Mythica 07 - Goettin der Legenden
wiederholten Mordred und Arthur wie aus einem Mund.
»Hast du das verstanden?«, fragte sie.
Mordred nickte. »Ja, ich habe … kapiert.«
»Dann entschuldige dich.«
»Er braucht nicht …« Arthur wollte abwiegeln.
»O doch, absolut«, beharrte Isabel.
Mordred schluckte schwer, und zum ersten Mal, seit Arthur ihn kannte, war in seinen Augen keine Drohung zu erkennen. »Ich … ich bitte um Verzeihung, Vater.«
»Für?«, hakte Isabel nach.
»Dafür, dass ich geglaubt habe, du hättest mich im Stich gelassen. Dass es dir gleichgültig wäre, was aus mir wird.«
»Das ist es wirklich nicht, mein Sohn. Hätte ich gewusst …«
Arthur konnte nicht weitersprechen. Auf einmal hatte er das Gefühl, an all den ungeweinten Tränen zu ersticken.
Isabel richtete sich auf. »Vermutlich sollten wir ihn jetzt zu einem Heiler bringen, sein Bein muss bestimmt geschient werden.«
Arthur hob Mordred wieder hoch.
»Vater! Wenn jemand sieht, dass du mich trägst …«
»Glaubst du vielleicht, du bist in der Lage, diese lange Treppe allein hinunterzugehen? Aber ich verspreche dir, sobald ich jemanden kommen höre, setze ich dich ab. Dann tun wir so, als gingen wir spazieren, um Vater-Sohn-Dinge zu besprechen.«
Er hielt seinen Sohn im Arm, als hätte er sich das schon immer gewünscht. »Isabel?«, sagte er leise.
Eigentlich hatte sie vorgehabt, sich wieder in ihr Zimmer zurückzuziehen, drehte sich aber rasch um. »Ja?«
»Weißt du, wo Dick, dein Heiler, sich gerade aufhält? Meiner ist heute leider nicht erreichbar, denn er besucht die Bauern in den abgelegenen Hütten.«
»Zuletzt habe ich gehört, dass er deinen Männern Hals und Rücken einrenkt. Ich glaube, er ist in dem Teil des Schlosses, den ihr ›Haus der Heilung‹ nennt.«
»Danke«, sagte Arthur. In dem Wort lag weit mehr als nur der Dank dafür, dass sie ihn zu ihrem persönlichen Heiler schickte, und er hoffte, sie wusste es.
»Sehr gern geschehen. Und es tut mir leid, Mordred – obwohl du es verdient hast.« Dann sah sie Arthur an und fügte hinzu: »Ja, ich verstehe es.«
»Und wenn du nicht total verblödet bist«, wandte sie sich zum Schluss noch einmal an Mordred, »dann versuch jetzt mal dahinterzukommen, wer sich wirklich um dich kümmert. Dein Vater liebt dich, und zwar noch viel mehr, als du ahnst. Du kannst sicher sein, dass es jede Menge loyale Männer und Frauen gibt, die dich längst zur Strecke gebracht hätten, wenn er dich nicht so lieben würde. Einschließlich meiner Wenigkeit.«
Arthur trug seinen Sohn die Treppe zu den Heilräumen hinunter. »Sie ist eine leidenschaftliche Kriegerin, diese Komtess Isabel«, sagte Mordred plötzlich.
Arthur, der sich alle Mühe gab, sich seine Anstrengung nicht anmerken zu lassen, nickte. »Das ist sie, vor allem, wenn Menschen, die ihr am Herzen liegen, bedroht oder gar verletzt werden. Hast du ihrem Pferd wirklich etwas zuleide getan?«
»Ich wollte ihm bestimmt keinen bleibenden Schaden zufügen.«
»Das war gemein und hinterhältig.«
»Ja, das sehe ich ein.« Wie ein Kind ließ er den Kopf an die Schulter seines Vaters sinken – für Arthur ein nie gekanntes Gefühl.
»Werdet Ihr sie verbannen, weil sie Euren Sohn angegriffen hat?«
Einen Moment blieb Arthur nachdenklich stehen. Erst im Weitergehen antwortete er: »Ja. Am gleichen Tag, an dem ich dich vor Gericht stelle, weil du ihr Pferd verletzt hast.«
»Dann ist Euch das Pferd also wichtiger als ich?«
»Nein, Mordred, das Gute ist mir wichtiger als das Böse.«
»Ihr nennt meine Taten also böse?«
»Leider muss ich das bejahen. Du hast einem unschuldigen Tier Leid zugefügt. Zu welchem Zweck, Mordred? Was hattest du vor? Bitte, mein Sohn, hilf mir, das zu verstehen.«
»Die Komtess hat uns bedroht, Vater.«
»Wie das? Sie ist doch niemals anders als freundlich.«
»Aber jetzt trägst du mich ihretwegen zu einem Heiler, Vater.«
»Du hast sie provoziert und ihr Pferd verletzt.«
Eine Weile schwieg Mordred. »Ich habe das Gefühl, sie ist eine Bedrohung für unsere Dynastie.«
Arthur hatte noch nie den Impuls verspürt, jemanden die Treppe hinunterzuwerfen, aber jetzt passierte ihm dies ausgerechnet mit seinem eigenen Sohn. Doch er kämpfte seinen Zorn nieder und ging weiter. »Warum die Komtess? Sie kommt in Frieden, um Verträge zu schließen, die uns allen Vorteile bringen. Wie kann sie dann eine Bedrohung sein, Mordred?«
»Weil die Gefühle, die Ihr für sie empfindet, Euch die Sinne benebeln.«
Wieder hielt
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