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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Promenadendeck gemacht hatte. Der Himmel strahlte blau auf den Nil herab. Im Pool reflektierten glitzernde Sonnenstrahlen. Die Liegestühle waren ... leer! Niemand lag dort. Es sah aus, als seien alle Reisenden zur selben Zeit auf die Toilette gegangen.
    »Grace!« Linda fuhr hoch. »Sie wollte sofort nachkommen.«
    Brad blickte auf seine Sportarmbanduhr. »Wie lange sind wir jetzt hier?«
    Sie hatten Zeit und Raum vergessen. »Fünfzehn Minuten möglicherweise«, stammelte Linda.
    Blitzschnell hatte Brad den Drucker aktiviert. Ein Bild der Goldmaske und ein Bild des Decks fielen seitlich aus dem Notebook . »Beweise«, zischte Brad und hielt die Fotos mit den Fingerspitzen hoch, als hätte er eine giftige Schlange in den Händen.
    »Wir müssen uns um Grace kümmern. Ich mache mir Sorgen um sie. Wenn ich mir vorstelle ...« Es gruselte Linda. »dass sie alleine auf dem Deck beim Pool war - alleine mit diesen ... diesen ... Geistern!«
    Brad lachte hart. »Wenn man sich vorstellt, dass dieser Kellner, der uns vor einer halben Stunde unsere Drinks servierte, auch einer dieser Geister ist, dann muss man schon ganz schön aufpassen, nicht den Verstand zu verlieren.« Er stand auf und zog die Vorhänge auf. »Komm bitte her«, winkte er Linda. Er hielt das Foto in die Sonne. Alles wurde noch deutlicher. Irgendwo hinter dem Nebel gab es Andeutungen von menschlichen Umrissen. Eigenartig fremdartige Proportionen. »Sie alle tragen Masken. Sie sehen aus, wie diese Bilder, die überall in den Tempelanlagen in die Wände gemeißelt sind. Offensichtlich ist unser Freund mit der Goldmaske ihr Boss - denn ihn kann man am besten von allen erkennen. Unbestreitbar aber ist: Sie alle gehören nicht unserer Zeit an. Es sind Geister! Wir sind auf einem Geisterschiff!«
    »Er sagte, seine Jünger würden sich um SIE kümmern«, sagte Brad. »Nun wird alles deutlich. Graces Träume und deine Erlebnisse in der Grabkammer. Goldmaske wollte, dass du ihm freiwillig folgst. Er ist hinter jener geheimnisvollen Sephrete her. Grace wiederum träumte von Goldmaske und er drohte ihr, er würde sie eines Tages bekommen. Warum - das weiß niemand! Er kümmert sich nicht persönlich um Sephrete. Das besorgen seine Jünger!« Er schwenkte die Fotos. »Seine Jünger. Sie sind hier auf dem Schiff. Und Sephrete auch.«
    »Er denkt, Grace sei Sephrete. Wie ich vorhin schon sagte ... dieser Geist hält Grace für Sephrete. Unglaublich aber wahr.« Linda keuchte und legte ihre heiße Stirn an das Fensterglas. Sie warteten schon seit zwanzig Minuten auf das Mädchen.
    Die Furcht um Grace ließ sie hochfahren.
    Bisher hatte sie sich immer blind auf ihre Tochter verlassen können. Es schien, als sei sie seit dem Tod ihres Vaters schneller erwachsen geworden als vergleichbare Mädchen ihres Alters. Der Gedanke, ihr könne etwas geschehen sein, ließ ihr die Haare zu Berge stehen.

12

 
    Sie suchten jeden Millimeter auf dem Schiff ab.
    Grace war weder auf der Toilette, noch war sie in ihr Zimmer gegangen ... wie auch? Linda hatte den Schlüssel. Sie und Brad trennten sich und inspizierten die Gänge. Sie lugten in die kleinen Boutiquen. Sie öffneten jeder Tür, die sich öffnen ließ. Es gab keine Spur von Grace.
    Sie war wie vom Erdboden verschluckt.
    Nach einer weiteren Viertelstunde wurde Lindas Panik übermächtig.
    Sie hastete durch die Bar und blickte hinunter auf das Deck. Dort sah sie Brad mit einem der anderen Gäste diskutieren. Er wedelte mit den Armen und zeigte immer wieder auf den leer stehenden Liegestuhl, den Stuhl, auf dem Grace sich noch eine Stunde zuvor in bester Urlaubsstimmung gerekelt hatte.
    Der dickbäuchige Tourist schüttelte energisch den Kopf.
    Eiskalte Schauder zogen über Linda.
    Sie alle sind Geister. Brad redet mit einem Geist. Er tut so, als wisse er es nicht. Das ist der pure Irrsinn!
    Sie fuhr herum. Hinter ihr stand der Kellner. Er lächelte freundlich.
    Und wenn ich ihn fotografiere, verschwindet er und wird zu einer Nebelwolke!
    »Wo ist Grace, meine Tochter?«, zischte Linda. Alle Muskeln in ihrem Körper waren gespannt. Sie fühlte sich wie eine Stahlfeder. Sie war schrecklich zornig. Wie gerne hätte sie diesem Kerl die Augen ausgekratzt. Er gehörte dazu. Er war einer von Ihnen!
    »Entschuldigen Sie, Ma’am - ich weiß nicht.«
    »Halten Sie Ihre dumme Klappe!« Linda richtete sich auf. Für diesen Augenblick war alle Angst von ihr gewichen. Sie würde dem Lügner den Hals umdrehen, wenn er nicht gleich mit der

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