Myron Bolitar 03 - Der Insider
Presse.«
»Gute Presse«, wiederholte Myron und musste an die bevorstehende Pressekonferenz denken. »Ist das eins von seinen versteckten Motiven?«
Calvin zuckte die Achseln. »Das spielt keine Rolle. Aber Sie müssen verstehen, dass Sie keine Chance haben. Sie werden nur eingesetzt, wenn's nicht mehr drauf ankommt. Und da wir meistens ziemlich knapp gewinnen oder verlieren, kommt das nur selten vor. Und selbst wenn es häufiger vorkommt und selbst wenn Sie dann groß aufspielen, wissen wir doch beide, dass es eigentlich nicht von Bedeutung ist. Außerdem werden Sie nicht gut spielen, weil Sie so ein ehrgeiziger Hund sind und nur dann Ihr Bestes geben können, wenn es noch um was geht.«
»Verstehe«, sagte Myron.
»Das will ich hoffen, mein Freund.« Calvin sah zur beleuchteten Etagenanzeige empor. Das Licht spiegelte sich flimmernd in seinen braunen Augen. »Träume sterben nie. Manchmal glaubt man, sie wären tot, dabei liegen sie nur im Winterschlaf wie ein fetter, alter Bär. Und ein Traum, der lange Winterschlaf gehalten hat, ist nach dem Aufwachen schlecht gelaunt und hungrig.«
»Sie sollten Countrysongs schreiben«, sagte Myron.
Calvin schüttelte den Kopf. »Das ist nur eine Warnung an einen Freund.«
»Ich stehe tief in Ihrer Schuld. Dann können Sie mir jetzt ja mal erzählen, was Sie über Gregs Verschwinden wissen.«
Der Aufzug hielt, und die Tür öffnete sich. Calvin ging voran. »Da gibt's nicht viel zu erzählen«, sagte er. »Wir haben in Philadelphia gegen die Sixers gespielt. Nach dem Spiel ist Greg mit den anderen in den Bus gestiegen. Als wir hier ankamen, ist er mit den anderen ausgestiegen. Zum letzten Mal haben wir ihn dann gesehen, als er sich in seinen Wagen gesetzt hat. Ende Gelände.«
»Was hat Greg an dem Abend für einen Eindruck gemacht?«
»Einen guten. Er hat gut gespielt. Siebenundzwanzig Punkte gemacht.«
»Und seine Stimmung?«
Calvin dachte nach. »Mir ist nichts aufgefallen«, sagte er.
»Gibt's irgendwas Neues in seinem Leben?«
»Was Neues?«
»Irgendwelche Veränderungen, oder so?«
»Na ja, die Scheidung«, sagte Calvin. »War eine ziemlich hässliche Angelegenheit. Emily kann wohl ziemlich giftig werden.« Er blieb wieder stehen und grinste Myron an. Das Grinsen erstreckte sich über sein ganzes Gesicht. Myron blieb stehen, erwiderte das Grinsen aber nicht.
»Haben Sie was, Frosty?«
Das Grinsen wurde noch breiter. »Sind Sie nicht auch mal mit Emily zusammen gewesen?«
»Das ist so lange her, dass es schon gar nicht mehr wahr ist.«
»Eine Uni-Liebschaft, wenn ich richtig informiert bin.«
»Sag ich doch, ist schon gar nicht mehr wahr.«
»Also«, sagte Calvin und ging wieder los, »haben Sie auch bei den Frauen mehr Erfolg gehabt als Greg.«
Myron ignorierte die Bemerkung. »Weiß Clip von meiner sogenannten Vergangenheit mit Emily?«
»Er ist sehr gründlich.«
»Das erklärt dann auch, warum Ihr mich ausgesucht habt«, sagte Myron.
»Es spielt mit rein, aber ich glaube nicht, dass das besonders wichtig war.«
»Ach ja?«
»Greg hasst Emily. Ihr würde er sich bestimmt nicht anvertrauen. Aber seit sie sich über das Sorgerecht streiten, hat er sich definitiv verändert.«
»Inwiefern?«
»Zum einen hat er einen Deal mit Forte Sneakers unterschrieben.«
Myron war überrascht. »Greg? Einen Werbevertrag?«
»Da weiß noch keiner was von«, sagte Calvin. »Sie wollten es Ende des Monats bekannt geben, direkt vor den Playoffs.«
Myron pfiff durch die Zähne. »Die müssen ein fettes Bündel Scheine hingeblättert haben.«
»Soweit ich weiß, sind das mindestens anderthalb Bündel. Über zehn Millionen im Jahr.«
»Klingt logisch«, sagte Myron. »Ein so beliebter Spieler, der sich mehr als zehn Jahre lang geweigert hat, für irgendwas Werbung zu machen - für die ist das ein Schnäppchen. Forte macht ganz gute Umsätze mit Jogging- und Tennisschuhen, aber unter Basketballern sind sie ziemlich unbekannt. Mit Greg haben sie da einen Fuß in der Tür.«
»So sieht's aus«, stimmte Calvin zu.
»Haben Sie eine Ahnung, wieso er nach so langer Zeit weich geworden ist?«
Calvin zuckte die Achseln. »Vielleicht ist Greg klar geworden, dass auch er nicht jünger wird, und er wollte noch mal richtig absahnen. Vielleicht spielt auch die Scheidungsgeschichte mit rein. Oder er hat einen auf die Nuss gekriegt und ist mit einem Funken gesundem Menschenverstand wieder aufgewacht.«
»Wo wohnt er denn seit der Scheidung?«
»In seinem Haus in
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