Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen
Flamme zu. »Ich entscheide mich dafür, Eure Empousa zu werden.«
» Welche zwei perfekten Wörter bietest du deiner Göttin, um dich an mich zu binden?« Hekates dunkle Stimme hing schwer im Zentrum des heiligen Kreises.
Mikki schwieg einen langen Moment und starrte gedankenverloren in die Geist-Flamme. Sie hatte keine Ahnung, mit welchen zwei Wörtern sie sich an Hekate binden könnte. Was sagt mein Instinkt? Auf diese Frage hatte sie keine Antwort, aber sie wusste, was ihr Herz ihr sagte. Es gab nur zwei Wörter, mit denen sich zwei Menschen aneinander binden sollten.
»Liebe und Vertrauen«, sagte Mikki.
»Dann soll es so sein, Empousa. Du bist an mich gebunden durch dein Blut und durch die Macht von Liebe und Vertrauen!«
Plötzlich loderte die violette Flamme hell auf und schoss fast bis zur Kuppel des Tempels empor.
»Gesegnet seien die Schritte, die dich auf diesen Pfad gebracht haben«, sagte Aeras und streckte ihrer Empousa die Hände entgegen. Mikki ergriff sie und spürte, wie Energie sich in ihrem Körper ausbreitete.
»Gesegnet sei dein Geschlecht, die Quelle von Liebe und Macht«, rief Floga.
Mikki schritt erneut den Kreis ab, bis sie vor der Dienerin des Feuers stand. Als sie Flogas Hände in ihre nahm, spürte sie ihre Macht wie eine gewaltige Hitzewelle.
»Gesegnet seien deine Brüste und das Herz, das darin schlägt«, rief Nera. Die Dienerin des Wassers überschwemmte sie mit kühler Energie, die sie an einen tiefen, klaren Brunnen erinnerte.
Giis Segen empfing sie am nördlichsten Punkt des Kreises. »Gesegnet seien deine Lippen, die die Rituale der Göttin sprechen werden.« Mikki nahm die Hände der Erd-Frau in ihre und spürte, wie die Stärke uralter Bäume und grüner Wiesen in ihren Körper drang.
Dieses Mal benötigte Mikki keine andere Aufforderung als das intensive Gefühl, dass alles richtig war, und sie wusste, was sie als Nächstes tun musste. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, ging sie an ihren Platz neben der göttlichen Flamme zurück und flüsterte: »Gesegnet seien meine Augen, die den neuen Pfad vor mir klar und deutlich sehen werden.«
»Du bist mein, Empousa, und ich bin dein – mit Körper, Verstand und Geist.« Hekates mächtige Stimme erfüllte den Tempel. »Das Ritual ist vollendet – so soll es sein!«
Plötzlich wurde sich Mikki der Vielzahl von Stimmen bewusst, die um sie herum begeistert jubelten. Als sie den Blick hob, sah sie jenseits des Kreises Hunderte von Frauen stehen, manche jung, manche alt. Sie drängten sich in den Gärten um den Tempel, und alle winkten ihr zu und klatschten.
Als Mikki zu ihnen aufsah, stimmten die Frauen eine wortlose Melodie an, und bald darauf fielen Trommeln in den verführerischen Rhythmus mit ein. Dann fingen die im Garten der Göttin versammelten Frauen an zu tanzen, ausgelassen und mit bloßen Füßen.
Fasziniert schaute Mikki dem freudigen Treiben zu. In dem schattigen Garten sahen die Frauen aus wie schöne Blumen, die sich in der lauen Nachtbrise hin und her wiegten. Kurz fragte sie sich, warum keine Männer da waren, aber der Gedanke war flüchtig, und Giis Stimme vertrieb ihn aus ihrem Kopf.
»Schließe den Kreis, Empousa, und dann können wir uns zu den Feierlichkeiten begeben.«
Bevor sie fragen musste, erhob sich Aeras’ sanfte Stimme wie ein warmer Sommerwind über die Musik. »Gehe in umgekehrter Richtung um den Kreis herum. Berühre uns nacheinander, und stelle dir vor, wie das Netz aus Licht verblasst.«
Mikki lächelte ihr dankbar zu. Dann schritt sie den Kreis gegen den Uhrzeigersinn ab und legte jeder der Dienerinnen die Hand auf den Kopf, während sie eine nach der anderen erneut in einen tiefen Knicks sanken. Die Fäden aus silbernem Licht zerfaserten langsam, und als Mikki schließlich an ihren Platz im Zentrum des Kreises zurückkehrte, waren sie verschwunden, und die Flamme der Göttin brannte wieder in einem hellen, aber gewöhnlichen Gelb.
Nun ergriffen Gii und Aeras Mikkis Hände, und, flankiert von Erde und Luft, wurde die neue Empousa zu ihrem Volk und den für die Hohepriesterin vorgesehenen Festlichkeiten geführt.
Der Wächter stand im Schatten einer uralten Eiche und schaute zu. Als er in Hekates Tempel Licht sah und wusste, dass die Flamme der Göttin endlich wieder im Herzen ihres Reiches loderte, war ihm keine andere Wahl geblieben als herzukommen, trotz der Schmerzen, die ihm seine Muskeln und Sehnen bereiteten. Er wollte vor der Flamme niederknien und Hekate erneut um
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