Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer
konnten – wie etwa U Ottama, der ab 1886 eine Armee von 3000 Mann befehligte. Großen Zulauf hatte auch Saya San, ein ehemaliger Mönch, der die infolge der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er-Jahre verarmten Bauern mobilisierte. Die von ihm angeführte Tharrawaddy-Rebellion konnte auch nach seiner Hinrichtung im Jahr 1931 nur sehr mühsam unterdrückt werden.
In den Städten versuchten einige Intellektuelle die Religion des Buddha zu modernisieren und gründeten 1906 die Young Men’s Buddhist Association (YMBA) als Diskussionszirkel für religiöse und kulturelle Fragen. Als Antwort auf die christlichen Schulen wurden buddhistische Bildungseinrichtungen etabliert. Doch griff die YMBA zunehmend auch politische Themen auf. Sie kritisierte die Arroganz der Kolonialherren und forderte sie auf, die kulturellen Eigenheiten Birmas zu respektieren. Ein immer wieder aufbrechender Konflikt resultierte aus der Weigerung der Briten, beim Besuch von Pagoden die Schuhe auszuziehen.
Der erste größere Protest flammte auf, als nach dem Ersten Weltkrieg die Briten dem indischen Teil ihrer Kolonie eine beschränkte Partizipation an der kolonialen Verwaltung gestatteten, nicht aber Birma. Nach einer Welle von Streiks und Demonstrationen wurde sie schließlich 1921 auch Birma zuerkannt. Eine organisierte Unabhängigkeitsbewegung entstand an der neu gegründeten University of Rangoon. Dort kam es am 5. Dezember 1920 zum ersten großen Streik, mit dem sich Studenten gegen die Einführung einer diskriminierenden Universitätsverordnung auflehnten. Regelmäßige Proteste und Streiks bestimmten auch die folgende Dekade.
Dobama Asiayone
Die 1930 gegründete
Dobama Asiayone
, „Wir sind das birmanische Volk”, war eine Vereinigung nationalistisch gesinnter Studenten, die sich
thakin
, „Herren”, nannten. Dies ist ein birmanischer Titel, der den Kolonialherren vorbehalten war. Zu den Anführern gehörten Thakin Aung San und Thakin Nu, die später die Zukunft Birmas bestimmen sollten. Im Jahre 1936 legten sie durch einen Vorlesungsstreik den Lehrbetrieb an der Yangoner Universität lahm, um gegen das koloniale Erziehungsund Unterrichtssystem zu protestieren. Zu ihren Hauptforderungen zählte die Verwendung birmanischer Literatur und Sprache im Unterricht.
1937 riefen Mitglieder der Dobama Asiayone (s. Kasten) zum Boykott der ersten Wahlen zum neu gegründeten Abgeordneten- und Oberhaus auf. Zu den Wahlen war aufgerufen worden, nachdem Birma infolge des 1935 in London beschlossenen Government of Burma Act zur eigenständigen Kolonie erklärt wurde. Doch die Studenten forderten die Unabhängigkeit ihres Landes und nicht nur beschränkte Autonomie. Ein Veteran der Nationalbewegung, Dr. Ba Maw, wurde schließlich zum Premier einer birmanischen Administration gewählt, hatte allerdings kaum Befugnisse.
Die Thakin-Gruppe radikalisierte sich immer mehr und ging schließlich in den Untergrund. Dort nahm sie Kontakt mit der japanischen Militärregierung auf, die im Zuge ihrer aggressiven Expansionspolitik im Juli 1937 China überfallen hatte und weite Teile des Landes besetzt hielt. In Japan sahen sie einen ebenbürtigen asiatischen Gegenspieler zu den westlichen Kolonialmächten. Birma spielte wiederum für die Japaner eine strategisch wichtige Rolle, denn über die 1938 fertiggestellte Burma Road von Mandalay über Lashio und Bhamo nach Yunnan organisierten die gegen sie kämpfenden nationalchinesischen Truppen, die Kuomintang (KMT), ihren Nachschub. Während Thakin Nu 1939wegen antibritischerAktivitäten ins Gefängnis kam, konnte sich Aung San seiner drohenden Verhaftung entziehen. Mit einigen Mitstreitern entfloh er ins chinesische Xiamen (Amoy) und von dort weiter nach Japan. Um der nationalen Unabhängigkeit willen war er bereit, mit den japanischen Faschisten zu kollaborieren. Auf der Insel Hainan ließ er sich mit ausgewählten Mitstreitern militärisch ausbilden. Sie gingen als die „Dreißig Kameraden“ in die birmanische Geschichte ein.
Der Zweite Weltkrieg
Mit dem Überfall auf Pearl Harbour in der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember 1941 begann ein rasanter Feldzug der japanischen Armee in Südostasien. Mitte Februar 1942 besetzten ihre Truppen Singapore, Anfang März fiel Java in ihre Hände. Von Thailand aus landeten in der dritten Januarwoche 1942 die ersten Soldaten in Niederbirma. Am 8. März eroberten sie Yangon, am 1. Mai Mandalay. Auf ihrer Seite kämpfte Bogyoke (General) Aung San mit seiner neu formierten Burma
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