Mylady Adelshochzeit 01
Versprechungen zu verführen.“ Sie rang nach Atem, ehe sie fortfuhr: „Heute bedaure ich zutiefst, dass ich mich von seinen Lügen hinters Licht führen ließ, doch wird mir so etwas nicht wieder passieren, denn ich bin nicht mehr das naive, törichte Mädchen von damals.“ Hochmütig warf sie den Kopf in den Nacken und sah ihm in die Augen. „Dass Sie den Nerv haben, mir Moral predigen zu wollen! Sie sind selbst nicht eben ein Muster an Tugend. Ob Mrs. Emerson wohl weiß, wie unbeständig Sie sind?“
„Das ist völlig unerheblich“, erwiderte er kühl.
„Und das bestätigt meine Meinung über Ihren Charakter, Mr. Hunter! Wie schändlich, dass Sie so wenig Respekt für die Gefühle der Frau zeigen, die Sie lieben!“
„Sie wissen nicht, wovon Sie reden, Miss Beaumont, und Sie sollten sich besser aus meinen Liebesaffären heraushalten.“
„Nur zu gern, wenn Sie das umgekehrt ebenfalls täten.“
Kampflustig funkelten sie einander an, und erst als er keine Anstalten machte, sich zu verabschieden, senkte Emily den Blick und sagte: „Es besteht keine Notwendigkeit für Sie, länger zu bleiben, und falls Ihr Gewissen etwas Gegenteiliges sagt, will ich Sie beruhigen. Vermutlich kennen Sie meine Gefühle für Sie. Ich würde Sie nicht einmal heiraten, wenn ich stattdessen mein Brot auf der Straße verdienen müsste.“
„Und bestimmt wäre Devlin Ihr eifrigster Kunde“, warf Mark höhnisch hin. Als sie empört aufkeuchte, hob er nur verächtlich einen Mundwinkel – doch unter seiner blasierten Ruhe kochte unbeherrschbare Eifersucht. Was er so sehr gefürchtet hatte, stimmte wirklich. Die Frau, zu der er in Liebe entbrannt war, hatte sich einem Mann hingegeben, den er zutiefst verachtete. Doch er gestand sich ein, dass es ihm genauso wenig gefallen würde, wenn der anständige, nette Stephen Bond sie entjungfert hätte. Er konnte das primitive Bedürfnis nicht unterdrücken, bei der Frau, die er liebte, der Erste sein zu wollen, und das verhärtete seinen Sinn und ließ ihn derb antworten: „Mag sein, dass Sie mich nicht mögen, mein Schatz, aber was tut das schon? Wissen wir nicht beide, dass wir Zuneigung außen vor lassen und uns gleich auf Leidenschaft konzentrieren können?“
Emily wurde es ganz heiß, und sie wandte sich, um eine Antwort verlegen, von ihm ab. Wie grausam von ihm, offen auf die ungeheure körperliche Anziehungskraft zwischen ihnen anzuspielen. Noch ehe sie gemerkt hatte, dass ihre Gefühle für ihn im Wandel begriffen waren, hatte sie die Verlockung seiner kraftvollen männlichen Persönlichkeit gespürt. Und obwohl seine verletzenden Worte ihr noch in den Ohren hallten, sehnte sie sich dennoch nach der bittersüßen Erregung, die er in ihr wecken konnte.
Ihr nämlich hatte es an Ehrlichkeit gemangelt – sich selbst gegenüber! Noch vor wenigen Tagen hätte sie sich einreden können, ihn zu verabscheuen, heute jedoch nicht mehr. Trotz der Beleidigungen, die er ihr an den Kopf geworfen hatte, gefiel er ihr außerordentlich gut. In Wahrheit fürchtete sie, ihn zu lieben. Genauso wenig jedoch, wie sie damals zugelassen hatte, dass Devlin die Ehe mit ihr aufgezwungen wurde, würde sie heute Marks Frau werden, wenn er sie verachtete. Irgendeine andere Lösung musste her, noch ehe Mrs. Pearson nach London zurückkehrte.
„Soll ich Ihnen vielleicht beweisen, wie gut wir zusammen passen? Es wäre mir das größte Vergnügen, Ihnen jeden Gedanken an Devlin auszutreiben“, drang Marks Stimme in ihr Grübeln.
Ein sinnlicher Schauer durchrieselte sie; die Bilder, die er in ihr erweckte, ließen das Blut wie Feuer durch ihre Adern strömen. Langsam trat er zu ihr, umfasste mit festem Griff ihre schlanken Arme und hauchte mit heißen Lippen berauschende Küsse in ihren Nacken. Unwillkürlich drängte sie sich ihm entgegen, und sie schwelgte in der Glut, die er so leicht in ihr entfachen konnte. Doch sie stählte sich, um sich nicht seinen verführerischen Praktiken zu ergeben. Er begehrte sie, doch er hielt sie für eine Frau mit lockerer Tugend und sagte es ihr auch noch ungeniert. Lust und Begehren konnten verlocken und in Bann schlagen, doch ohne Liebe und Respekt taugte beides nicht. Diese Lektion hatte sie durch Devlin gelernt.
Mark, der ihren Widerstand spürte, wollte ihr nicht einmal diesen kleinen Triumph gönnen, sondern ließ von ihr ab. Nachdenklich betrachtete er sie, dann sagte er: „Wenn Ihre Eltern erst von der Pearson hören, dass wir allein in einem Gasthof waren,
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