Myron Bolitar 03 - Der Insider
Knie los und ließ die Füße auf den Boden gleiten. »Wir haben uns nie so richtig darüber unterhalten«, sagte sie.
Er nickte.
»Eigentlich hast du nie über das Ende deiner Karriere getrauert«, sagte Jessica. »Du hast nie Schwäche gezeigt. Du hast alles in irgendeinen inneren Schrankkoffer gesteckt und so getan, als wäre nichts geschehen. Du bist alles Weitere in deinem Leben mit wilder Entschlossenheit angegangen. Du hast auf nichts und niemanden gewartet. Du hast dir alles geschnappt, was noch da war, und hast es an dich gepresst, weil du Angst gehabt hast, dass die ganze Welt so zerbrechlich sein könnte wie dein Knie. Du hast dich Hals über Kopf in dein Jurastudium gestürzt. Dann hast du es unterbrochen, um Win zu helfen. Du hast dich voller Verzweiflung an alles geklammert, was du zu fassen bekommen hast.« Sie brach ab.
»Und auch an dich«, ergänzte er.
»Genau. Und auch an mich. Nicht nur, weil du mich geliebt hast. Auch weil du Angst gehabt hast, noch mehr zu verlieren.«
»Ich habe dich geliebt«, sagte er. »Ich liebe dich immer noch.«
»Ich weiß. Ich versuche nicht, das alles auf dich abzuwälzen.
Ich war bescheuert. Es war zum größten Teil meine Schuld. Das gebe ich zu. Aber deine Liebe hatte damals etwas so Verzweifeltes an sich. Du hast deinen Kummer in ein so gieriges Verlangen umgewandelt, dass ich Angst bekam, daran zu ersticken. Ich möchte nicht wie ein Psychiater für Arme klingen, aber du hättest trauern müssen. Du hättest das nicht unterdrücken dürfen, sondern es hinter dich bringen müssen. Aber das hast du nicht eingesehen.«
»Also hast du gedacht, wenn ich wieder spiele, seh ich es vielleicht ein«, sagte er.
»Ja.«
»Es ist jetzt aber nicht plötzlich alles gut geworden.«
»Ich weiß«, sagte sie. »Aber ich glaube, es hat dir geholfen, ein bisschen loszulassen.«
»Und deshalb glaubst du, die Zeit ist reif, dass ich bei dir einziehe.«
Jessica schluckte. »Wenn du willst«, sagte sie nach einer kurzen Pause. »Wenn du glaubst, dass du so weit bist.«
Er sah in die Luft und sagte: »Ich brauche mehr Platz im Schrank.«
»Geht klar«, flüsterte sie. »Was du willst.«
Sie schmiegte sich an ihn. Er legte die Arme um sie, zog sie an sich und fühlte sich zu Hause.
Es war ein drückend heißer Morgen in Tucson, Arizona. Ein großer Mann öffnete die Haustür.
»Sind Sie Burt Wesson?«
Der große Mann nickte. »Kann ich Ihnen helfen?«
Win lächelte. »Ja«, sagte er, »ich denke schon.«
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