Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)
er tot!«
In Licitus’ Gesicht zuckte es , und seine schwarzen Augen glitzerten misstrauisch. Er stellte sich schützend vor seinen Meister, der ihn jedoch wieder von sich weg schob. »Lass das, Licitus! Ich bin sicher, Peter wird mir nichts antun. Ich kenne ihn. Peter ist einer der Besten, und wenn er es so gewollt hätte, wäre ich jetzt tot! Was sollte es ihm nutzen, wenn er mich tötet? Er würde von Euch gerichtet werden. Warum sollte er sich opfern? Nein, er ist nicht hier, um mich zu töten ... außerdem kann er es jetzt nicht mehr. Ich würde jede Veränderung seiner Kraft, die er auf mich konzentriert, bemerken - und eine Waffe hat er nicht bei sich.«
Licitus blickte fragend.
Dragus lächelte sanft. »Ich spüre, dass er keine Waffe bei sich hat, rechte Hand.«
Peter senkte seinen Kopf und ging hinunter in die Knie. Er legte seine Handflächen auf das Eis und sagte laut und vernehmlich. »Ich bin bereit zur Buße. Ich zweifelte. Nun aber bin ich zurückgekehrt in den Schoß der Familie. Und ich habe ein Unterpfand mitgebracht.«
»Ein Unterpfand?«, fragte Dragus.
»Sie war es, die Richard tötete!«
Peters Worte hallten wie Peitschenschläge in der Höhle. Das war so nicht geplant gewesen! Die Reaktion auf Peters Worte erschreckte Rita maßlos. Die Kuttenträger drängten sich heran und einige von ihnen nestelten mit nervösen Fingern an ihren Kordeln.
»Wartet!«, rief Dragus und hob gebietend seine Hand.
Licitus beugte sich etwas vor und musterte Rita. »Du hast Richard getötet?«
Rita schwieg.
»Eine kleine schwache Frau tötet unseren Vollstrecker? Wie soll das gehen?« Er wirbelte herum. »Peter lügt, Meister!«
»Ist das so? Hast du Richard getötet?«, fragte Dragus väterlich. Die Umstehenden murmelten, zischelten und Hass sprühte Rita entgegen.
»Ja«, sagte Rita. Das durfte doch nicht wahr sein. Peter hatte sie ans Messer geliefert. Was spielte er für ein Spiel?
»Ihr habt es gehört ...«, winselte Peter. »Sie ist eine Mörderin! Sie tötete meinen Bruder und es gelang mir nur unter großen Mühen, nur indem ich meinen Einfluss auf sie verstärkte, sie hierher zu locken. Großer Meister - bitte verzeiht mir! Nehmt dieses Weib als Geschenk. Macht mit ihr, was ihr wollt, als Zeichen meiner Reue liefere ich sie Euch aus. Ihr alle habt meinen Bruder geliebt , und ich liebte ihn am meisten von Euch. Nun übergebe ich Euch seine Mörderin. Sie ist ein grauenvolles Weib. Läuft hinter mir her wie eine rollige Katze und glaubt mir alles, was ich sage. Sie hat nicht einen Augenblick darüber nachgedacht, dass ich mich an ihr rächen könnte. Rächen für den Mord an meinem Bruder.«
Die Fackeln knisterten , und unter Ritas Füßen vibrierte der Boden.
Wir sind deine Freunde!
So hatte sie sich das in ihrem Traum nicht vorgestellt. Diese Menschen waren keine Freunde, denn sie verabscheuten, grollten, waren voller dunkler Gefühle und voller Lust auf Rache.
»Erhebe dich, Peter«, befahl Dragus. »Du und diese Mörderin habt unsere Zeremonie gestört. Soeben haben wir einen Jünger zu einem Oberen gemacht, hat der Kristall seine Macht weitergegeben. Wir wollen heute noch drei weitere Jünger adeln. Ich vermute …« Peter stand nun neben Rita, den Blick demütig gesenkt. »... du hast nun kein Interesse mehr, die Fernsehübertragung zu vereiteln, wie mir Licitus mitteilte, oder?«
Peter schüttelte still seinen Kopf.
»Das habe ich auch nicht geglaubt, mein Sohn. Ihr alle zweifelt manchmal - aber wichtiger ist, zur rechten Zeit auf den Weg zurückzufinden. Ich freue mich, dass du wieder an meiner Seite bist! Im Verhalten dieser Frau sehen wir, wie stark unsere Macht über andere Menschen ist. In wenigen Stunden treffen die Gäste ein. Deutschlands berühmtester Moderator, Filmstars, Firmenbosse. Es wird ein weltumspannendes Ereignis. Wir werden die Krankheiten der Welt ausmerzen.«
In Licitus’ Gesicht flammten eine Vielzahl Regungen auf, die Rita nicht deuten konnte, auf jeden Fall wirkte er erschreckend.
»Gut.« Dragus lächelte. »Und was machen wir mit ihr?« Sein Finger schoss vor und wies auf Rita.
»Ich schlage vor, sie zu bestrafen, mein Meister«, zischte Licitus. »So, wie es üblich ist. Sie nahm das Leben von Richard. Dafür müssen wir die Zeremonie unterbrechen. Wir haben genug Zeit ... für die Bestrafung! Genug Zeit, bevor das Ereignis startet.«
Beifälliges Gemurmel unterstützte diesen Vorschlag.
Schweiß floss über Ritas Rücken , und glitschige Finger
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