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer
Staaten.
Sechste Buddhistische Synode
Zum 2500. Geburtstag von Buddha lud U Nu zur Sechsten buddhistischen Synode ein. Mehrere tausend Repräsentanten aus über 30 Ländern versammelten sich zwischen Mai 1954 und 1956 auf dem Gelände der Kaba-Aye-Pagode in Yangon, um sich auszutauschen und Fragen zum Palikanon zu diskutieren.
Doch die innenpolitischen Probleme wurden ständig größer. Zwar konnte die AFPFL bei den Wahlen 1951/2 und 1956 wieder die Mehrheit erringen, trotzdem nahmen die Parteiquerelen weiter zu, während die Autorität von U Nu immer mehr schwand.
Als es im Oktober 1958 zum großen Bruch innerhalb der AFPFL kam, ließ der Premier das Parlament auflösen. Er bat seinen Verteidigungsminister General Ne Win, bis zu Neuwahlen eine Interimsregierung anzuführen. Ne Win hatte den Auftrag, die zahlreichen Aufstände im Land – mittlerweile gab es über 20 Rebellenarmeen – niederzuschlagen und die angespannte politische Lage zu beruhigen. Tatsächlich vermochte er in seiner 18-monatigen Regierungszeit die Rebellenarmeen zu schwächen.
Die für den 6. Februar 1960 anberaumten Wahlen gewann U Nu und seine neu gegründete Union League (Parin Pyidaungzu) haushoch. Doch mit seinem Plan, den Buddhismus zur Staatsreligion zu erheben, brachte er viele Nicht-Buddhisten gegen sich auf. Als er auch sein Wahlversprechen nicht einlöste, den Rakhine und Mon eigene Staaten zuzugestehen, mehrten sich wieder die Aufstände. Innerhalb kurzer Zeit brachten Rebellenarmeen ein Zehntel des Landes unter ihre Kontrolle. Das Land drohte im Chaos zu versinken.
Ne Win-Diktatur
In den frühen Morgenstunden des 2. März 1962 übernahm General Ne Win durch einen Militärputsch überraschend die Macht. Die führenden Politiker warf er ins Gefängnis. Dort starb wenige Monate später Sao Shwe Thaike, der erste Präsident Birmas, unter ungeklärten Umständen. Hunderte von Studenten wurden nach Protestaktioneninhaftiert. Der General setzte hohe Militärs als Revolutionsrat ein und verkündete am 30. April den „Birmanischen Weg zum Sozialismus“. Ausländische Firmen wurden des Landes verwiesen und alle Betriebe verstaatlicht. Auch viele einheimische Geschäftsleute verließen nach der Enteignung ihrer Unternehmen das Land. Alle politischen Parteien wurden verboten mit Ausnahme der von ihm gegründeten Burma Socialist Program Party (BSPP). Außenpolitisch führte Ne Win Birma in die absolute Isolation.
Mit der Verabschiedung einer neuen Verfassung 1974 nannte er das Land offiziell „Sozialistische Republik der Union von Birma“ und teilte es in sieben Staaten
(states)
und sieben Provinzen
(divisions)
ein. Zwar kam es immer wieder zu Protesten, z. B. anlässlich der Beisetzung des früheren Uno-Generalsekretärs U Thant im Dezember 1974, doch wurden sie brutal unterdrückt. Auch ein Putschversuch junger Offiziere im Juli 1976 scheiterte. Im Rahmen einer Generalamnestie ließ Ne Win 1980 viele politische Gefangene frei. U Nu, der nach einer mehrjährigen Gefängnisstrafe 1966 ins Exil gegangen war, konnte wieder zurückkehren.
1988 – Jahr der Krise
Immer mehr schlitterte das Land ins ökonomische Desaster. 1987 hatte die wirtschaftliche Lage einen solchen Tiefpunkt erreicht, dass das Land bei der Uno den Status eines
Least Developed Country
(LDC) beantragte, um an günstige Kredite und Schuldenerlasse heranzukommen. Als der von der Glückszahl Neun besessene Ne Win über Nacht alle 25-, 35- und 75-Kyat-Banknoten – vier Fünftel des im Umlauf befindlichen Geldes – für ungültig erklärte und dafür 45- und 90-Kyat-Noten einführte, verloren viele Menschen ihr Erspartes.
Es kam zu ersten Unruhen, die im März 1988 eskalierten und sich zu Massendemonstrationen ausweiteten. Das ganze Land wurde durch Streiks lahmgelegt, woraufhin Ne Win am 27. Juli den Vorsitz der BSPP an U Sein Lwin abgab. Der wegen seiner Brutalität auch als „der Schlächter“ bekannte U Sein Lwin zögerte nicht, bei einer Großdemonstration am 8. August auf Demonstranten schießen zu lassen. Hunderte oder gar Tausende kamen dabei ums Leben, seitdem gilt der 8.8.88 als der schwärzeste Tag der jüngeren Geschichte. Auch in den folgenden Tagen waren zahlreiche Opfer zu beklagen, viele Menschen kamen ins Gefängnis. Die Lage beruhigte sich erst, als der verhasste Militärführer am 19. August von dem Zivilisten Dr. Maung Maung abgelöst wurde, der versprach, ein Referendum zur Einführung des Mehrparteiensystems durchführen zu lassen. Wenige Tage
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