Mythica 06 - Goettin des Sieges
es noch einmal geschafft hat, um ein Haar ermordet zu werden. Beim Bart des Zeus! Dieser Trojanische Krieg wird von Tag zu Tag lästiger.«
»Nein, nein, mit Kat ist alles in Ordnung. Es geht um Athene.«
Hera hatte dekorativ auf einer samtbezogenen, goldverzierten Chaiselongue gelegen und anmutig an ihren kandierten, in Ambrosia eingelegten Weintrauben geknabbert, aber bei Venus’ Worten richtete sie sich kerzengerade auf. »Was ist los? Was ist mit Athene?«
»Sie hatte Sex mit Odysseus.«
Hera blinzelte einmal, zweimal und schüttelte dann heftig den Kopf. »Ich habe mich wohl verhört. Ihr habt gerade nicht gesagt, Athene hätte Sex mit Odysseus gehabt, oder?«
»Doch, genau das habe ich gesagt.« Venus setzte sich neben Hera auf die Chaiselongue und holte auch ein Glas Ambrosia für ihre Königin aus der Luft. »Ich habe das griechische Lager im Auge behalten. Ich meine, wir wollen ja nicht noch einmal so ein Desaster erleben wie den Mordanschlag auf Kat.«
»Natürlich – natürlich müsst Ihr die Szenerie im Auge behalten. Was hast du denn gesehen?«
»Sex. Sex zwischen Odysseus und Athene. Am Strand«, berichtete Venus, während sie kleine Schlucke Ambrosia trank. »Sie hat eine Seidendecke herbeigezaubert, und es war eigentlich sehr romantisch – wenn auch ein bisschen glitschig.«
»Ihr habt ihnen zugeschaut, auch nachdem Ihr wusstet, wer es war?«
»Natürlich nicht!« Venus trank ihren Wein und mied Heras Blick. »Obwohl ich Euch nach dem wenigen, was ich gesehen habe, sagen kann, dass Odysseus sehr, ähm … sehr enthusiastisch ist.«
»Na, schön für Athene. Sie ist schon viel zu lang viel zu ernst.« Hera zog vielsagend eine Augenbraue hoch und sah Venus an. »Und das findet Ihr falsch? Ihr überrascht mich. Ihr habt Athene so oft ins Gewissen geredet, dass sie endlich mal einen Orgasmus braucht und sich entspannen soll. Ständig nörgelt Ihr an ihr herum. Jetzt hatte sie endlich mal guten Sex, und das ist Euch auch nicht recht. Was habt Ihr für ein Problem damit? Das ergibt doch keinen Sinn, Göttin der Liebe.«
»Sie sollte das alles machen, bevor wir uns im Trojanischen Krieg auf die Seite der Trojaner stellen. Glaubt Ihr vielleicht, nach dem, was heute Nacht am Strand passiert ist, wird Athene zulassen, dass Odysseus und seine Männer besiegt werden?«
»O nein.«
»Genau das ist der Punkt. Wir haben Achilles aus dem Weg geschafft und Dinge in Gang gebracht, die das Ende des Kriegs bewirken sollen. Aber jetzt kommt plötzlich die Göttin des Krieges daher und nimmt sich Odysseus zur Brust, wenn ich es mal so ausdrücken darf. Selbst wenn sie das Gleichgewicht der Kräfte nur ein kleines bisschen manipuliert, wird sie damit die Abwesenheit von Achilles mehr als ausgleichen – ohne sich direkt in den Kampf einschalten zu müssen.«
»Vielleicht solltet Ihr Euch mal mit Eurer Sterblichen unterhalten. Wenn wir Achilles in die Schlacht zurückschicken und Athenes Einfluss dazukommt, würde der Krieg ziemlich schnell ein Ende finden. Und genau das wollen wir doch«, meinte Hera mit einem tiefen Seufzer. »Obwohl der Gedanke, dass dieser elende Agamemnon siegt, mich gewaltig wurmt.«
»Vermutlich ginge das …«, erwiderte Venus zögernd.
»Vermutlich ginge das, aber?«
»Aber ich habe auch Achilles und Katrina beobachtet. Sie sind verliebt«, antwortete Venus.
»Und das ist für mich wichtig, weil?«
»Weil Kat, wenn sie ihn liebt, kaum bereit sein wird, ihn in den Tod zu schicken. Erinnert Ihr Euch an diese kleine Prophezeiung, die besagt, dass Achilles vor den Mauern Trojas ums Leben kommt, nachdem er Hektor umgebracht hat?«
»Eure moderne Sterbliche ist nur eine Person in diesem Drama. Ich werde nicht zulassen, dass sie dem, was getan werden muss, im Weg steht«, erklärte Hera.
»Hera, Ihr habt natürlich schon mit den modernen Sterblichen zu tun gehabt, und Ihr seid auch gelegentlich in Tulsa, um Euren Sohn zu besuchen, das weiß ich. Und ich meine es nicht respektlos, wenn ich das sage, aber trotz Eurer Kontakte zu den modernen Sterblichen versteht Ihr sie leider nicht wirklich. Sie verehren und fürchten uns nicht so wie die Menschen in der Antike.«
»Das sollten sie aber!«, fauchte Hera. Dann holte sie tief Luft und fasste sich wieder. »Ihr wisst, ich bin nicht gern gemein, also warten wir noch ein bisschen ab und sehen, was passiert. Aber wenn Athene sich für Griechenland stark macht, haben wir keine andere Wahl, als uns mit unserer Macht ebenfalls für die
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