Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer
zuvor war an der Shwedagon-Pagode mit einer Rede vor Hunderttausenden von Menschen eine Frau bekannt geworden, die zur Leitfigur der sich formierenden Demokratiebewegung werden sollte: Aung San Suu Kyi.
SLORC
Am 18. September kam es zu einem Machtwechsel innerhalb des Militärs. Das State Law and Order Restoration Council (SLORC) unter Führung von General Saw Maung übernahm die Herrschaft und löste alle bisherigen Regierungseinrichtungen auf. Aung San Suu Kyi gründete zusammen mit Gleichgesinnten die National League for Democracy (NLD) und begann im ganzen Land für demokratische Reformen zu werben. Doch starben auch weiterhin Demonstranten im Kugelhagel der Soldaten, Tausende von Studenten flüchteten über die Grenzen in die Nachbarländer. Am 19. November formierte sich an der thai-birmanischen Grenze die Democratic Alliance of Burma (DAB), ein Zusammenschluss von zehn ethnischen Widerstandsorganisationen mit Studentengruppen.
Als eine der ersten Amtshandlungen führte das SLORC die Marktwirtschaft ein. Am 27. Mai 1989 deklarierte es einen neuen offiziellen Namen des Landes: Union von Myanmar. Angesichts der eingefrorenen Entwicklungshilfe aus dem Ausland kündigte es demokratische Wahlen an, doch wurden gleichzeitig die prominentesten Oppositionellen wie Aung San Suu Kyi und U Nu unter Hausarrest gestellt oder ins Gefängnis geworfen. Immerhin kam es am 27. Mai 1990 zu den ersten Parlamentswahlen seit 30 Jahren. Trotz Repressalien gewann die NLD 392 von 485 Sitzen, während die aus der BSPP hervorgegangene National Unity Party (NUP) gerade mal zehn Sitze errang. Aber das Wahlergebnis wurde von der Militärjunta nicht anerkannt. Zuerst solle eine neue Verfassung erarbeitet und von einer Nationalversammlung verabschiedet werden, war die Begründung.
General Ne Win
Als General Ne Win am 5. Dezember 2002 im hohen Alter von 91 Jahren in seiner Villa in Yangon starb, nahm die Bevölkerung dies mit großer Erleichterung auf. Der Despot hatte ihr Land in seiner 26 Jahre währenden Herrschaft in den Ruin getrieben und das Militär zur absoluten Macht geführt. Dabei war er als einer der „Dreißig Kameraden“ in den Anfangsjahren des unabhängigen Birma durchaus respektiert.
Am 24. Mai 1911 in Paungdale bei Pyay als Sohn chinesisch-birmanischer Eltern geboren, schloss er sich unter dem Geburtsnamen Shu Maung der nationalistischen Bewegung
dobama asiayone
an. Als einer der „Dreißig Kameraden“ wurde Shu Maung 1941 auf der chinesischen Insel Hainan von der japanischen Armee militärisch ausgebildet. Wie seine Mitstreiter gab er sich ein Pseudonym und nannte sich fortan Bo Ne Win, „General Glorreiche Sonne“. Ab 1943 hatte Ne Win den Oberbefehl über die neu gegründete Birmanische Nationalarmee inne. U Nu machte ihn 1950 zum Verteidigungsminister und Minister für innere Sicherheit. Auf dessen Bitten übernahm der General im Krisenjahr 1958 für 18 Monate die Regierungsgeschäfte. Durch einen Militärcoup riss Ne Win am 2. März 1962 die Macht an sich und führte das Land mit seinem „Birmanischen Weg zum Sozialismus“ in die Isolation. Sein fanatisches Verhältnis zur Glückszahl Neun nahm 1987 mit der Einführung von 45- und 90-Kyat-Banknoten bizarre Formen an.
Der berüchtigte Schürzenjäger war offiziell fünf Mal verheiratet und hatte fünf Kinder, darunter Sandar Win, die bis zum Tod seine engste Vertraute blieb.
Tatsächlich konstituierte sich eine verfassungsgebende Versammlung. Die Delegierten der unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen (Parteien, Vertreter von Minderheiten und Religionen, etc.) waren vom SLORC jedoch sorgfältig ausgewählt. 1993 trat die Versammlung zum ersten Mal zusammen, doch wurde sehr schnell deutlich, dass das Regime kein Interesse an Reformen hatte.
Wirtschaftliche Öffnung
An dem eindrucksvollen Wirtschaftsboom in Südostasien wollte auch Birma teilhaben, ausländische Investoren waren daher herzlich willkommen. Um ihnen das Land attraktiv zu machen, bedurfte es einerseits einer vernünftigen Infrastruktur und andererseits politischer Stabilität. Daher bemühte sich das Militär, die desolaten Straßen und Bahnlinien zu erneuern bzw. auszubauen und bediente sich angesichts fehlenden Geldes eines Mittels, das bereits die Könige und Kolonialherren zu schätzen wussten: der Zwangsarbeit. Hunderttausende von Menschen wurden gezwungen, sich an den Bauprojekten zu beteiligen. Nicht wenige flohen deshalb ins Ausland. Das westliche Ausland verurteilte diese Praxis
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