Mythica 06 - Goettin des Sieges
eine hervorragende Heilerin, aber nicht einmal sie kann so etwas rückgängig machen«, meinte er und deutete auf die Narben in seinem Gesicht.
Kat grinste. »War das etwa ein Witz? Und der Himmel ist dir nicht auf den Kopf gefallen, und der Blitz hat dich auch nicht getroffen.«
»Das habe ich alles deinem schlechten Einfluss zu verdanken.«
»Du meinst sicher der Tatsache, dass ich dich verhext habe, nicht wahr? Denk daran, Jacky ist eine Hexe, ich bin eine Hexe, du bist praktisch umgeben von Hexen.«
»Da muss ich mich wohl korrigieren. Du hast mich verhext.« Zu ihrer Überraschung zog er sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. »Und wir sind da.« Achilles umfasste ihre Schultern und drehte sie um.
»Achilles! Das ist ja unglaublich schön!« Sie standen vor einer Oase. Weiden säumten ein Bassin aus hellem Kalkstein, in das auf der einen Seite ein Bach hinein- und auf der anderen wieder hinausfloss. Das Becken war klein, aber definitiv groß genug, dass man darin bequem ein Bad nehmen konnte. Dahinter erhob sich ein kleiner Tempel, der Kat an einen Pavillon erinnerte, nur dass dieser hier aus Marmor erbaut war, mit anmutigen Säulen und einem Kuppeldach. In der Mitte des Tempels lag eine ausgebreitete Decke, und darauf stand ein mit allerlei Leckereien gefüllter Korb. »Was ist das alles?«, wollte Kat wissen und ging um das Becken herum zu dem Tempel.
»Es ist ein Heiligtum von Venus. Ich habe es vor Jahren entdeckt. Wegen des Krieges ist es verlassen, und ich bin unzählige Male hier gewesen, um nachzudenken. Ungestört.«
Kat sah Achilles an und wunderte sich, dass er verlegen wirkte. »Daran ist doch nichts auszusetzen. Jeder braucht Zeit für sich allein.«
»Ja, aber Achilles, Schrecken der Jungfrauen und Berserker des Schlachtfelds, ist nicht jeder. Wenn meine Männer wüssten, dass ich in einem Tempel der Liebesgöttin Trost gefunden habe …« Er lachte freudlos und schüttelte den Kopf. »Sie würden wahrscheinlich glauben, dass ich allmählich verrückt werde.«
»Aber sie scheinen es akzeptiert zu haben, dass ich mit dir zusammen bin. Oder irre ich mich?«
Achilles zuckte mit den Schultern. »Momentan sind sie viel zu beschäftigt, um darüber schockiert zu sein, dass du mein Bett wärmst.«
»Sie wollen kämpfen«, sagte Kat, und ihr Magen verkrampfte sich.
»Ja.«
»Und was willst du?«
»Du kennst mein Herz bereits. Meine größte Sehnsucht ist, nach Phthia zurückzukehren und Frieden zu finden.« Achilles hielt inne und sah ihr in die Augen, bevor er fortfuhr: »Und Liebe.«
»Aber die Liebe hast du schon gefunden«, sagte Kat leise.
Nun betrat auch Achilles das kleine Heiligtum und nahm Kats Hand. »Habe ich tatsächlich die Liebe gefunden? Obwohl wir nicht wissen, ob der Berserker bezwungen werden kann?«
»Ja, du hast die Liebe gefunden. Und der Berserker kann bezwungen werden, das weiß ich.« Langsam und bedächtig stellte Kat sich auf die Zehenspitzen und zog Achilles sanft zu sich herab. Sie küsste ihn zärtlich, verlängerte oder vertiefte den Kuss nicht, machte jedoch auch keine Anstalten, sich hastig zurückzuziehen. Ihr Kuss versprach ihm, dass die Zukunft, von der er träumte, real werden konnte. Aber Kat drängte nicht, sie setzte Achilles nicht unter Druck. Lächelnd blickte sie auf den Korb. »Wenn dieses Heiligtum schon seit Jahren verlassen ist, wie ist dann der Korb hierhergekommen?«
»Dein Wunsch, zu baden, hat mich an diesen Ort erinnert. Während du heute geschlafen hast, habe ich die Sachen hergebracht. Ich dachte, es würde dir vielleicht gefallen, wenn wir den anderen für eine Weile entfliehen und ganz unter uns sind.« Er sagte das mit seinem üblichen barschen Selbstbewusstsein, aber Kat sah die Frage in seinen Augen. Das geringste Zeichen von Angst oder Zögern würde ihn sofort aus dem Gleichgewicht bringen.
»Du hattest vollkommen recht – das ist eine großartige Idee.«
Er lächelte und verneigte sich übertrieben förmlich. »Dein Bad erwartet dich, Prinzessin, und danach werden wir speisen – ich brauchte Aetnia nur ein kleines bisschen zu schikanieren, schon hat sie lauter gute Dinge eingepackt.«
Kat sah ihn kopfschüttelnd an. »Wahrscheinlich ein paar Arsen-Sandwiches mit einem kleinen Beilagensalat aus Glasscherben.« Dann blickte sie in das klare Wasser des Beckens, und auf einmal fühlte sich ihr Hals sehr trocken an. »Hast du nachgeschaut, ob auch keine schleimigen Wesen da drin sind, die mich fressen
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