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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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Jungfrau sei. Und sie wußte ihm zu erklären, daß Quasare äußerst aktive Galaxienkerne sein sollten, wie Astronomen meinten.
    Myrddin war über Brians Kenntnisschatz sprachlos und sie sagt ihm, daß es Bilder von Sternen geben sollte, die über Millionen von Kilometern gemacht worden seien, und daß die Bilder die Beschaffenheit der Sterne dokumentieren könnten. Für ihn war es unvorstellbar, wie so etwas funktionieren sollte. Und die kleine Brian wurde für ihn zu einer Enzyklopädie. Er konnte nicht glauben, daß alle Menschen solche Kenntnisse besitzen konnten und daß es alltäglich sein könnte, sich über die Wolkenwirbel bei Jupiter zu unterhalten. Was hatten Menschen nicht herausfinden können, fragte er sich, obwohl es dahingestellt sei, ob sie recht behalten sollten. Doch welche Möglichkeiten hatten sie ersonnen und wie spannend waren ihre Thesen. Sie konnten mit ihren Teleskopen weit in die Gegenwart sehen – tiefer in den Raum schauen, als es sich für ihn erträumen ließ. Konnten sie auch schon die Zeit betrachten, fragte er sich, oder bildeten sie sich nur ein Bild von der Gegenwart, die sie festhalten konnten? Wenn sie es schaffen könnten, die Zeit zu überbrücken, dann könnten sie vielleicht auch in die Anderswelt aufbrechen. Und zu Scharen würde sie wahrscheinlich lospilgern – durch das Polarlicht strömen – und ihre Unarten zu Hofregeln erheben. Myrddin bereute es, mit Brian nicht schon früher über die Sterne gesprochen zu haben, da ihnen wenig Zeit bleiben sollte, bis sich ihre Wege trennen würden. Und die Stunde, die er als Lehrmeister begonnen hatte, beendete er als staunender Schüler.
    Brian bemerkte, wie sich Myrddin verjüngt hatte und wie aufnahmefähig er war. Ein solches Interesse hatte selbst Palluck nicht an ihr und ihren Kenntnisse gehabt. Palluck war ein kluger Mann gewesen, zu dem sie Freundschaft empfunden hatte. Und Myrddin? Myrddin war steinalt und jung zugleich. Aber er könnte kaum ein Freund sein. Er brauchte auch sicherlich keine Freundschaft, dachte sie und hatte verschämt das verführerische Element von Myrddin als Mann wahrgenommen, das ihr die Röte in die Wangen trieb.
    „Sollten wir nicht einmal nach Leslie sehen, Patty?“ unterbrach Myrddin ihre Betrachtungen. „Sonst erfriert sie uns noch, während wir uns über die Sterne unterhalten. Früher hat man den Seekranken ranzige Ziegenmilch gegeben. Hast du das gewußt, Patty?“
    „Nein. Aber heute nehmen die Leute Coke und Salzstangen, William“, erwiderte sie lächelnd.
    Coke kannte er nicht, aber Salzstangen waren durchaus ein Begriff für ihn. „Und …? Haben wir das an Bord?“
    „Klar. Ich denke schon. Laß mich mal nachsehen“, antwortete sie und verschwand durch den Aufgang zum Maschinenraum. Kurz darauf kam sie wieder und hatte gefunden, was man ihrer Meinung nach gegen Seekrankheit brauchte. Myrddin bat sie, das Ruder zu übernehmen, während er noch Tralee sehen wollte.
    Tralee war bleich, zitterte am ganzen Körper und machte Myrddin für ihren Zustand verantwortlich. Sie stand wie zu einem Eisblock erfroren als seekranke Wachfrau in der Außennok. Der Tag dämmerte und sie sehnte sich nach dem Land, hatte das Zeitgefühl verloren und war niemals zuvor auf so einer See gewesen. Sie wußte nicht, wohin das Schiff steuerte, und sie hatte sich selbst aufgegeben. Die Salzstangen und die Dose Coke, die Myrddin ihr gebracht hatte, halfen ihr etwas auf die Beine und nahmen ihr den raunenden Schwindel aus den Ohren. Der Nebel hatte sich auf See verzogen und bis zum Abend sollten sie unter einem tief hängenden Grauhimmel Regen und Graupelschauer haben.
    Myrddin und Brian wechselten sich mit dem Steuern ab, und Brian meine immer wieder, daß sie zu hoch aus den Wellen gehoben würden, da der Propeller zuweilen frei in der Luft drehe. Auch seien die Geräusche der Antriebswelle anders als sonst unter Rhys Schiffsführung und sie könne sich das nicht genau erklären.
    Myrddin interessierte sich nicht mehr besonders für die Motoren und deren Geräusche – auch nicht für die Maschine der SOUNDLOVE –, da er schon die feuchte Luft von Nordschottland roch, vor dessen Küste sie sich bereits befanden. Sie würden nach Lindisfarne kommen, da war er sich sicherer denn je, und Tralee solle dann mit den beiden Brians allein nach Edinburgh aufbrechen. In der St. Magnus Bay würde man sie vergeblich suchen, meinte Brian, und sie glaubte, daß die Suche wegen der vielen Inseln und Buchten lange

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