Mylady Adelshochzeit 01
fragte knapp: „Neidest du mir das?“
Mark lächelte schief. Neiden …? Nein, aber so zufrieden wie sein Bruder zu sein, wünschte er sich. Noch vor Kurzem hätte er ihn bemitleidet, weil er nicht mehr die Junggesellenfreiheit genoss. Doch dann hatte Emily Beaufort ihre faszinierenden graublauen Augen auf ihn gerichtet und um Hilfe gebeten. Nun war er ihr ergeben, mit Herz und Seele, und wünschte sich, es wäre anders. Abrupt griff er nach Karaffe und Glas und schenkte sich ein, entsann sich dann seiner Manieren und bot Jason ebenfalls an, der jedoch ablehnte und zusah, wie sein Bruder sich in den gegenüberstehenden Sessel fallen ließ und sein Glas in einem Zug lehrte.
Schon eine ganze Weile verhielt Mark sich … nun, seltsam, und Jason war auf Befehl seiner Gattin hier, um ihm auf den Zahn zu fühlen. Helen war nämlich überzeugt, dass Mark und Emily allen gegenteiligen äußeren Zeichen zum Trotz dabei waren, sich ineinander zu verlieben.
Mark starrte blicklos ins Feuer, und angesichts seiner düsteren Miene dachte Jason daran, dass die Straße zur Glückseligkeit mit Fallgruben gespickt sein konnte – wie er am eigenen Leibe erfahren hatte. Mark jedenfalls sah aus, als leckte er gerade seine Wunden.
„Helen schickt mich; ich soll dich zum Dinner mit heimbringen. Ein Nein lässt sie nicht gelten“, setzte er hinzu, als er Marks Zögern bemerkte.
„Wer kommt noch?“ Grinsend nahm Jason den Anflug von Misstrauen in Marks Stimme zur Kenntnis. Zu oft hatte Helen ihrem Schwager heiratsfähige junge Damen an die Seite gesetzt. „Nur wir drei, ich schwör’s. Helen sorgt sich einfach, weil wir dich in letzter Zeit so selten sahen. Was hast du getrieben?“
Mark fixierte nachdenklich sein Glas, sprang dann auf und füllte es erneut. „War auf Freiersfüßen“, verkündete er und lachte freudlos auf. Er goss den Brandy hinunter und knallte das Glas auf den Tisch. „Jetzt weißt du’s. Und ehrlich, mir ist heute Abend nicht nach Gesellschaft.“
„Hmm, kann verdammt knifflig sein“, sagte Jason mitfühlend. „Bin froh, dass ich es hinter mir habe.“ Als er sich damals um Helen Marlowe bemühte, hatten sich ihm verflixt viele Hindernisse in den Weg gestellt. „Willst du drüber reden?“
„Nein.“
„Dann nehme ich an, die Dame hat deinen Antrag abgelehnt – also kann es nicht Barbara sein. Sie wäre darauf geflogen.“
„Du bist verflucht neugierig!“, knurrte Mark. „Sag Helen, ich danke für die Einladung, aber …“
„Ich bin dein Bruder“, warf Jason ruhig ein, „ich merke, dass da etwas nicht stimmt, und ich sehe dich nicht gern unglücklich. Wenn du nicht darüber reden willst, gut, es ist deine Sache …“ Er stand auf und schaute Mark fest an. „Aber höflich könntest du wenigstens sein. Weißt du, wenn ich dich nicht mitbringe, wird mir einiges an Schelte blühen – und anschließend eine einsame Nacht.“
„Die Freuden des Ehelebens?“, meinte Mark sarkastisch.
„In der Tat, aber das wird dich ebenso wenig schrecken, wie es mich schreckte. Wenn du sie liebst, nimmst du das hin – und mehr.“
„Ich gehe jetzt besser“, sagte Emily, der es vorkam, als plapperten sie seit Ewigkeiten belangloses Zeug. Nur mühsam konnte sie ihre Ungeduld und Aufregung unterdrücken, nachdem Sarah die Rückkehr Mrs. Pearsons erwähnt hatte. Nur ihre guten Manieren bewahrten sie davor, Sarah nicht einfach sitzen zu lassen. Ohne lange nachzudenken, hatte sie beschlossen, sich ihrer Freundin nicht anzuvertrauen; die würde es sowieso erfahren, sobald Mrs. Harper von ihrem Besuch heimkehrte. Und schon heute Abend würden sämtliche Salons und Gesellschaftsräume widerhallen … vom Gerede über die zügellose Emily Beaumont!
„Ach, komm, trink noch einen Schluck Tee“, lockte Sarah, betrachtete Emily jedoch forschend. „Habe ich etwas Falsches gesagt? Dich gekränkt?“, fügte sie dann hinzu.
„Himmel, nein“, wehrte Emily mit gezwungenem Lachen ab. „Es ist nur … nun ja …“, mit Erleichterung erinnerte sie sich, dass Sarah sich nach Tarquin erkundigt hatte, „weißt du, der Verlorene Sohn ist zwar zurück, aber beladen mit all den Schwierigkeiten, in die er sich gebracht hat.“
Sarah drückte Emily mitfühlend die Hand und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich verstehe, Liebes. Komm nur bald einmal wieder.“
Emily eilte schnellen Schrittes nach Hause, doch als sie in den Callison Crescent einbog, hielt sie plötzlich inne. Was will ich denn nun machen?,
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