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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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Tür Wache, deshalb spreche ich so leise wie möglich. »Setz dich«, fordere ich sie auf und zeige aufs Bett. Sie gehorcht.
    »Warum bist du nur zurückgekommen? Willst du unbedingt umgebracht werden?« Vor lauter Anspannung beginne ich, im Zimmer auf und ab zu laufen. Davida schweigt und rührt sich nicht. »Willst du die ganze Zeit nur dahocken und schweigen?«
    »Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Davidas Stimme ist tief und rauchig, ganz anders als sonst. »Tut mir leid.«
    »Du musst eine Geschichte für meine Eltern erfinden.« Ich deute mit dem Kopf zur Tür. »Du kennst sie doch. Die geben keine Ruhe, ehe sie nicht ganz genau wissen, wo du dich herumgetrieben hast.«
    Ich will gerade hinzufügen: … seit jener Nacht. Doch mir schnürt sich die Kehle zu. Das dunkle Wasser. Der Schuss. Der Aufprall nach Hunters Sturz …
    »Aria?«
    Ich blinzele und atme ein paarmal tief ein, um ruhiger zu werden. »Warum bist du überhaupt weggelaufen?« Ich erkenne einen tiefen Schmerz in Davidas Augen. »Hättest du mir irgendwann die Wahrheit erzählt? Dass du eine Spionin und mit Hunter verlobt bist?«
    Keine Antwort. Davida kneift die Augen zu, sie kämpft ganz offensichtlich mit den Tränen.
    »Wir haben einander versprochen, immer aufrichtig zu sein.« Ich setze mich zu ihr aufs Bett. Das Medaillon ruht auf meinem Brustbein. » Vollkommen aufrichtig. Du hast dich nicht daran gehalten.«
    Wir sitzen so dicht nebeneinander, dass sich unsere Beine berühren. Sie riecht nach Tiefe – nach Nebel und Rauch und uraltem Schmutz, nach Salz und Schweiß und Verzweiflung. Davida legt den Kopf zurück, entblößt ihren Hals und holt tief Luft.
    Dann bemerke ich ihre Augen. Sie wirken blauer als früher. Blau? Waren sie nicht braun? Habe ich wirklich so viel vergessen?
    Und da ist noch etwas: Je länger ich sie betrachte, desto mehr verwandelt sich die Traurigkeit in ihren Augen in Sehnsucht. Sie erinnert mich daran, wie sich Verliebtsein anfühlt, wie es in der Brust kribbelt, wie lebendig man plötzlich ist, als wäre jede Pore der Haut eine Tür zur Seele.
    Langsam löse ich meine Hand aus ihrer. Ich schiebe einen Finger unter den Rand ihres Handschuhs und ziehe ihn nach unten. Als ich ihre Haut berühre, durchfährt mich ein Stromstoß. Das Medaillon hüpft an meinem Hals. In meiner Bluse beginnt es, weiß und gelb zu leuchten. Mit meiner freien Hand hole ich das Medaillon hervor. Mir stockt der Atem: Das geheimnisvolle Silberstück glüht wie eine winzige magische Kugel. Es pulsiert gleichmäßig in meiner Hand. Bisher ist das nur ein einziges Mal passiert, und zwar, als Hunter es auf dem Dach berührt hat. Bevor er …
    Davida ist wie gebannt von der magischen Erscheinung. Dann blickt sie mir in die Augen. Und nun passiert etwas Seltsames: Sie beugt sich vor, streicht sanft mit ihrer Nasenspitze über meine und küsst mich.
    Instinktiv will ich zurückweichen – ich fühle mich doch überhaupt nicht zu Davida hingezogen –, aber ihre Lippen sind weich und seltsam vertraut. Ob sie jemals Hunter geküsst hat? Das muss es sein. Meine Eltern haben ihn mir weggenommen und ihn umgebracht. Ich vermisse ihn so sehr, dass ich es kaum mehr ertragen kann.
    Ich schließe die Augen und stelle mir vor, Hunter wäre hier bei mir und küsste mich ein letztes Mal. Ich lege eine Hand auf Davidas Nacken und stelle mir Hunters Körper vor. Stelle mir vor, dass wir noch eine Chance hätten.
    Vielleicht liegt es daran, dass die Trauer noch so frisch ist, aber in meiner Einbildung ist er tatsächlich da. Wir sind zusammen, wir sind eins. Sein Mund ist feucht und warm und samtig weich. Das Blut steigt mir in den Kopf, plötzlich bin ich ganz benommen. Mein Herz klopft so laut, als wollte es zerspringen.
    Plötzlich schnürt sich mir die Brust zusammen, ich muss weinen. Was tue ich hier? Das ist doch nicht Hunter. Er ist tot. Unsere gemeinsame Zeit war so kurz und trotzdem … Hunter war der Einzige für mich, sexy und lustig und launisch, geheimnisvoll und stark und zärtlich. Nur wenige erleben die wahre Liebe. Ich habe immer geglaubt, das Schlimmste wäre, sie nie zu finden. Aber vielleicht ist es viel schlimmer, wenn du weißt, dass es diesen einen Menschen gibt, dessen Berührung dich schwach werden lässt, der dich mit einem Wort zum Lachen bringt, dich auch ganz ohne Worte versteht. Und dann wird dir dieser Mensch genommen.
    Ich neige mich zurück und öffne die Augen. Und werde beinahe ohnmächtig. Vor mir sitzt Hunter.
    Er

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