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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Gesicht. »Es geht schon«, stammelte sie. »Die Hitze - es war ein bisschen viel für mich.«
    »Sind Sie nicht die Dame, die fast verschüttet wurde?«
    »Die bin ich.«
    »Eine schreckliche Sache.«
    »Es geht schon«, wiederholte Linda.
    »Na dann ... Eine schöne Reise weiterhin.« Er formulierte eine saloppe Geste und machte sich auf Richtung Pool. Bevor er in die Rezeption trat, blickte er sich noch einmal um. Linda winkte ihm hinterher und rang sich ein Lächeln ab.
    Offensichtlich wusste das ganze Schiff Bescheid über ihr Erlebnis. Es schien sich wie ein Lauffeuer verbreitet zu haben. Ganz langsam pochte ihr Herz wieder im gewohnten Rhythmus.
    Und was sollte nun geschehen? Sollte sie zurück in die Kabine gehen? Was, wenn die Maske, dieses Wesen, inzwischen die Fensterscheibe zerschlagen hatte? Unsinn! Man hätte es hier draußen gehört. Sie musste zurück in ihre Kabine, wollte sie nicht auf der Stelle völlig durchdrehen. Sie musste sich vergewissern, dass alles nur ein böser Traum gewesen war, nur ein böser Traum gewesen sein konnte .
    Sanfte Musik säuselte aus versteckten Lautsprechern. Es roch nach Holz, Wasser und milden Reinigungsmitteln. Alles wirkte völlig harmlos, als sei sie in einem New Yorker Hotel.
    Linda legte ihr Ohr an die Tür. Wartete jemand auf der anderen Seite der Tür auf sie? Bereit, sie zu greifen, um sie in das Land unheimlicher Mysterien zu ziehen?
    Ihre Finger legten sich um den Knopf der Tür. Sie nestelte in ihrer Gesäßtasche nach der Türkarte. Vorsichtig schob sie den codierten Türöffner in den dafür vorgesehenen Schlitz. Ein winziges Lämpchen leuchtete auf und ein feines Klicken gab den Mechanismus frei. Nun nur noch den Knopf drehen. Das tat sie sehr, sehr langsam. Mit einem unmerklichen wupp! sprang die Tür auf. In der Kabine war alles still.
    Ein einziger fetter Schweißtropfen rann ihr juckend über die Wirbelsäule.
    Sie zog ihr Ohr vom Holz zurück und spähte durch den Türschlitz. Hoffentlich beobachtete sie niemand bei dieser Aktion. Man würde sie entweder für eine Einbrecherin halten, oder für völlig durchgedreht. Gott sei Dank waren alle Touristen am Pool oder in ihren Kabinen.
    Doch - da atmete jemand. Hatte sie nicht ein metallisches pling! gehört, als schnippe jemand mit einem Fingernagel an eine Blechdose?
    Es gab keinen Zweifel. Die Maske war da drinnen. Sie wartete.
    Linda wägte ihre Chancen ab. Eine oder zwei unsagbar lange Sekunden. Es galt, eine Entscheidung zu treffen. Wenn sie die Kabine jetzt nicht betrat, würde sie es niemals wieder tun. Jetzt nicht, morgen nicht, nie mehr!
    Sie tippte gegen die Tür, die langsam aufschwang. Linda konnte einen Teil der Kabine überblicken. Das Bett. Der kleine Tisch. Davor ein einfacher Stuhl, über dessen Lehne das luftige Sommerkleid von Grace hing. Die Tür zum Badezimmer war nur angelehnt. Drinnen war es dunkel. Ein Teil des Spiegels reflektierte das helle Licht der Kabine.
    War da nicht ein Schatten über das Glas gehuscht? Versteckte die Maske sich im Badezimmer? Ja, das war der Trick. Linda sollte die Kabine betreten und sich sicher wähnen. Dann würde sich die Badezimmertür öffnen und sie wäre ihm
    (wem?)
    ausgeliefert!
    Mühsam versuchte Linda, einen Blick auf das Fenster zu werfen. Vergeblich. Es befand sich in einem ungünstigen Winkel zur Tür. Sie hätte zumindest ihren Kopf weiter in die Kabine hinein schieben müssen. Lagen irgendwo Glassplitter? Nein - selbstverständlich nicht. Man hätte das Klirren einer zerberstenden Fensterscheibe gehört. Das war genauso unmöglich, wie sich eine Gestalt auf einem fingerbreiten Vorsprung am Rumpf eines Schiffes halten konnte.
    Lindas ahnte, dass ihre Sinne an einem Punkt angelangt waren, den sie nicht überschreiten durfte. Sie würde aufhören, an ihre Realität zu glauben und zusammenbrechen. Was sie heute erlebt hatte, war zu viel für sie - vermutlich zu viel für jeden Menschen, der sich im wirklichen Leben bewegte.
    Helden in Büchern oder Filmen konnten mit solchen Dingen spielerisch fertig werden. In Wirklichkeit jedoch weigerte sich die Psyche, dem Unglaublichen eine Nische in der Welt der Rationalität einzuräumen.
    Sie atmete tief ein und aus.
    Die Tür schwang so hart auf, dass der Knopf an den Kleiderschrank krachte.
    Mit aufgerissenen Augen starrte Linda in die Kabine. Eissplitter rieselten über ihre Haut, als sich eine schwere Hand auf ihre Schulter legte.

 
    Grace schwebte.
    Brad hielt sie einen halben Meter über der

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