Mythica 06 - Goettin des Sieges
wollen?«
»Würde das Wort der Meergöttin dich beruhigen?«
Überrascht blickte Kat sich in der kleinen baumbestandenen Oase um. »Ist deine Mom hier?«
»Sie war heute Vormittag mit mir da und hat sich vergewissert, dass keine Gefahr für dich besteht.«
»Ich darf nicht mehr so viel schlafen, sonst verpasse ich alles.« Kat machte noch einen Schritt auf das Wasser zu. Es sah wirklich harmlos und höchst einladend aus. Und sie freute sich darauf, endlich wieder richtig sauber zu werden.
Achilles räusperte sich. Sie sah ihn fragend an.
»Ich bleibe hier und drehe mich um, während du badest. Du musst mich nur rufen, dann bin ich sofort bei dir.«
»Wäre es nicht besser, wenn du mich im Auge behältst? Was, wenn etwas mich packt, so dass ich nicht mehr rufen kann?« Kat beobachtete die verschiedenen Gefühle, die über sein Gesicht huschten: Sehnsucht, Angst, Verlangen. Als sie erkannte, dass die Angst die Oberhand zu gewinnen drohte, sagte sie: »Wie kommt es eigentlich, dass der Berserker nicht von dir Besitz ergreift, wenn du mit Agamemnon streitest? Macht er dich nicht furchtbar wütend?«
Die Frage schien ihn zu überraschen, aber die Antwort kam rasch. »Natürlich macht er mich wütend. Es kommt sehr selten vor, dass der alte Bastard mich nicht ärgert.«
»Warum gewinnt der Berserker dann nicht die Oberhand?«, fragte sie noch einmal.
Achilles zuckte mit den Schultern. »Ich nehme an, weil ich mich an die Gefühle gewöhnt habe, die Agamemnon in mir hervorruft. Dann sage ich mir, das ist nur Agamemnon, und diesen Kampf brauche ich nicht zu kämpfen.«
»Warum sagst du dir dann nicht einfach, dass ich nur Katrina bin, die Frau, die du begehrst? Das ist das Gefühl, das ich in dir hervorrufe, und diesen Kampf brauchst du nicht zu kämpfen.«
Sie beobachtete, wie die Hoffnung in seinen Augen aufflammte und wieder erstarb. Achilles schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist nicht das Gleiche.«
»Es könnte aber das Gleiche sein, wenn du es mir nur glauben würdest.«
Aber er schüttelte erneut den Kopf. »Nein. Das Risiko ist mir zu groß.«
»Tja, aber mir nicht. Hör zu – du merkst es eine gewisse Zeit vorher, dass der Berserker dabei ist, von dir Besitz zu ergreifen, oder nicht?«
»Eine gewisse Zeit, ja«, antwortete er zögernd.
»Okay. Dann ist es doch ganz einfach. Du setzt dich dort oben hin. Mach es dir bequem. In dem Korb ist auch Wein, stimmt’s?«
»Ja.«
»Trink etwas davon und entspanne dich. Ich bade derweil. Du behältst mich im Auge, um sicherzugehen, dass nichts mich angreift und mir die Besinnung raubt.« Als er den Mund aufmachte, um etwas einzuwenden, hob sie die Hand. »Ja, ich weiß. Jacky sagt, ich bin sowieso nicht sehr besonnen.« Seine Lippen zuckten. »Aber du solltest wirklich nicht auf sie hören.«
»In diesem Augenblick erscheinen mir ihre Beobachtungen sehr erkenntnisreich«, meinte Achilles.
Sie blickte ihn stirnrunzelnd und mit gespieltem Ernst an. »Was immer du tust, sag ihr das bloß nicht. Also, du setzt dich da drüben hin. Ich bade. Alles wird gutgehen.«
»Und wenn nicht?«
»Wenn du aussiehst, als würdest du gleich durchdrehen, drücke ich auf meinen Panikknopf.« Sie hob ihr Amulett in die Höhe, das sie wie immer um den Hals trug.
Er schien nicht überzeugt zu sein. »Vielleicht hat Venus andere Dinge zu tun.«
»Nein, sie hat mir ihr Wort gegeben. Außerdem ist sie echt neugierig. Sie wird kommen, und sei es nur, um ein bisschen Stoff für Klatsch und Tratsch mitzukriegen.« Kat ging zu ihm und legte ihm sanft die Hand auf den Arm. »Hier ist mein Vorschlag: Du musst an dich und deine Fähigkeit, mich zu beschützen, ebenso glauben wie ich.«
»Du glaubst, dass ich dich beschützen kann?«
Kat lächelte in sein narbiges, vom Leben gezeichnetes Gesicht. »Selbstverständlich glaube ich das. Du hast mir das Leben gerettet.« Dann küsste sie ihn zärtlich auf die Wange und marschierte entschlossen zu dem wartenden Bad, kreuzte unterwegs die Finger und schickte ein stilles Gebet zu Venus: Wenn du uns unbedingt beobachten musst, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt dafür …
23
Was, in aller Welt, hatte sie sich bloß dabei gedacht? Kat gab sich Mühe, nicht allzu lange zu zögern, während sie fieberhaft zu entscheiden versuchte, wie sie sich am besten ausziehen sollte, ohne allzu verführerisch zu wirken, aber auch nicht den Eindruck zu erwecken, dass sie Angst hatte und nur möglichst schnell im schützenden Wasser verschwinden wollte.
Im
Weitere Kostenlose Bücher