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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Metern rechts und links. Der Fluss diente als Lebensader. Hier gab es Vegetation, Dörfer und sogar kleinere Städte. Linda wurde ein wenig traurig, wenn sie daran dachte, was mit diesem Volk im Laufe der letzten Jahrtausende geschehen war. Überlegte man, dass die Ägypter schon lange vor Christus eine Hochkultur gewesen waren, zählten neuzeitliche Armut, Verfall und nicht zuletzt die politischen Wirren umso härter. Der einstige Diktator Husni Mubarak war todkrank und würde der Gerechtigkeit entgehen. Sein Nachfolger war noch schlimmer. Die Militärs versuchten mit Gewalt an der Macht zu bleiben und Christen waren immer weniger gelitten.
    Der Bus hielt am Pier. Kinder sprangen um die Touristen herum. Sie verkauften für einen Spottpreis gefälschte Zigaretten. Das Angebot wurde ausgiebig genutzt, obwohl bekannt war, dass diese Zigaretten mit fremdartigen Giftstoffen versetzt waren. Linda hatte sich das Rauchen vor zwei Jahren abgewöhnt und nichts, gar nichts gelüstete ihr danach, Selbstmord auf Raten zu begehen. Brad hielt den Kindern ein paar Pfund entgegen und kaufte zwei Stangen. Für einen Freund, wie er betonte.
    Über eine schmale Holzplanke betraten sie das Schiff.
    Obwohl sie schon den dritten Tag hier verbrachte, staunte Linda noch immer über den Luxus dieses schwimmenden Hotels. Alles auf der Karnak Dream erinnerte an eine befestigte Unterkunft. Es gab eine Hotelrezeption ebenso wie kleine Geschäfte, in denen allerhand Utensilien und Schmuck verkauft wurden, außerdem eine Bar, einen Speisesaal und etliche Winkel, in denen man in klimatisierter Atmosphäre die Beine ausstrecken konnte. An Deck befand sich heckseits eine überdachte Terrasse. Hier fand man Tische und Stühle, an denen Kaffee und Kuchen oder fein gegrilltes Fleisch gereicht wurden. Bugseits waren Liegestühle und Sonnenschirme um einen passablen Pool herum aufgereiht. Hier zu liegen machte Freude, besonders, wenn das Schiff den Nil hinunter tuckerte. So konnte man sehr entspannt dem bunten und fremdartigen Treiben links und rechts der Ufer zuschauen.
    Was mochte in den zerlumpt gekleideten Kindern vorgehen, wenn sie fröhlich lachend den Schiffen hinterher winkten? Was dachten sie wirklich, wenn Touristen ihre Handys und Kameras hochrissen, um bunte Bilder exotischer Armut mit nach Hause zu tragen?
    Verwirrt registrierte sie, dass Brad sie unterhakte. Sie stolperte. Er hielt sie.
    »Um Haaresbreite ...«, ließ er den Satz ungesagt und deutete auf das grüne, unter der Planke plätschernde Nilwasser. Linda hatte geträumt. Es hätte nicht viel gefehlt und sie wäre hineingefallen. »Ein Unglück genügt für heute, nicht wahr?«, lächelte Brad und führte Linda sicher bis zur Tür des Schiffes. Mit zwei weiten Schritten war Linda in der Rezeption und machte ihren Arm frei. Sie nickte dankbar. »Ich glaube, ich muss mich etwas hinlegen. Die letzte Nacht, die Hitze ...«
    »Der Beinahe-Unfall, die Stimme und der Vogelmensch«, fügte Brad flüsternd hinzu. »Eine Menge seltsamer Dinge für einen Vormittag. Wo willst du schlafen? Oben an Deck unter einem Sonnenschirm oder in deiner«, er blinzelte zu Grace hin, die ihnen folgte. » eurer Kabine?«
    »Ich lege mich ins Bett. Vergnüge du dich nur mit Grace im Pool. Die Reise ist in drei Tagen zu Ende. Ihr solltet jede Minute genießen.«
    »Okay«, nickte Brad.
    Erst jetzt fiel Linda auf, dass sie völlig selbstverständlich in eine vertrautere Anrede übergegangen waren. Seit vier Jahren kannte sie Brad und nun hatte sie ihn geduzt! Es war kein unangenehmes Gefühl. Es war richtig so, wie ein gutes Gewürz, das ein Essen adelte.
    Sie trennte sich von Brad, dessen Kabine ein Stockwerk höher lag. Sie ging den schmalen Gang hinunter. Grace kam an ihre Seite. Linda öffnete die Kabinentür. »Ich ziehe mir nur meinen Badeanzug an«, sagte Grace.
    Während Grace sich umzog, schlug Linda das Bett auf. Die Kabine war klimatisiert. Sie zog die Vorhänge vor die Scheiben. Grace trat hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Mom, ich bin froh, dass dir nichts passiert ist. Es wäre schrecklich gewesen, wenn auch dir ...«
    »Ich weiß, mein Kind.« Linda drehte sich um und nahm Grace in die Arme. »Uns kann nichts trennen.« Sie patschte Grace auf das Hinterteil. »So, und nun lauf los und vergnüge dich.«
    »Okay, Mom.«
    Sie hat mein Gesicht!, dachte Linda und betrachtete die großen Augen und die fein geschnittenen Züge ihrer Tochter. Und sie hat die freundliche Ausstrahlung

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