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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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träumen glaubte, tatsächlich wahr ist, und dass ihr Leben wieder neu beginnt.
    Es klingelt an der Tür. Ich schaue auf meine Armbanduhr. Es ist nach elf Ich weiß nicht, wer um diese Uhrzeit noch zu Besuch kommt. Ich blicke durch den Türspion, sehe Murray Schenk und öffne.
    Irgendetwas in seinem Gesicht bewirkt, dass mein Herz sich verkrampft und einen Hohlraum in meiner Brust hinterlässt, der sich mit plötzlicher Angst füllt. Murray bringt schlechte Neuigkeiten, da bin ich sicher.
    Irgendetwas ist schief gegangen.
    »Keine Angst«, sagt er, »beruhigen Sie sich.« Er streichelt sanft meine Hand. »Ich möchte nur mit Ihnen reden. Es ist nichts passiert. Das heißt, ›nichts‹ kann ich eigentlich nicht sagen. Aber es muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein.«
    Wir setzen uns ins kleine Wohnzimmer. Murray Schenk knöpft seinen Mantel auf behält ihn jedoch an, denn ich habe die Heizung abgedreht, und die Luft ist kühl. Er runzelt die Stirn und weiß nicht recht, wo er anfangen soll, oder wie.
    »Dieser Reardon«, sagt er schließlich. »Sie sagten, dass Sie ihn im Telefonbuch nicht finden konnten. Nach dieser Nacht in Chicago haben Sie ihn nie wiedergesehen?«
    »Nein. Das wissen Sie doch. Warum?«
    Schenk kaut einen Augenblick auf der Unterlippe.
    »Nun sagen Sie schon, Murray«, dränge ich ihn. »Was soll das alles?«
    Er blickt mich an. »Nun, es macht jetzt eigentlich keinen großen Unterschied, weil wir diesen Artikel überprüft haben, so, wie er gesagt hat … ja, es hat alles zusammengepasst.« Er macht eine kleine Pause. »Aber Sie haben diesen Zeitungsausschnitt nicht von Lenny Reardon bekommen. Deshalb hab ich mich gefragt, ob Sie mir sagen, woher Sie den Ausschnitt haben.«
    Ich schaute ihn verwundert an. »Murray«, sage ich, »es ist genau so abgelaufen, wie ich es Ihnen erzählt habe. Warum sollte ich lügen?«
    Er zuckt mit den Achseln. »Ich weiß nicht. Vielleicht wollen Sie jemanden schützen. Oder der Kerl, wer immer es war, hat Sie angelogen, als er sagte, er sei Lenny Reardon.«
    »Das kapiere ich nicht. Warum sollte er nicht Lenny Reardon sein?«
    Murray Schenks Blick ist ruhig und fest, und in seinen Augen liegt ein Ausdruck, den ich nicht lesen kann. Vielleicht ist es ein Polizeitrick, oder bloß eine lebenslange Gewohnheit oder die instinktive Fähigkeit, seine wahren Gefühle vor der Person zu verbergen, mit der er gerade spricht.
    »Lenny Reardon ist bei einem Verkehrsunfall in Texas umgekommen«, sagt er, »schon vor zehn Jahren.«
    Einen Augenblick fürchte ich, ohnmächtig zu werden, und bin froh, dass ich sitze. Dann frage ich mich absurderweise, was passiert, wenn man sitzend ohnmächtig wird. Kippt man vornüber auf den Boden, oder fällt man nach hinten?
    Murray Schenk beobachtet mich und meine Reaktion.
    Ich beginne zu stammeln. »Aber … aber Sie sagten gerade, das alles gepasst hat … dieser Bericht …«
    »Sicher, es hat alles gepasst. Nur der Bursche nicht, der Ihnen den Artikel gegeben hat.«
    Ich schüttle den Kopf. Mir fehlen die Worte. Ich weiß nicht, was ich denken soll.
    »Wie hat der Mann denn ausgesehen?«
    »Er war kleiner als Sie«, antworte ich. »Schlank. Langer Mantel. Schwarzes, nach hinten gekämmtes Haar.«
    »Sieht dieser Mann ihm ähnlich?«
    Schenk beugt sich vor und gibt mir ein kleines Schwarzweißfoto.
    »Das ist er«, sage ich. »Das ist der Mann, den ich getroffen habe. Lenny Reardon. Ich verstehe das nicht.«
    Schenk blickt mich an. »Ich auch nicht.«
    Einen Augenblick sitzen wir schweigend da.
    »Du lieber Himmel, Murray, was erzählen Sie mir da? Dass ich einen Geist gesehen habe?«
    Er zuckt die Schultern. »Was das betrifft, ist Ihre Vermutung wohl genauso gut wie meine. Wenn nicht sogar besser.«
    »Aber wird das einen Unterschied machen? Für meinen Vater?«
    Murray zieht die Mundwinkel herunter und neigt den Kopf leicht zur Seite. »Ich wüsste nicht, warum. Obwohl ich keine Notwendigkeit sehe, allen davon zu erzählen. Die Informationen, die Sie von diesem Kerl bekommen haben, wer immer er gewesen ist, waren richtig. Nur darauf kommt es an. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass Sie irgendwas davon auf illegale Weise erworben haben, den Zeitungsartikel eingeschlossen.«
    Wieder macht er eine Pause und sieht mir dabei in die Augen.
    »So ist es doch, oder?«
    »Stimmt«, entgegne ich, »so ist es.«
    »In diesem Fall ist dann wohl alles in Ordnung.« Er steht auf »Vergessen Sie, dass dieses Gespräch jemals stattgefunden

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