Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz
purpurne Funken fliegen in die Höhe, es knallt, und die Überreste der Rakete regnen neben uns ins Wasser.
Ich staune. »Ich liebe Feuerwerk.«
»Schön«, sagt Hunter, »denn dieses ist ganz allein für dich.«
Während er spricht, beginnen die Reste des Feuerwerks orange zu leuchten und machen die Wasseroberfläche des Kanals zur Leinwand. Die Asche funkelt immer heller, bis sie eine Form annimmt … ein Dackel?
Hunter brüllt vor Lachen.
»Was ist denn los?«
»Pass auf«, sagt er. Binnen Sekunden beginnt der Umriss des Hundes loszulaufen.
»Wow!«, entfährt es mir. Der Lichterdackel stellt sich auf die Hinterbeine, springt und gleitet übers Wasser. Er vollführt einen Looping und noch einen und wedelt dabei mit dem Schwanz. Das ist mehr als Feuerwerkskunst. Mit welchem magischen Trick hat Hunter das wohl hingekriegt?
»Wie …«
Dann springt der Hund noch einmal hoch, rollt sich zu einer Kugel zusammen und leckt sein imaginäres Fell. Wenige Sekunden später trottet er zum Kanalrand und hebt das Bein.
»Turk!«, ruft Hunter. »Das war jetzt aber nicht nötig!«
Ich höre lautes Lachen hinter den Bäumen – und dann erscheint ein Junge mit bunter Irokesenfrisur. »Erwischt!«, ruft er . Turk, das muss einer von Hunters Freunden sein.
»Ah, jetzt verstehe ich.« Ich beuge mich vor und tätschele Hunters Arm. »Du bist ein großer Schwindler.«
Hunter lacht immer noch. Sein Lachen steckt auch mich an und ich muss mir den Bauch halten.
Plötzlich wird er ganz still. Er verschränkt seine Finger mit meinen und zieht mich zu sich heran. Seine Berührung macht mich ganz wirr im Kopf. »Hunter, vorsichtig, das Boot …«
»Ich bin vielleicht ein Schwindler, was den Wunderdackel betrifft«, flüstert er, »aber nicht, wenn es um meine Gefühle für dich geht.«
Sanft berühren seine Lippen meine und wir verschmelzen. Ich bin verschwitzt, die Kleider kleben mir an der Haut, aber das spielt keine Rolle, als Hunter seine Hand meinen Rücken hinunterwandern lässt. Mein Körper reagiert, als hätte er schon immer auf diese Liebkosung gewartet. Ich möchte einfach nur mehr, mehr, mehr …
»Nein, nein, nein «, sagt Turk. »Das ist keine gute Idee.«
»Und worin unterscheidet sie sich von meinen anderen schlechten Ideen?«, fragt Hunter.
Wir sitzen zu dritt in Hunters stillgelegtem U-Bahn-Waggon. Turk läuft nervös hin und her und schüttelt immer wieder heftig den Kopf. »Weil es illegal ist!«
Hunter wirft ihm einen Blick zu.
»Und nicht nur das: Es verstößt auch gegen all unsere Regeln hier unten, Hunter.« Er sieht mich an. »Aria, ich möchte ja, dass ihr beide glücklich werdet, aber wenn Hunter erwischt wird, haben nicht mal seine eigenen Leute Mitleid mit ihm. Die werden ihn verstoßen.« Turk lehnt sich an die Wand und verschränkt die Arme vor der Brust. »Und von seiner Mutter brauchen wir gar nicht erst anzufangen …«
»Gut, dann lassen wir sie aus dem Spiel«, sagt Hunter. »Turk, du bist hier, weil ich dir vertraue. Du weißt, wie sehr Aria und ich einander lieben.« Er legt einen Arm um mich. »Aber wenn dir das zu viel ist, dann hau einfach ab. Ich nehme es dir nicht übel. Du hast schon genug für mich getan.«
Turk lässt sich aufs Sofa plumpsen. »Einfach abhauen? Ich soll einfach abhauen? Du bist mein bester Freund. Ich mag euch beide, aber das geht einfach zu weit.«
Hunter zuckt mit den Schultern, geht zu Turk hinüber und klopft ihm auf die Schulter. »Wird schon schiefgehen. Versprochen.« Dann wendet er sich mir zu. »Also, wir machen Folgendes: Ich werde ein Portal zwischen meiner Wohnung und deinem Balkon öffnen.«
»Ein Portal?«
»Ja, eine Art … Geheimtunnel. Ein Schlupfloch. Es wird magisch erzeugt und ist unsichtbar. Darüber gelange ich direkt auf deinen Balkon. Dann brauchst du nicht mehr durch die Tiefe zu schleichen und befürchten, erwischt zu werden.«
»Kann ich durch das Portal auch hierherkommen?«
»Zusammen mit mir schon«, erklärt Hunter. »Es kann nur durch mystische Energie aktiviert werden – allein kannst du es nicht benutzen.«
»Und wie erzeugst du dieses … Portal? Ist das gefährlich?«
Hunter zögert. »Sagen wir: nicht ganz ungefährlich. Aber mach dir keine Sorgen. Schau einfach nur zu.«
Ich trete zur Seite. Hunter hebt den Arm und streckt die Finger aus. Zuerst passiert nichts – ich sehe nur, wie er sich angestrengt konzentriert. Er presst die Lippen zusammen und runzelt die Stirn. Dann beginnt seine Hand, grün zu leuchten:
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