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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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ihren Augen überhaupt zugelassen hatte.
    „Okay. Fahren wir nach Schottland und versuchen unser Glück“, meinte sie unsicher und wußte, daß sie trotz all der netten Aussagen Myrddins die Verantwortung zu tragen hätte, sollte der SOUNDLOVE etwas widerfahren.
    „Aber nicht mit deiner Miene und solch einer miserablen Stimmung, Patty“, rief der Zauberer in die Nacht, um der Nordsee mitzuteilen, daß sie auf die Menschen zählen mußte. Dann fiel ihm das Funkgerät ein, und er fragte Brian, ob sie wisse, wie es eingestellt würde.
    „Neee. Nicht genau. Das Radio bekomm ich rein. Und dann weiß ich nur, daß Kanal 16 für Seenotrufe immer frei bleiben muß … glaube ich jedenfalls“, meinte sie und überlegte, ob es wirklich Kanal 16 oder ein anderer der Kanäle gewesen war.
    „Gut. Ich übernehme das Ruder und du stellst uns den Funk ein“, sagte Myrddin zufrieden.
    „William, weißt du wirklich, was du da tust?“ wagte das Mädchen an seinen Handlungsweisen und Entscheidungen zu zweifeln.
    „Ja … das weiß ich ganz genau, und ich weiß, daß es gut wird. Wir sind auf dem Weg des Turgeis und er wird uns seinen Schutz befehlen. Nun … Patty, mache das Gerät an, bitte. Hören wir, was uns die Menschen hören lassen wollen“, strahlte er voller Elan auf der SOUNDLOVE in die Dunkelheit, die sich durch die schwere See des Nordens quälte.
    Seine Müdigkeit war verflogen. Andere Schiffer wären bei diesem Wellengang in die Buchten geflohen oder hätten sich erst gar nicht auf See gewagt. Doch dem Seher gefielen die Herausforderung und das Reisen nach Northumberland. Bald werde er an seinem Ziel sein, hoffte er, bei Hörn und den Wölfen. Und danach …? Brian und Tralee würde es gut ergehen, und wenn sie erst in Schottland wären, würden sie es ihm danken, sobald es die Zeit zulassen und sie ihr Leben und ihre neuen Aufgaben verstehen würden. Man muß das Alte zerschlagen, um Neues wachsen zu sehen , wußte Myrddin. Letztendlich sei für sie der Weg nach Schottland die glücklichste Wendung in ihrem Leben, meinte er. Und er wollte dafür sorgen, daß sie ihre Chancen wahrnehmen könnten, wenn sie ihn jetzt auch verfluchen und verdammen würden. Tralee und Brian würden seine Entscheidungen schätzen lernen, die er auch für sie getroffen hatte.
    Die stürmische See ging schwer, doch rhythmisch. Wellen, hoch wie der Mast, rollten unter ihrem Kiel hinweg, hoben den Trawler und ließen ihn auf dem Rücken wieder in die Täler gleiten. Das geschah nicht sanft, ein Ruck ging jedesmal durch den Schiffsleib, wenn der Bug in das Wasser tauchte und gischtiger Schaum über das Deck gegen die Brücke peitschte. Der Propeller hob sich zuweilen aus dem Wasser, und das war für den Seemann ein sicheres Zeichen, die Maschinenleistung zu reduzieren, wenn er sie aufgrund des Wellenganges nicht ganz abstellen konnte. So war es aber nicht für Myrddin, der Musik auf dem Funkradio hörte, Nachrichten aus aller Welt mitbekam und das Schiff gegen die See kämpfen ließ. Brian hatte er gefragt, ob etwas Eßbares an Bord sei, aber sie hatte außer Kaffee, Milchkonserven, Teebeuteln und einigen tiefgefrorenen Fleischvorräten in einem Kühlschrank nichts Appetitliches finden können. So erbat er sich nur Wasser. Und Tralee? Sie wollte von der Welt in Ruhe gelassen werden, verfluchte ihr Erdenleben und mußte in der Außennok schon halb erfroren sein. Und als sie etwa auf Höhe der Orkney-Inseln waren – spät in der Nacht oder sehr früh am Morgen – hörte sie eine Mitteilung im Radio, die sich auf sie zu beziehen schien. Eine laufende Sendung wurde unterbrochen und eine sonore Männerstimme las eine Eilmeldung vom Küstenwachdienst vor.
    „ Wie uns soeben von der Polizeileitstelle Lerwick/Mainland mitgeteilt wurde, besteht der dringende Verdacht, daß die unter Mordverdacht stehenden William Myrddin und Leslie Tralee den Küstenmotortawler Soundlove entwendet haben. Wie die Hafenpolizei in Voe mitteilte, ist die Kennung des Trawlers Delta-Charlie-Charlie-Romeo. Weiterhin besteht die begründete Annahme, daß die Verdächtigen die beiden Nichten des Bootseigners, vierzehn und acht Jahre alt, in ihre Gewalt gebracht haben. Wie uns der Leiter der Sonderkommission, Constable Ike Crumlin, mitteilte, lägen gesicherte Erkenntnisse vor, daß sich die Flüchtigen noch in der St. Magnus Bay aufhalten, so daß man bei Tagesanbruch die Suche fortsetzen will. Die Polizei rät unter den gegebenen Umständen dringend von

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