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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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Außenscheibenwischern nicht mehr bewältigt.
    Der Zauberer dachte nur an Lindisfarne. Er wollte die Menschen nicht in Gefahr bringen, da sie ihm vertraut geworden waren, und dennoch schien es, als ob er sein Ziel über das von Tralee und Brian stellte. Er meinte, falls er nach Lindisfarne käme, wären auch sie sicher. Sie könnten dann beruhigt nach Edinburgh reisen, den erlogenen Verdacht aufklären, und wären wieder freie Menschen. Das Schiff, die SOUNDLOVE, war ihm gleichgültig. Sie sollte nur ihren Zweck erfüllen, und der läge darin, ihn nach Lindisfarne zu bringen. Und ihre Funktion war es, die beiden Brians und Tralee so lange als schützende Insel zu beherbergen, bis auch sie in Schottland wären.
    Die Vibration in der Brücke erinnerte ihn an sein Erlebnis auf dem Eis, und er war immer noch der Meinung, daß solche Schwingungen Menschen auf Dauer krank machen müßten. Was waren die Drachenschiffe den heutigen schon damals voraus gewesen, flackerte ihm durch den Kopf. Und die treuen Vanyar – den Horizont hatte er ihnen versprochen. Jetzt waren sie in einer schmutzigen Tischdecke zusammengepfercht zu einem Bündel – wie die Beute eines Wegelagerers. Hoffentlich würden sie ihm das verzeihen, dachte er und vertraute auf ihre Vernunft.
    Was sollte er tun? Die Lautstärke um ihn herum wuchs und er nahm einen Strick, band in fest um das Ruder, so daß es nicht ausbrechen konnte, und anstatt die Maschinenleistung zu drosseln, erhöhte er die Umdrehung der Antriebswelle, worauf sich der Temperaturanzeiger einer Armatur auf den Weg in den roten, kritischen Bereich machte. An Deck sah er die fragenden Gestalten, die nicht wußten, was er machte.
    „Meine SOUNDLOVE, nun zeige mir, was in dir steckt, und zeige, was du mit uns vorhast. Volle Kraft voraus! Nach Lindisfarne … und enttäusche mich nicht …!“ rief er voller Mut, voller Besessenheit, öffnete dann die Brückentür und stieg hinab auf das Deck.
    Brian wollte sich in dem Moment losbinden, als sie Myrddin kommen sah. Sie konnte sich nicht erklären, warum er das tat, da sie ihn zuvor darauf aufmerksam gemacht hatte, was geschehen würde. Es schien ihr, als wolle er sie alle umbringen.
    Der Trawler stampfte gegen die hohe See, die nun nur noch zu warten brauchten, bis sie ihre Opfer finden würde.
    „Bist du verrückt, William …? Du jagst uns alle in die Luft!“ schrie Brian und konnte ihre Angst nicht mehr verbergen.
    „Seid alle ganz ruhig. Wir bleiben hier und warten ab, was geschieht“, erwiderte Myrddin selbstsicher.
    „Mann, du bist völlig durchgedreht! Das ganze Schiff geht hopp. Ist dir das nicht klar? Und wir gehen mit ihm …“, schrie Brian verzweifelt, die an ihrem jungen Leben hing.
    „Abwarten …“, meinte Myrddin und band sich neben ihnen an Bord fest.
    Dröhnend zerteilte die SOUNDLOVE die Wellen, zerschnitt sie unter ihrem Gewicht, und gurgelnd warf der Propeller das Wasser hinter dem Heck hoch. Wie gebannt starrten sie auf die Brücke, und mit jedem Augenblick näherten sie sich der Küste von Northumbeland. Sie näherten sich aber auch dem Ende der SOUNDLOVE, dem Ende ihrer Reise, dem Ende ihrer gemeinsamen Zeit und dem Ende allen Vertrauens. Sie hatten einander kennenlernen dürfen. Doch wofür, fragte sich Tralee. Dafür, daß wir gemeinsam vor die Hunde gehen ? Und könnten sie Myrddin nicht vielleicht zusammen überwältigen, damit man die Katastrophe unter Umständen vielleicht noch abwenden könnte?
    Sie starrten gebannt zu der Brücke, von der jetzt schon ein feiner Rauch züngelte, der vom Wind ergriffen zu einer ausgefransten Fahne des Trawlers wurde, und sie sahen nicht, wie sich die Küste Northumberlands aus dem Horizont am Westen hob. Mit strähnigen Haaren, die selbst der Wind nicht trocknen konnte, warteten sie zusammen auf das Ende des Kutters, der einem Irrsinnigen in der Verfolgung seine Pläne als Spielzeug gedient hatte. Ein Beben ging durch den Schiffsrumpf – darauf folgte ein Krachen. Dampf kam aus dem Maschinenraum und plötzlich erzitterte das Deck unter schrillen, quietschenden Geräuschen. Und dann … dann war es still.
    Sie waren von der Ruhe der brodelnden Nordsee ergriffen. Die Maschine hatte ihren Kampf aufgegeben und die befürchtete Explosion war nicht eingetreten.
    Verständnislos blickten Brian und Tralee auf die Brücke. Sie sahen den Qualm und warteten auf den Blitz, einen Knall, auf ein Feuer, auf ein sichtbares Ende. Sie warteten auf das große Finale. Doch es blieb

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