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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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»Odysseus?«
    Kein Mensch. Kein Krieger, keine Kriegsbraut, nichts. »Allmählich kriege ich ein ziemlich schlechtes Gefühl«, sagte sie zu sich selbst und eilte zu Achilles’ Zelt.
    Als Erstes bemerkte sie Aetnia, die zusammengesunken am Lagerfeuer saß und mit tränennassem Gesicht zu Kat aufblickte.
    »Aetnia? Alles in Ordnung?«
    »Oh, Herrin! Es ist so schrecklich! Er wird Prinz Hektor töten – ich weiß es!«
    »Langsam. Wer wird Hektor töten?«
    »Achilles, natürlich. Dieser brutale Kerl. Agamemnon ist gerade bei ihm, um ihm die Nachricht von Patroklos zu überbringen. Bestimmt wird der Berserker ihn in Besitz nehmen, und dann ist unser Prinz dem Untergang geweiht.« Plötzlich packte die Dienerin Kats Hand. »Vielleicht könnt Ihr ihn warnen, Herrin! Wir können uns gleich auf den Weg machen. Vielleicht hat Agamemnon Achilles noch nicht erreicht. Der Tag ist noch jung, wahrscheinlich ist Hektor noch auf dem Schlachtfeld. Ihr könnt im Handumdrehen in Troja sein.« Sie zupfte an Kats Händen, als wollte sie sie nach Troja zerren.
    »Hör auf damit, Aetnia. Für so was hab ich jetzt keine Zeit.« Verwirrt und erschrocken ließ die Dienerin sie los. »Sag mir lieber, wo ich Achilles finden kann.«
    Aetnia schüttelte den Kopf. »Was ist mit Euch geschehen, Prinzessin. Hat Melia Euch wirklich verhext?«
    »Aetnia, dieses ganze Magie-Zeug ist völliger Unsinn. Warum, zum Teufel, bist du und warum sind all die anderen Frauen hier so schnell bereit, zu glauben, dass eine Frau, die sich nicht der Norm entsprechend verhält, verhext sein muss oder irre oder etwas anderes Komisches? Wie wäre es damit – wie wäre es, wenn du in Betracht ziehen würdest, dass ich eine eigene Meinung habe über Achilles und diesen dummen Krieg und dass diese Meinung nicht das ist, was die« – sie hielt inne, denn sie hätte fast »Regierung« gesagt, verbesserte sich dann aber so, dass es für Aetnia verständlicher klang – »nicht das ist, was die Herrscher vielleicht gern wollen?«
    Aetnia machte den Mund auf und wieder zu, und Kat musste unwillkürlich an einen Karpfen denken.
    »Ich habe Achilles und ein paar von den anderen Männern kennengelernt. Wie lang bist du jetzt schon mit Diomedes zusammen? Zwei Jahre? Vielleicht ist dieser Krieg falsch, und vielleicht muss er einfach aufhören. Ach, und übrigens ist Achilles kein Monster«, fügte sie hinzu. »Also, wo ist er?«
    Aetnia deutete in Richtung Meer. »Er und Odysseus sind an den Strand gegangen. Agamemnon ist ihnen vor einer Weile gefolgt.«
    »Danke«, sagte Kat rasch und machte sich auf den Weg. Dann rief sie noch über die Schulter zurück: »Und du könntest mal anfangen, selbständig zu denken.«

    Agamemnon kannte den Berserker, er hatte ihn schon mehrmals erlebt. Allerdings hatte er ihn immer nur von fern gesehen, wenn Achilles den Helden dieses oder jenes Stammes besiegte und der griechischen Armee einen hässlichen Kampf ersparte. So hatte der König auch nie Angst vor der Kreatur gehabt, die von dem Krieger Besitz ergriff. Aber diesmal war es anders. Was Agamemnon jetzt beobachtete, ließ ihn vor Schreck erstarren.
    Er hatte Achilles und Odysseus am Strand getroffen, wo der von Narben bedeckte Krieger am Rand der Wellen auf und ab wanderte, offensichtlich in dem Versuch, die Gefühle, die in ihm tobten, unter Kontrolle zu halten, während Odysseus mit leiser, beruhigender Stimme auf seinen Freund einredete. Als er Agamemnon entdeckte, verstummte er sofort.
    »Sag es mir«, forderte Achilles.
    »Er ist von uns gegangen. Patroklos ist nicht mehr auf dieser Welt«, erklärte Agamemnon – ohne zu lügen. »Ich möchte sein Gedenken ehren, indem ich es dir selbst sage.«
    »Ehre?«, knurrte Achilles. »In dieser Welt gibt es keine Ehre, keine Gerechtigkeit und keine Hoffnung. Mein Cousin ist gestorben, weil er so getan hat, als wäre er ich, das ist nicht ehrenhaft.«
    »Da bin ich anderer Ansicht, Achilles«, entgegnete Agamemnon, sorgsam seine Freude unterdrückend, während er zusah, wie die strikte Selbstbeherrschung, die Achilles für gewöhnlich an den Tag legte, zusammenbrach wie die Stützsäule einer Akropolis. »Sein Gefühl für griechische Ehre hat ihn dazu gebracht, sich so zu verstellen. Und das Schicksal selbst hat ihn Hektor entgegengeschickt.«
    »Das Schicksal? Ich verfluche die Schicksalsgöttin und all ihre Lakaien auf dem Olymp! Diese Welt kennt keine Ehre, keine Gerechtigkeit und keine Hoffnung, aber sie kennt Rache!« Das letzte Wort

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