Myrddin
einen kleinen Auftritt, den sie niemals vergessen werden …? Das wäre ein Erlebnis für sie und er könnte sich für ihre Güte auf seine Art bedanken, ihre Freundschaft erwidernd – ohne sich selbst zu enttarnen und ihnen sagen zu müssen, daß er nur Merlin der Trickser sei, der Seher oder Bastard, wie immer sie ihn anschließend nennen würden. Er könnte ihnen mit den Elfen zusammen eine schöne Geschichte vorspielen, die in ihrer Erinnerung bleiben sollte. Das wäre ein Geschenk für ihr Leben und sein größtmöglicher Dank unter den gegebenen Umständen.
Myrddin legte seine Gedanken den Elfen dar, die sich kaum dafür begeistern konnten, aber selbstverständlich dazu bereit waren, falls es Myrddin etwas bedeuten sollte. Und das tat es. Er sagte ihnen, daß er sich noch überlegen wolle, welche Geschichte er mit ihnen den Menschen vorspielen würde, und mit diesen Planungen vergingen die Tage wie im Flug.
Schließlich hatte er sich dazu durchgerungen, Midhirs Lied von der Anderswelt für Palluck, Tralee und Brian aufzuführen, was eine zauberhafte, magische Ode an die Feenkraft Irlands war. Und ihn freute es, etwas gefunden zu haben, mit dem er sich bedanken und in dem er sich indirekt zeigen konnte.
Für die drei Menschen setzte er einen Spieltermin fest, und sie freuten sich schon auf die Abwechslung in ihrem Leben, das in jenen Tagen vom kalten Nebel bestimmt wurde.
Der Zauberer probte mit den Elfen die Choreographie, gab ihnen ihre Graumäntel zurück, in denen sie unsichtbar für die menschlichen Augen erscheinen sollten, sie sodann abzulegen hätten, während er selbst nur als Erzähler fungieren wollte. Die Blondelfen sollten seinen erzählenden Gesang in Bewegungen umsetzen, die sie aufeinander abstimmten.
Palluck hatte sich währenddessen zurückgezogen. Er hatte nicht nur sein Rauchen aufgegeben, sondern trennte sich auch von seinem Whisky. Die vollen Flaschen, die er noch besessen hatte, goß er aus und war trotz der immensen körperlichen Umstellung immer gutgelaunt und heiter.
Tralee war über die bemerkenswerte Veränderung von Palluck sehr froh, und Brian – sofern sie kommen konnte, da ihre Schule bereits wieder begonnen hatte und Rhys ihre täglichen Ausflüge, deren Ziel er nicht kannte, handgreiflich mißbilligte – war verwundert, daß sich Old Jerry von dem Alkohol trennen konnte. Es schien in ihm etwas zu arbeiten, das Kräfte mobilisieren konnte, die ihn verwandelten.
Myrddin wußte, daß es bei Palluck um seine Meerjungfrau ging. Er wußte, daß ihn die Sehnsucht nach seiner Liebe zu verzehren drohte. Und er wußte, daß er ihm nicht helfen konnte. Wenn sie miteinander sprachen, war Palluck freundlich, zuvorkommend, sogar ausgelassen – doch die Schatten unter seinen Augen verrieten seinen Kummer. Myrddin wußte, daß es im Leben Weggabelungen gab, vor die gestellt man Entscheidungen zu treffen hatte. Und sicherlich waren durch die vielen intensiven Gespräche der Vortage Erkenntnisse in Palluck gereift, denen er zuvor ausgewichen war. Miles O’Curry blieb der alte gute Freund und Faith Bishop immer noch das schrullige Weib, bei dessen Erinnerung er stets zu lachen begann, seitdem sich Myrddin ihrer angenommen hatte. Er hatte sie des Hauses verwiesen und ihm einen Frieden beschert, den er seit Jahren nicht mehr empfunden hatte. Es hatte gewirkt und die Warnung Myrddins war auf fruchtbaren Boden gefallen, wie er während jener Zeit meinte.
Wenn sie sich auch alle miteinander zu unterhalten wußten, legte sich dennoch der traurig-feuchte, monotone Nebel auf ihre Gemüter, und Palluck ging zu diesen Zeiten wieder allein durch seine Irene Bay, auf der Suche nach Muscheln und Steinen, wenn er auch nur auf ein Zeichen seiner Liebe wartete. Palluck war nicht mehr bereit, sie aufzugeben, und durch das Erscheinen von Myrddin war er in Bereichen berührt worden, die er zu ertränken versucht hatte. Myrddin war für ihn zu einem Gewissen seines Lebens geworden. Sie hatten miteinander gesprochen, und Palluck gab sich in diesen Gesprächen Erklärungen für sein Leben, zu denen er allein nicht gekommen wäre. Es war die Art, wie Myrddin fragte und wie er zuhörte, und Palluck machte sich keine Illusionen mehr – weder über sich noch über seine Zukunft, die er in dieser Welt nicht leben konnte, da Irene nicht bei ihm war. Er war sich sicher, daß er eine schwere Zeit als Soldat erlebt hatte – in einem Sonderkommando für Sprengeinsätze. Aber es war eine Zeit, in der er für sich
Weitere Kostenlose Bücher