Myrddin
arschige Patty. Na toll, William … echt klasse …“
„Was sie denken werden, sollte uns gleichgültig sein. Wir werden auf jeden Fall nach Schottland fahren.“
„Aber William … wir kommen mit dem Trawler nicht nach Schottland. Wir haben noch nicht einmal genug gebunkert.“
„Du meinst Treibstoff …?“
„Genau. Den meine ich.“
„Zumindest können wir doch an die Küste von Nordschottland kommen, oder? Und von dort aus können wir irgendwie anders weiterreisen …“, meinte Myrddin. „Außerdem wären dann Leslie und ich in Sicherheit. Ich finde, wir sollten es versuchen.“
„Warum denkst du immer nur an dich, William? Denk doch auch mal an mich. Du kommst nicht zurück und dir ist es egal, was danach passiert. Deine Sachen haben immer Vorrang, glaubst du. Und wenn man dich so hört, könnte man wirklich meinen, daß du Jerry erschlagen hast. Weshalb sonst …?“
„Rede keinen Unsinn, Patty.“
„Und Leslie? Was wird aus ihr? Sie hat völlig den Boden unter den Füßen verloren …“
„Große Dinge verlangen eben auch große Opfer. Das wirst du in deinem Leben noch lernen, Patty …“, sagte er.
„Komm, gib dir einen Ruck.“
„Mensch, wenn uns die Jungs von der Küstenwache auf den Schirm kriegen … Bonnie und Clyde … und dazu das sommersprossige Luder Brian, die mal so kurzerhand einen Trawler geklaut hat, um nach Edinburgh zu dümpeln, werden die uns einen Gratisurlaub für die nächsten 235 Jahre verschaffen.“
„Unterschätze mich nicht …!“ meinte Myrddin, indem er tief in die Augen von Brian schaute, die über die Entschiedenheit in seinen Gesichtszügen erschrak. Alte Männer waren für sie entzielte Menschen, die auf den Tod warteten, mit mehr oder weniger schwächlichen, dem Alter entsprechenden Falten, die ihren Ausdruck weich wie den eines Neugeborenen machten. Doch in Myrddins Gesicht funkelte unbändige, fast aggressive Energie, die sie erschrecken ließ. Ihr war, als blickte ein Mediziner auf ihre Netzhaut, und auch das beschrieb nicht genau, was sie empfand. Hatte sie nicht irgendwo einmal etwas von der Büchse der Pandora gehört? Es war ihr, wenn Myrddin sie manchmal angesehen hatte, als würde sie eine hübsche, schmuckvolle Dose öffnen, die man besser vor ihr versteckt hätte.
Brian wurde unheimlich zumute. Der lustige, gute, alte William Myrddin hatte etwas Schauerlich-Angsteinflößendes an sich, das sie bisher in keinem anderen Menschen gesehen hatte. Sie dachte an Stephen King, dachte an den Clown, der seine verführerischen Luftballons den Kindern versprach, bevor er diejenigen zerfleischte, die auf ihn hereinfielen.
„Patty, wir werden nach Schottland fahren und so weit kommen, wie wir kommen sollen“, sagte Myrddin schon freundlicher.
Brian blieb die Stimme im Hals stecken. Sie schaute verzweifelt zu Tralee, die noch immer mit ihrer Seekrankheit zu ringen hatte und somit gefechtsunfähig war. In ihr würde sie keine Kampfgenossin finden, falls sie gegen Myrddin aufbegehren wollte. Die Entscheidung blieb also an ihr hängen, dachte sie, falls man überhaupt von einer möglichen Entscheidung sprechen konnte.
„Falsch, Patty“, meinte Myrddin für Brian vollkommen überraschend. „Du magst verzeihen, aber die Entscheidung treffe ich … falls du damit einverstanden bist“, fügte er tonlos hinzu und sagte ihr ebenfalls, daß er sie ganz bestimmt nicht einschüchtern wollte. „Weißt du, ich habe Jeremiah versprochen, auf euch aufzupassen, bis wir in Schottland sind. Und das gedenke ich zu tun. Außerdem wirst du leichter mit einer Entscheidung leben können, die ein anderer getroffen hat, als selbst eine Entscheidung zu treffen, die du dir in deinem weiteren Leben vielleicht vorwerfen würdest.“
„Entschuldige, William, aber ich habe Angst vor dir … ganz ehrlich. So habe ich dich noch nicht gesehen“, gestand Brian, doch Myrddin lachte sie an, nahm sie in den Arm und gab ihr einen Kuß auf die Stirn.
„Patty, du brauchst keine Angst zu haben“, sagte er fröhlich. „Für mich ist es nur wichtig, meine Versprechen einzulösen. Und ich bin auch etwas angegriffen, muß ich zugeben. Wir sollten nicht so lange debattieren. Wir fahren nach Schottland und dann sehen wir weiter. Es ist besser für uns alle … du kleine Große.“
„Aus dir wird niemand schlau, glaube ich“, sagte Brian, noch ängstlich, und dachte wieder an den Clown, der auf dem Eis unter der Brücke stand. Und sie verwünschte sich, weil sie diese Bilder vor
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