Mylady Adelshochzeit 01
entschuldigen. Ich hoffte, Ihren Vater anzutreffen, und ich weiß, er erhebt sich rechtzeitig.“
„Mehr als rechtzeitig. Er ist schon fort“, hauchte Emily schwach.
Mark kam näher, und Emily spürte ihr Herz plötzlich im Halse schlagen. Sie hatte sich schon irgendwie daran gewöhnt, dass er sie an sich zog und küsste und streichelte, bis ihre Sorgen sich in nichts auflösten; er war ein fester, stützender Bestandteil ihres Lebens geworden. Auch jetzt musste sie sich beherrschen, um ihm nicht in die Arme zu stürzen mit dem Gefühl, dann wäre alles wieder gut. Als ihr jäh bewusst wurde, dass ihr nichts lieber wäre, als Mark Hunters Gemahlin zur werden, trat sie rasch einen Schritt zurück.
„Sie wissen, warum ich hier bin“, begann er gemessen.
„Ja, und ehe Sie mehr sagen, sollten Sie etwas wissen …“
„Ganz recht“, bestätigte er, „zwei Fragen sind noch offen. Eine konnte ich mir selbst beantworten, nämlich die, dass Sie mit Riley verabredet waren und Devlin ausweichen wollten, als ich Sie in der Anwaltskanzlei traf, oder?“
Dazu nickte Emily nur, fragte dann aber: „Und die andere Frage?“
„Neulich haben Sie mir eine Abfuhr erteilt, als ich ihre Unschuld rühmte. Ich warte immer noch auf eine Erklärung.“
Eine so brutal offene Aufforderung hatte sie nicht erwartet. Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Ich denke, Sie wissen, warum“, stieß sie hervor und schlug stolz und kühn die schimmernden graublauen Augen zu ihm auf.
„Ich stelle mir vor, es hat damit zu tun, dass sie einander einmal leidenschaftlich zugetan waren, wie Devlin es ausdrückte.“
„Sehr scharfsinnig, Sir“, sagte Emily und hob herausfordernd den Kopf.
„ Wie leidenschaftlich waren Sie ihm zugetan?“
„So sehr es nur möglich ist“, entgegnete sie mit rauer Stimme. „Aber wir brauchen nicht in Rätseln zu sprechen. Sie beleidigen mein Feingefühl nicht, wenn Sie ‚fleischliche Liebe‘ sagen. Wahrscheinlich ist Ihnen klar, dass ich mich Devlin hingab, als wir verlobt waren. Ich bin nicht mehr unberührt“, fuhr sie fast unhörbar fort, „und ich wünsche nicht, dass Sie sich verpflichtet fühlen, mir den Schutz Ihres Namens anzubieten … sofern das Ihre Absicht war.“ Verstohlen sah sie zu ihm auf, konnte jedoch seinen Ausdruck nicht enträtseln. Da er schwieg, überlegte sie verzweifelt, was sie noch sagen könnte.
„Falls Sie um mich anhalten wollten, ist es ganz gut, dass Sie meinen Vater nicht antrafen“, fügte sie tapfer hinzu, obwohl er sich immer noch jeder Äußerung enthielt. „Zweifellos glauben Sie, sich einer unwillkommenen Pflicht unterziehen zu müssen. Aber das ist unnötig; Sie können sich das Gespräch mit meinem Vater sparen.“ Immer noch sagte er nichts, und Emily zog sich unsicher an den Tisch zurück und begann angelegentlich, das Geschirr zusammenzuräumen, gab jedoch auf, da unter ihren bebenden Händen alles klirrend aneinander schlug. „Dass wir bei unserer kurzen Rast gesehen wurden, noch dazu von einer so gehässigen Person, war wirklich ein unglücklicher Zufall. Dennoch besteht für Sie keinerlei Verpflichtung, meinen guten Ruf schützen zu müssen.“ Sie schwieg, um ihm endlich eine Antwort zu entlocken … und sei es nur, dass sie keinen guten Ruf zu verlieren habe. Mühsam die Augen niedergeschlagend, fuhr sie fort: „Es gibt einen Herrn, der meine zarten Gefühle erwidert; das offen zu verkünden, wäre nun der rechte Zeitpunkt.“ Langsam hob sie den Blick.
„Und Sie glauben, dass Stephen Bond eine so freizügige Person heiratet?“
Unter seinem durchdringenden Blick wurde es Emily heiß. „Ich glaube nicht, dass solch böse Gerüchte entstehen, nur weil wir, Sie und ich, gemeinsam gesehen wurden.“
„Sie wissen doch, dass ich nicht darauf anspielte.“
Emilys Wangen glühten. „Das wird Stephen nie wissen … außer Sie oder Devlin sagen es ihm.“
„Aber sicher wird er es wissen. Spätestens in der Hochzeitsnacht.“ Mit wildem Blick sah er sie an. „Oder er weiß es schon?“, murmelte er. „Sind Sie vielleicht auch Mr. Bond leidenschaftlich zugeneigt? Oder reizte Sie damals bei Devlin nur die Vorstellung, Viscountess zu werden?“
16. KAPITEL
„Wie können Sie es wagen!“
Emily wurde fast übel, so gedemütigt fühlte sie sich. Empört marschierte sie auf ihn zu und starrte ihn wütend an. „Als ich mich in Devlin verliebte, war ich noch sehr jung. Er war meine erste Liebe, und es gelang ihm, mich durch
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