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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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blickt mich verängstigt an, seine Augen glänzen, sein blondes Haar ist zerzaust, auf seinem Kinn sprießt ein Dreitagebart. Er ist genauso unwiderstehlich, wie ich ihn in Erinnerung habe.
    »Verflucht, Davida! Du kannst doch nicht Hunter sein!« Ich erinnere mich an ihre Fähigkeit, die äußere Erscheinung anderer Menschen anzunehmen.
    »Du verstehst nicht …«
    »Ich verstehe genug«, fauche ich. »Und bald verstehe ich alles.«
    Ich springe auf, lehne mich ans Fenster und reiße mir das Medaillon vom Hals. Es ist so heiß, dass es in meiner Hand zischt.
    In meinem Kopf hallen Benedicts Worte wider: Heute Abend, wenn Sie allein sind, schlucken Sie das Medaillon. Die Erinnerungen, die darin gespeichert sind, werden dann freigegeben und von Ihrem Körper absorbiert. Aber vergessen Sie eins nicht: Sobald Sie es geschluckt haben, gibt es kein Zurück mehr. Sie werden sich an alles erinnern, was Sie verloren haben.
    Auf einmal sieht das Ding verdammt groß aus.
    Ich starre Davida an, immer noch in Hunters Gestalt. Sie versucht nicht, mich daran zu hindern. Im Gegenteil, sie nickt ermunternd.
    Also los, denke ich, lege den Kopf in den Nacken und lasse das Medaillon in meinen Mund fallen.

27
    Das Medaillon verbrennt mir die Zunge. Ich öffne den Mund und will schreien, stattdessen atme ich nur Dampf aus, während das Medaillon in meinen Magen rutscht. Dann gibt es eine Explosion und alles um mich herum verschwindet.
    Die Tiefe dröhnt in meinen Ohren.
    Es ist so vergebens. Zum zehnten Mal lege ich die Hand auf den AP -Scanner. Und auch beim zehnten Mal passiert nichts. Ich hätte nicht mit Kiki wetten sollen, dass ich fünfzehn Minuten ganz allein in der Tiefe überlebe. Und ausgerechnet jetzt spinnt dieser verfluchte AP -Scanner. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ich hier unten festsitzen sollte und meine Eltern Wind von diesem Ausflug bekämen.
    Ich gebe auf und drehe mich um.
    »Geht’s endlich mal weiter?«, ruft jemand und drängt sich an mir vorbei, ein junger Mann mit zwei Broten unter dem Arm, die aussehen, als wären sie von vorgestern. Warum der Stress? Wir sind in der Tiefe – hier gibt es doch sowieso nichts, für das es sich zu eilen lohnt.
    Als ich einem der Kanäle folge, in der Hoffnung, einen anderen AP zu finden, höre ich die Rufe der Gondolieri. Ein schwergewichtiger Bootsführer grinst mich an und zeigt mir seine Zahnlücken. Ich frage ihn nach dem Weg.
    »Süße, du brauchst keinen AP .« Bereits vom Steg aus kann ich seinen sauren Atem riechen. »Wie wäre es denn stattdessen mit mir?«
    Ich lehne mich nach hinten. »Ich will nur nach Hause.«
    »Komm doch mit«, sagt er grinsend. »Ich mache es dir richtig schön.« Dann packt er mein Handgelenk. Die Bretter des Stegs knarren, als er mich in sein Boot zerren will. Niemand scheint es zu bemerken – oder sich darum zu scheren.
    »Aufhören!«, schreie ich. »Hilfe!«
    Seine Hand ist wie ein Schraubstock, er zieht mich mit Macht vorwärts. Dann sehe ich etwas vor mir entlangzischen. Es folgt ein lautes Knacken und der Druck auf mein Handgelenk lässt nach. Ich falle in zwei starke Arme, die mich zum Bürgersteig führen, in Sicherheit.
    Der Retter ist ein Junge. Ein Traum von einem Jungen. Blonde Strähnen hängen ihm ins Gesicht und verdecken halb die strahlend blauen Augen, die mich hypnotisieren.
    »Mistkerl!«, brüllt der Gondoliere. »Du hast mir das Handgelenk gebrochen!«
    »Sei froh, dass es nur das Handgelenk war!«, ruft der Junge zurück. »Widerling!« Er senkt die Stimme. »Alles in Ordnung?«
    Ich nicke.
    »Wo willst du hin?«
    »Nach Hause. Der AP dort drüben funktioniert nicht und ich wollte mir einen anderen suchen.«
    Er grinst. »Da kann ich dir helfen.«
    »Hast du schon mehr als genug.«
    »Ich lasse kein Nein gelten.« Er weist mir die Richtung. »Ladies first.«
    Wir gehen durch eine Straße mit lauter kleinen Läden. »Du bist echt nett«, sage ich.
    »Danke für das Kompliment. Man trifft ja nicht jeden Tag auf eine schöne Dame in Not, der man seine Hilfe anbieten kann.« Im Scherz präsentiert er seinen Bizeps. »Darf ich dir meine Superheldenkräfte vorführen?«
    Ich lache. »Superheld?«
    »So ungefähr. Übrigens heiße ich Hunter.«
    »Aria«, antworte ich.
    »Ja, ich weiß … ich meine, ich hab dich erkannt.«
    Das überrascht mich nicht besonders. Die meisten Menschen in Manhattan kennen mein Gesicht. »Schön, dich kennenzulernen, Hunter. Danke, dass du mich gerettet hast.«
    »Gern geschehen.

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