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Mythor - 027 - Kämpfer der Lichtwelt

Mythor - 027 - Kämpfer der Lichtwelt

Titel: Mythor - 027 - Kämpfer der Lichtwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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würde.«
    Bendik schüttelte den Kopf, seine Augen waren groß vor Furcht. »Du musst es selbst sehen, dann wirst du meine Angst vor diesem Sonnenfeuer verstehen«, sagte er. »Ich habe bemerkt, dass es vielen Kriegern ebenso geht. Das flammende Licht erschüttert ihren Mut, noch ehe sie das Moor erreichen.«
    Mythor eilte zum Ausgang des Zeltes und fragte dabei: »Hast du meine Tiere gesehen?«
    »Das Einhorn steht draußen«, antwortete Bendik.
    Mythor erreichte den Ausgang und trat ins Freie. Im ersten Moment musste er geblendet die Augen schließen, so grell war das Leuchten des Himmels. Er gewöhnte sich erst nach und nach daran, aber selbst dann vermochte er es mit dem Geist kaum zu erfassen, was seine Augen ihm zeigten.
    Es war ein schier unglaubliches Schauspiel, das über der Welt abrollte. Die Sonne, die knapp über den Karsh-Bergen stand, schickte feurige Bahnen über den Himmel. Es war, als breche ein Vulkan aus, dessen Lava über das Weltendach floss .
    Die Sonne war der Glutkern. Sie verschoss einen Strahlenkranz blendend weißen Lichtes, das mit verästelten Fingern weit hinausgriff. Das Weiß verlor seine Leuchtkraft und verfärbte sich gelblich, wurde rötlich, ballte sich zu purpurnen Wolken, die verblassten und sich auflösten und Platz für neue Farbmischungen machten.
    In einem wildbewegten Meer aus verschiedenen Rottönen erschien ein winziger gelber Punkt wie das Licht einer Kerze. Auf einmal barst dieser gelbe Kern und ergoss sich blitzartig in alle Himmelsrichtungen. Gleichzeitig bildete sich im Mittelpunkt des gelben Farbsees ein violettes Pünktchen, das kaum merklich größer wurde. Während das Gelb am Verblassen war, brach der violette Punkt auseinander und ergoss sich über den Himmel. Und gerade als das Violett seine größte Ausdehnung hatte, ergossen sich aus seinem Mittelpunkt orangefarbene Kaskaden, weiteten sich aus und wurden von Purpur verdrängt.
    Mythor wurde von diesem Anblick ganz schwindelig, und er musste sich abwenden. Er hatte noch nie einen solchen Sonnenaufgang erlebt, und er hatte noch von keinem Menschen gehört, der Zeuge eines solchen Schauspiels gewesen war.
    Es war, als hätten überirdische Mächte alle Farben der Welt in unzähligen Topfen gesammelt und würden sie nun willkürlich über das Weltendach ausschütten.
    Mythor erinnerte sich in diesem Augenblick unwillkürlich eines Zwischenfalls auf hoher See. Er war mit seinen Kameraden Nottr, Kalathee und dem Steinmann Sadagar von der Insel der Caer zum Festland unterwegs gewesen. Damals hatten sie am nördlichen Himmel ein Lichter- und Farbenspiel beobachtet, das Sadagar als die Lichtmelodie bezeichnete, ohne jedoch etwas über die Ursache oder Bedeutung aussagen zu können.
    Mythor war von dieser Erscheinung sehr beeindruckt gewesen, doch wie bescheiden war diese Lichtmelodie gegen den Sonnenaufgang am Tag der Wintersonnenwende. Dieses Ereignis übertraf alles, was ein Sterblicher sich vorstellen konnte.
    Als Mythor versuchsweise den Helm der Gerechten abnahm, spürte er, wie der Anblick der ineinanderfließenden, sprudelnden und überschäumenden Farben seinen Geist zu verwirren begann. Seltsame Gedanken schlichen sich in seinen Kopf. Er hatte das Gefühl, das Gleichgewicht zu verlieren und nach oben zu fallen, und die Farbgebilde begannen sich zu hässlichen Dämonenfratzen zu verformen.
    Schnell setzte er wieder den Helm der Gerechten auf.
    An ihnen vorbei zogen die Krieger der Lichtwelt in endlosen Kolonnen und breiter Front in Richtung des Hochmoors. Sie gingen aufrecht, und ihre Gesichter drückten Entschlossenheit aus. Die Blicke hatten sie angestrengt nach vorne oder zu Boden gerichtet, aus Angst davor, in den Bann des unheimlichen Farbgebräus über ihnen zu geraten. Manche hatten die Visiere ihrer Helme geschlossen, andere deckten die Augen mit den Schilden oder mit bloßen Händen ab. Die Reiter hatten ihren Pferden Scheuklappen angelegt, damit auch sie von dem verderblichen Einfluss des über ihnen lodernden Farbenfeuers verschont blieben.
    Jene Krieger, die keine Schutzvorkehrungen getroffen hatten, erkannte man sofort an ihrer Haltung und am Ausdruck ihrer Gesichter. Sie wirkten unsicher, scheu und manchmal verängstigt. Aber selbst jene, die noch gefestigter waren und frischen Mutes, zuckten beim Klang der caerischen Kriegshörner zusammen.
    »Das Große Schaurige Horn bläst wieder zum Untergang«, stellte Mythor verbittert fest.
    »Darf ich an deiner Seite bleiben?« fragte Bendik.
    »Wo ist

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