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Mythor - 027 - Kämpfer der Lichtwelt

Mythor - 027 - Kämpfer der Lichtwelt

Titel: Mythor - 027 - Kämpfer der Lichtwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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wieder das Brüllen der Churkuuhl-Yarls zu hören, als sie über die Steilklippen von Elvinon ins Meer der Spinnen stürzten, das Schreien der in den Tod gerissenen Marn und das Bersten und Krachen der zerbrechenden Nomadenstadt. Aber dann verschmolzen all diese Geräusche miteinander, so dass es viel schauriger und grauenvoller klang.
    Es war wie der Urschrei des Todes selbst. Es klang wie das Toben der Elemente am Ende aller Tage.
    Und dann wusste Mythor, woran ihn der Geräuschorkan erinnerte: an das Große Schaurige Horn, von dem Vercin, der Mautner der Mühlenarche, gesagt hatte, dass es den Untergang der Lichtwelt verkünden werde.
    Es ist alles nur ein schrecklicher Traum! sagte sich Mythor und bemühte sich krampfhaft, daraus zu erwachen. Als er die Augen aufriss, stellte er fest, dass er sich nicht bewegen konnte. Er erinnerte sich wieder des hinterhältig geführten Schlages von Graf Corian und wusste, welchem Umstand er seine Bewegungsunfähigkeit verdankte. Er war gefesselt. Und er fand sich allein in Corians Zelt wieder. Durch die Zeltwände drang heller, flackernder Schein, als brenne es ringsum.
    Nun war er endgültig wach, aber das Große Schaurige Horn drang ihm immer noch schmerzhaft ins Gehör. Es klang noch lauter und unheimlicher als in seinem Traum. Was für ein abstoßender Klang! Wollte dieses Heulen, Tuten, Kreischen, Rauschen, Klirren, Trompeten und Poltern, dieses gespenstische Wehklagen denn kein Ende nehmen? Das Heerlager stand in Flammen! Mythor wollte schreien, aber da merkte er, dass etwas seinen Mund verschloss. Er war auch geknebelt. Er konnte sich nicht bewegen, denn er war an die Zeltstange gebunden. Und er konnte nicht auf sich aufmerksam machen, denn eine Lederkugel stopfte ihm den Mund.
    Endlich wurde das Große Schaurige Horn leiser.
    Von draußen war ein Stampfen zu hören, als würde eine Mammutherde durch das Heerlager trampeln. Dazwischen erklangen Trommelwirbel und Fanfarenstöße. Pferde wieherten, Hufgetrappel zog vorbei. Ein Lied brandete auf. Ein Kampflied aus vielen tausend Kehlen. Die Heere der Lichtwelt marschierten. Es war der Tag der Wintersonnenwende.
    Mythor zerrte verzweifelt an seinen Fesseln. Er blickte gehetzt um sich. Ein Windstoß fuhr durch den Zelteingang und hob den Vorhang. Mythor erkannte einige Krieger, die achtlos vorbeigingen. Ihre Augen waren nach vorne gerichtet, dem Feind entgegen. Ihre Mienen drückten Entschlossenheit aus.
    Links von sich sah er sein Gläsernes Schwert und den Helm der Gerechten. Alton war außerhalb seiner Reichweite, und er entdeckte nichts in seiner Nähe, mit dem er seine Fesseln hätte durchschneiden können.
    Wieder teilte sich der Vorhang am Zelteingang. Reiter zogen im Widerschein eines lodernden Feuers vorbei.
    Ein Geräusch auf der anderen Seite ließ Mythor herumfahren. Es hörte sich an, als würde gespanntes Leinen reißen. Tatsächlich zeigte sich in der Zeltplane in Kopfhöhe ein klaffender Spalt, der von einer scharfen Klinge erweitert wurde. Gleich darauf streckte jemand seinen Kopf durch. Es war Bendik, der Junge aus dem Moor. Hinter ihm schien der Himmel zu brennen.
    »Ich bin gleich bei dir, Mythor!« rief Bendik, ergriff die Schnittränder der Zeltplane und zog sie kraftvoll auseinander, so dass ein übermannshoher Riss entstand. Er sprang hindurch und kam zu Mythor gelaufen. Er nahm ihm zuerst den Lederklumpen aus dem Mund und begann dann, seine Fesseln zu durchschneiden.
    Mythor merkte erst jetzt, wie gefühllos seine untere Gesichtshälfte durch die gesperrten Kiefer geworden war. Er hatte noch Mühe beim Sprechen. Er wollte fragen, was passiert war, brachte aber nur ein paar unverständliche Laute zustande.
    Bendik schien ihn dennoch zu verstehen, denn er antwortete: »Die Schlacht hat begonnen, aber der Kampflärm wird von dem unheimlichen Klang der caerischen Kriegshörner übertönt. Und dann, das Weltendach steht wie in Flammen. Siehst du den Schein? Er kommt aus dem lodernden Himmel.
    Es sieht aus, als würde es bald Feuer regnen.«
    Mythor streifte die letzten Fesseln ab und massierte seine Arme und Beine, damit die Kraft in sie zurückfließen konnte. Dann holte er sich die Ausrüstung, setzte den Helm der Gerechten auf und steckte das Gläserne Schwert in den Gürtel.
    »Du brauchst dich nicht zu fürchten, Bendik«, sagte er zu dem Jungen. »Solange die Sonne Licht spendet, schwächt das die Kräfte der Finsternis. Schlimmer wäre es, wenn sich eine dunkle Wolke auf uns herabsenken

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