Myron Bolitar 03 - Der Insider
Ridgewood. Das liegt in Bergen County.«
Myron kannte Ridgewood. Calvin schrieb ihm Gregs Adresse auf. »Und was ist mit Emily?«, fragte Myron. »Wo wohnt sie jetzt?«
»Sie ist mit den Kindern zu ihrer Mutter gezogen. Ich glaube, die wohnt in Franklin Lakes oder zumindest in der Umgebung.«
»Haben Sie schon irgendwas überprüft - Gregs Haus, die Kreditkarten oder die Bankkonten?«
Calvin schüttelte den Kopf. »Clip war die Sache zu brenzlig, um sie irgendeiner Detektei anzuvertrauen. Darum haben wir Sie angerufen. Ich bin ein paar Mal an Gregs Haus vorbei- gefahren, und ein Mal hab ich auch gehalten und an die Tür geklopft. Es war kein Auto in der Einfahrt oder in der Garage. Licht hat auch nicht gebrannt.«
»Und im Haus war noch niemand?«
»Nein.«
»Es kann also gut sein, dass er in der Badewanne gestürzt ist und sich am Kopf verletzt hat?«
Calvin sah ihn an. »Es war kein Licht an, hab ich gesagt. Glauben Sie, er badet im Dunkeln?«
»Stimmt auch wieder«, sagte Myron.
»Toller Privatdetektiv.«
»Ich muss halt erst warm werden.«
Sie kamen zum Mannschaftsraum. »Warten Sie draußen«, sagte Calvin.
Myron zog sein Handy heraus. »Kann ich zwischendurch mal telefonieren?«
»Machen Sie ruhig.«
Calvin verschwand durch die Tür. Myron schaltete das Handy ein und wählte. Jessica ging beim zweiten Klingeln dran. »Hallo?«
»Ich muss unser Essen heute Abend leider absagen«, sagte Myron.
»Ich hoffe, du hast eine gute Ausrede«, sagte Jessica.
»Eine spitzenmäßige. Ich spiele im NBA-Spiel für die New Jersey Dragons.«
»Wie nett. Dann viel Glück, Schatz.«
»Im Ernst. Ich spiele für die Dragons. Na ja, spielen trifft's vielleicht nicht ganz. Genauer gesagt werd ich mir wohl vom Rumsitzen Blasen am Arsch holen.«
»Ist das dein Ernst?«
»Ist 'ne lange Geschichte, aber ja, ich bin jetzt offiziell Basketball-Profi.«
Stille.
»Ich hab noch nie mit einem Basketball-Profi gevögelt«, sagte Jessica. »Da komm ich mir ja vor wie Madonna.«
»Life a virgin«, sagte Myron.
»Wow. Die Anspielung hat ihr Haltbarkeitsdatum aber schon lange überschritten.«
»Na ja, was soll ich sagen. Ich bin ein Mann der Achtziger.«
»Also, Mr Achtziger, dann erzähl doch mal eben, was da los ist?«
»Dafür hab ich jetzt keine Zeit. Das machen wir heute Abend. Nach dem Spiel. Ich lass ein Ticket für dich hinterlegen. «
Calvin steckte den Kopf durch den Türspalt. »Was haben Sie für einen Hüftumfang? Vierunddreißig?«
»Sechsunddreißig. Vielleicht siebenunddreißig.«
Calvin nickte und zog sich wieder zurück. Myron wählte die Privatnummer von Windsor Home Lockwood III, Präsident der angesehenen Investmentgesellschaft Lock-Home Securities in Midtown Manhattan. Win ging nach dem dritten Klingeln dran.
»Ich höre«, sagte Win.
Myron schüttelte den Kopf. »Ich höre?«
»Ich sagte Ich höre , nicht wiederholen Sie .«
»Wir haben einen Fall«, sagte Myron.
»Oh, yippieh«, sagte Win schleppend in seinem arroganten Philadelphia-Geldadel-Toniaü. »Ich bin entzückt. Ich bin bezaubert. Aber bevor ich mir vollends in das Unterzeug nässe, hätte ich noch eine kurze Frage an dich.«
»Schieß los.«
»Fällt auch dieser Fall in die von dir bevorzugte wohltätige Spezies?«
»Kannst einnässen«, sagte Myron. »Die Antwort lautet: nein.«
»Wie bitte? Kein moralischer Kreuzzug des tapferen Myronleins?«
»Diesmal nicht.«
»Bei allen Göttern, berichte.«
»Greg Downing wird vermisst. Unsere Aufgabe ist es, ihn wiederzufinden.«
»Und für solcherart geleistete Dienste erhalten wir?«
»Mindestens fünfundsiebzig Riesen sowie einen Spieler aus der ersten Runde des Drafts als Klienten.« Es war nicht der richtige Moment, um Win über seinen vorübergehenden Wechsel der beruflichen Laufbahn aufzuklären.
»Ach, ach«, sagte Win beglückt. »Sprich frei heraus, wie fangen wir an?«
Myron gab ihm die Adresse von Gregs Haus in Ridgewood. »Wir treffen uns da in zwei Stunden.«
»Ich nehm das Batmobil«, sagte Win und legte auf.
Calvin kam zurück. Er hielt ein marineblau-dunkelrotes Dragons-Trikot in der Hand. »Probieren Sie das mal an.«
Myron griff nicht gleich danach. Er starrte es an, und sein Magen schlug Purzelbäume. Als er wieder etwas herausbekam, fragte er leise: »Die Vierunddreißig?«
»Ja«, sagte Calvin. »Ihre alte Nummer an der Duke. Die kannte ich noch.«
Sie schwiegen.
Calvin durchbrach schließlich die Stille. »Probieren Sie's an.«
Myron spürte,
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