Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MYLADY HOCHZEITSBAND Band 01

MYLADY HOCHZEITSBAND Band 01

Titel: MYLADY HOCHZEITSBAND Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS MARY BRENDAN
Vom Netzwerk:
lachte. Ihre guten Taten vollbrachte sie anscheinend in eigenem Interesse. Aber entsprach dies tatsächlich der Wahrheit? Um den Jungen schien sie sich ernsthaft Sorgen zu machen, und der zärtliche Ausdruck in ihrem Gesicht, als sie ihm Trost spendete, zeugte von einer sanfteren Seite ihres Wesens, das ihn nicht mehr losließ.
    „Ich sehe nicht, was daran falsch sein soll“, sagte sie, verstimmt über sein Gelächter. „Jeder muss die Arbeit tun, die ihm zugeteilt wird.“
    „Sogar ich“, sagte er.
    „Ja. Es war ein Glück, dass Sie an der Mauer gearbeitet haben, sonst hätten Sie Tommy nicht retten können. Sie haben großen Mut bewiesen.“ Sie erstickte beinahe an den Worten, aber es war die reine Wahrheit, und sie zollte immer Lob, wem es gebührte.
    „Ich bin ein hartgesottener Soldat, Miss Cartwright, an Gemetzel gewöhnt, aber Sie haben nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als ich Ihnen den Jungen übergab. Andere junge Damen wären gewiss in Ohnmacht gefallen.“
    Sie lachte. „Dann hätten Sie gleich zwei Patienten gehabt und niemanden, der zum Doktor geritten wäre. Ich bin kein solch zartbesaitetes, mimosenhaftes Seelchen, Mylord; nie gewesen.“
    Das glaubte er ihr aufs Wort. Er blieb stehen, um ihr beim Aufsteigen zu helfen. Sie setzte sich rittlings in den Sattel, und er erhaschte einen kurzen Blick auf ihre wohlgeformten Waden, bevor sie die Füße, die in schwarzen Stiefeletten steckten, in die Steigbügel gleiten ließ und die Zügel übernahm.
    „Guten Tag, Mylord“, sagte sie und trieb ihr Pferd an.
    Sich nachdenklich über das Kinn streichend blickte er ihr nach. Er wusste sie nicht einzuschätzen. War sie immer noch das herrische Ding, das er von früher kannte, oder war sie eine andere geworden? Bis zu diesem Nachmittag hätte er jederzeit geschworen, dass sie sich nicht um einen Deut verändert hatte, doch würde sich ein verwöhnter Wildfang tatsächlich mit den Problemen einer armen Familie abgegeben? Mrs. Biggs hatte in den höchsten Tönen von ihr geschwärmt und ihm erzählt, dass die Familie ohne Miss Cartwrights großzügige Hilfe bitterste Not leiden müsste. Während sein Vater krank darniederlag und seine Mutter zu beschämt über ihre angespannte finanzielle Lage war und deshalb nicht ausging, hatte Miss Cartwright offenbar die Gutsherrin gespielt, in deren Hand das Schicksal des Dorfes lag. Vielleicht war sie nicht geneigt, diesen Status aufzugeben. Er lachte leise. Wenn er dem Wunsch seines Vaters entsprochen und sie geheiratet hätte, dann wäre sie jetzt genau das: Gutsherrin.
    Prekärerweise waren sie Nachbarn, und ihre Wege würden sich deshalb unweigerlich immer wieder kreuzen. Auf Dauer wäre ihr ständiger Streit gewiss ermüdend, zumal sie sich beide um das Wohl der Dorfbewohner bemühten. Er wäre also gut beraten, sich ihr gegenüber freundlich zu zeigen und Auseinandersetzungen nach Möglichkeit zu vermeiden. Dazu blieb noch genug Zeit, wenn ihr eigentlicher Streit um das Stück Land ausgetragen werden würde.
    Er wandte sich um und schlenderte nach Amerleigh Hall zurück. Mittlerweile gab es im Haus ein wenig mehr Mobiliar, einen anständigen Esstisch, einige Stühle, einen Schreibtisch und Betten, wenngleich man die Einrichtung immer noch als spärlich bezeichnen konnte. Auch hatte er Arbeiter mit dem Austausch der zerbrochenen Fensterscheiben beauftragt, indes musste er sich bei der Renovierung des Hauses auf das Nötigste beschränken, und er fragte sich, ob er jemals in der Lage sein würde, es wieder in alter Pracht erstrahlen zu lassen. Hier stand er nun, ein Aristokrat, der jeden Penny zweimal umdrehen musste, bemüht, all den Menschen, für die er verantwortlich war, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, während diese wilde Range mehr Geld hatte, als sie ausgeben konnte. Es würde ihr gewiss nicht schwerfallen, ihre Anwälte zu bezahlen, doch seine geringen finanziellen Mittel würde dieser Rechtsstreit völlig ausschöpfen. Andererseits würden die Gewinne aus der Mine seine Lage entscheidend verbessern, könnte er damit doch nicht nur Amerleigh Hall instand setzen, sondern auch die nötigen Reparaturen an den Häusern seiner Pächter veranlassen, die darauf vertrauten, dass er sich darum kümmerte. Sein Verstand riet ihm, die Angelegenheit fallen zu lassen, doch sein störrischer Stolz sträubte sich dagegen. War ein Mann jemals in einer schlimmeren Zwickmühle gefangen?

3. KAPITEL

    Auf dem Ritt nach Hause schalt sich Charlotte eine Verräterin.

Weitere Kostenlose Bücher