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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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und nach hinten läuft er in weißen Wogen zur Schleppe aus.
    »Magnifique!«, lobt meine Mutter die Schneiderin.
    Im Spiegel sehe ich ein Mädchen, nein, eine Frau, die kurz davor steht, zur längsten Reise ihres Lebens aufzubrechen: der Ehe. Dieses Kleid täuscht vor, ich wäre bereit dafür. Aber auf der Stirn habe ich Sorgenfalten, unter den Augen Schatten.
    Was wird aus mir werden? Selbst wenn ich das Medaillon schlucke, was werden mir die verlorenen Erinnerungen einbringen? Hunter ist tot, und solange kein Wunder geschieht, wird Garland als Strohmann für die Fosters und für meine Eltern die Wahl gewinnen. Ich werde Thomas heiraten, der mich nicht liebt, und ich werde im selben Komplex leben wie meine Eltern. Ich werde unter demselben Dach mit Menschen leben, die mich als Gegenstand betrachten, den man kaufen und verkaufen kann und dessen Speicher man bei Bedarf löschen kann.
    »Wie findest du es?« Meine Mutter lächelt und am liebsten würde ich sie schlagen. Für das, was sie Hunter angetan hat. Für das, was sie mir angetan hat.
    »Wunderschön«, sage ich stattdessen.
    Als wir nach einigen weiteren Erledigungen nach Hause kommen, ist es schon nach vier.
    »Mrs Rose!«, ruft Henri, der Portier, als wir in die Lobby treten. »Wir haben versucht Sie auf Ihrem TouchMe zu erreichen, aber Sie sind nicht drangegangen.«
    »Was ist passiert?«, fragt meine Mutter aufgeregt.
    Henri blickt in Richtung Fahrstühle. »Davida, Ihre Hausangestellte, wurde gefunden und wartet oben. Man hat sie in Gewahrsam genommen.«

26
    Bei meinem Anblick zuckt Davida zusammen. Mit Handschellen ist sie an einen hohen Sessel gefesselt, den man an die Wohnzimmerwand geschoben hat.
    »Ich bekomme kein Wort aus ihr heraus!«, sagt mein Vater.
    »Wer hat sie gefunden?«, fragt meine Mutter.
    »Magdalena«, antwortet Dad.
    »Ich wollte gerade ein paar Besorgungen machen«, berichtet Magdalena mit belegter Stimme. »Und da habe ich sie draußen auf der Brücke entdeckt. Ich habe sie sofort gemeldet.«
    Ich blicke Magdalena böse an. Wie konnte sie nur?
    Stiggson steht hinter Davida. Seine Hemdsärmel sind hochgekrempelt, man kann die bunten Tattoos auf seinen Unterarmen sehen. Er hält ein Messer in der Hand. An seiner Seite hat sich Klartino mit einer schlanken schwarzen Pistole postiert.
    Meine Mutter holt ein kleines blaues Pflaster aus ihrer Handtasche, klebt es auf die Innenseite ihres Handgelenks und seufzt. Ein mystisches Mittel gegen Angstzustände. Sie muss ziemlich durcheinander sein.
    »Sie will nichts sagen«, klagt mein Vater und schüttelt den Kopf. »Was verbirgst du vor uns, Davida? Wo warst du die ganze Zeit? He!« Ich beobachte, wie er die Fäuste ballt und wieder öffnet. »Rede, verflucht!«
    »Ich weiß, wie ich sie zum Reden bringe«, sagt Stiggson und hebt das Messer. Er legt Davida die flache Seite der Klinge an die Wange. Sie zittert, als das Metall ihre Haut berührt. Sie wirkt dünner, als ich sie in Erinnerung habe, beinahe ausgezehrt. Noch immer trägt sie die schwarze Uniform und Handschuhe.
    »Sag uns, wo du warst«, verlangt Stiggson, »oder du hast bald eine Narbe, die du nicht unter einem Handschuh verbergen kannst.« Klartino grinst zustimmend.
    Davida bleibt stumm. Stiggson ritzt ihre Haut. Ein schmales Rinnsal Blut zieht sich über Gesicht und Hals und verschwindet in ihrem Blusenkragen.
    Ich halte es nicht mehr aus. »Aufhören!«, schreie ich.
    Stiggson und meine Eltern sehen mich an.
    »Auf die Art bringt ihr sie bestimmt nicht zum Reden«, sage ich. »Ich bin mit ihr aufgewachsen. Niemand kennt sie so gut wie ich.« Ich brauche nur ein paar Minuten allein mit ihr, um herauszufinden, was ihr zugestoßen ist. »Lasst mich mit ihr unter vier Augen sprechen.«
    »Auf gar keinen Fall«, widerspricht meine Mutter.
    »Bitte.« Ich blicke meinen Vater an. »Ich kann sie dazu bewegen, alles zu erzählen. Ihr habt sie nur verängstigt. Gebt mir zehn Minuten.« Ich verstecke meine Hände hinter dem Rücken, damit niemand mitbekommt, wie heftig sie zittern.
    Mein Vater denkt kurz nach, dann entscheidet er: »Zehn Minuten. Keine Sekunde länger.«
    Meine Mutter runzelt die Stirn, aber ich bin schon bei Davida. Klartino schließt die Handschellen auf. Ich ziehe Davida aus dem Zimmer, ehe mein Vater seine Meinung ändert.
    »Bist du wahnsinnig?«, frage ich sie, als wir uns in mein Zimmer gerettet haben. Ich nehme ein Papiertaschentuch vom Schreibtisch und wische ihr das Blut vom Gesicht.
    Stiggson steht vor der

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