Mystery Thriller Band 224
so?“
„Genau. Deadman’s hat ja eine recht unrühmliche und vor allem blutige Vergangenheit. Damals haben ein paar weniger freundliche Menschen Leuchtfeuer am Smugglers Point entzündet, um die vorüberfahrenden Schiffe auf die Klippen entlang der Küste zu locken. Nicht wenige Seeleute sind hier draußen ertrunken, während die Einwohner von Dedmon’s Landing im Schein von Fackeln den Strand nach Treibgut absuchten.“
Daphne nickte. Sie kannte nicht alle dieser Geschichten, wusste aber doch, dass dieser Ort hier früher allgemein ein recht gefährlicher gewesen war. „Aber was hat das mit unserem Vorhaben zu tun?“, fragte sie. „Ich meine, das ist doch alles ewig her, dafür interessiert sich doch heute kein Mensch mehr.“
„Im Grunde hast du natürlich schon recht, aber …“ Jack zögerte, doch dann zuckte er mit den Achseln. „Also ich glaube, du hast nichts davon mitbekommen, es sei denn, deine Tante hat dir mal was darüber erzählt.“
Daphne zog die Brauen zusammen. „Erzählt? Worüber?“
„Na ja, vor ein paar Jahren gab es wieder … einige Vorfälle in Deadman’s Landing. Alles fing mit einem Mord bei einem Schönheitswettbewerb an, der anscheinend der Auftakt zu einer ganzen Reihe anderer Verbrechen war. Auch als meine Eltern und ich die Öko-Pizzeria eröffneten …“ Sie zögerte, da die Erinnerung offenbar noch schmerzvoll war. „Nun ja, das Ganze ging nicht ohne Komplikationen vonstatten. Und was man so hörte, sind wohl noch andere Dinge passiert. Unheimliche Vorfälle. Sogar von Vampiren war mal die Rede.“
„Vampire?“ Daphne musste lachen. „Nee, ist klar!“
Amber zuckte mit den Achseln. „Man mag davon halten, was man will, Fakt ist aber, dass all diese Vorkommnisse die düstere Vergangenheit von Deadman’s wieder zum Leben erweckt haben. Es gab nicht wenige Bürger, die daraufhin das Weite gesucht haben, und so manche Leute auf der Durchreise machten einen großen Bogen um den Ort. Inzwischen sind wieder ein paar Jahre vergangen, und alles hat sich beruhigt.“
„Das meintet ihr also damit, als ihr vorhin davon spracht, dass der Ort erst langsam wieder zur Ruhe gekommen ist“, verstand Daphne nun. Sie schüttelte den Kopf. „Aber warum hat Tante Edna nie davon gesprochen? Ich meine, gut, ich erinnere mich, dass sie mal von irgendwelchen Verbrechen sprach, aber so genau hat sie sich nie darüber ausgelassen in meinem Beisein. Und ihr und die anderen, die ich so kenne, übrigens auch nicht.“
„Ehrlich gesagt, es ist nicht unbedingt eines unserer liebsten Themen“, gestand Amber. „Nach allem, was hier in den letzten Jahren so passiert ist, sind wir froh, nicht ständig daran erinnert zu werden.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Vermutlich ist der Bürgermeister deshalb auch so dagegen, dass wir hier irgendwelche Fantasyveranstaltungen abhalten. Dawson fürchtet die Konkurrenz, aber Bürgermeister Cooper will einfach alles von Deadman’s fernhalten, was auch nur im Entferntesten mit Gewalt zu tun hat.“
„Gewalt!“ Daphne runzelte die Stirn. „Ein LARP-Event ist keine Gewaltveranstaltung. Es ist ein harmloses Hobby, bei dem Leute jeder Altersklasse zusammen in eine Fantasywelt abtauchen – was zum Teufel ist daran so schlimm?“
„Uns brauchst du das nicht zu sagen, Süße.“ Amber lachte. „Du weißt, dass Jack und ich uns schon lange für Liverollenspiele interessiert haben. Da es hier nirgends irgendwelche Angebote gab, mussten wir zwangsläufig auf Pen & Paper – Rollenspiele ausweichen. Und so ging es vielen aus der Umgebung. Daher sind wir ja auch so begeistert von der ganzen Sache. Das Problem ist nur: Überzeug mal den Bürgermeister und seine Anhänger von unseren Ansichten.“
Daphne seufzte. „Also haben wir die beiden wohl mächtigsten Männer aus der Umgebung gegen uns“, schlussfolgerte sie nachdenklich. „Die Frage ist nur: Warum erfahre ich das erst heute?“
Sowohl Amber als auch Jack zuckten merklich zusammen. Dann senkten beide schuldbewusst die Köpfe, und Amber sagte: „Sorry dafür, aber das …“ Sie seufzte. „Hör zu, Daphne, wir wussten echt nicht, wie wir dir das beibringen sollten. Du warst doch so Feuer und Flamme für das Projekt, und nachdem es dir ansonsten ja nicht so gut geht im Moment, konnten wir dir das einfach nicht am Telefon oder in einer Mail sagen. Deshalb wollten wir abwarten. Wir dachten, das Ganze legt sich von allein wieder, aber stattdessen wird es immer nur schlimmer. Tja, und dann
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