Mythor - 027 - Kämpfer der Lichtwelt
offenstanden, konnte das Dunkel in diese Welt eindringen und sich hier festsetzen. Und im Sog des Dunkels würde Hiesiges in andere Bereiche entführt werden.
Man konnte auf diesen Runen spielen wie auf einem Instrument, Farben und Töne erzeugen und diese zu unglaublichen Bildern vereinen. Drudin gedachte, auf den Steinen von stong-nil-lumen das Lied der Finsternis zu spielen, das eine Entstellung der Lichtmelodie war.
Der Beginn war gemacht. Die Einleitung wurde von den Priestern gemurmelt, die entlang den drei Steinkreisen glitten und diese hinauf- und hinabschwebten und um diese herum. Sie bedienten sich einer uralten, nur noch von wenigen Eingeweihten beherrschten Sprache. Sie nannten damit die Dinge beim wahren Namen und durchbrachen so deren Schutz. Und sie gaben den so enthüllten Dingen Spottnamen, mit denen sie sie schwächten. Und indem sie schließlich die Namen der Dinge von hinten nach vorne sprachen, verkehrten sie sie und konnten sie nach Belieben formen oder auch zerstören. Die Priester verspotteten alle Werte des Lichtes und opferten sie am Altar der Finsternis.
Drudin verließ den Schwarzstein nicht. Er stand nur hoch aufgerichtet da und drehte sich langsam in Richtung Sonnenaufgang. Er konnte von hier durch eine Lücke zwischen den Steinen der beiden inneren Ringe und durch ein Loch in einem Stein des äußersten Ringes genau zu jener Stelle blicken, wo am Tag der Wintersonnenwende die Sonne hinter den Bergen des Karsh-Landes und der Schattenzone aufgehen würde.
Und in dieser Linie lag das Hochmoor von Dhuannin. Es befand sich genau im Brennpunkt dieses geraden und doch so verschlungenen Weges zwischen stong-nil-lumen und der Schattenzone, so dass die Kräfte der Schwarzen Magie dort am stärksten wirken würden.
Das Gemurmel der Priester war in einen schrillen Singsang übergegangen. Der Gesang war eine Beschwörung, die ihren Höhepunkt dann erreichen würde, wenn die Sonne an diesem Morgen ihre ersten Strahlen über die Schattenzone auf diesen Teil der Welt schickte.
Schon waren fast alle Runen des Umkehrens und Verwandelns, des Verdammens und des Wiedererweckens freigelegt. Ja, auch das Wiedererwecken von vergangenem Leben war für diesen Tag bedeutungsvoll. Und kein anderer Ort auf dieser Welt eignete sich dafür so gut wie das Hochmoor von Dhuannin, denn was sich im Moor an Vergänglichem in vielen Menschenaltern angesammelt hatte, das war nicht wirklich vergangen .
Die Ekstase der Priester steigerte sich, sie verfielen in Raserei. Sie näherten sich dem Ende des Rituals mit zuckenden Gliedern, ihre Körper waren wie Vulkane, die das in sich gespeicherte Feuer nicht mehr halten konnten, ihre Kehlen waren Fanfaren, die Töne wie das legendäre Große Schaurige Horn von sich gaben.
Gleich war die Brücke ins Hochmoor geschlagen, es bedurfte nur noch der ersten leitenden Strahlen der Sonne. Dann würde das unmenschliche Trompeten aus den Kehlen der entfesselten Priester über das Schlachtfeld hallen und unter den Kriegern der Lichtwelt Angst und Entsetzen verbreiten. Doch das war erst der Beginn der sich ins Unermessliche steigernden Schrecken.
Drudin würde es miterleben. Durch jenes einzigartige Loch in dem Stein des äußersten Kreises konnte er nicht nur die aufgehende Sonne betrachten, sondern er konnte auch geradewegs zum Hochmoor blicken und seine Sinne dorthin auf die Reise schicken. Er war am Geschehen selbst beteiligt und konnte die Niederlage der Verbündeten der Lichtwelt miterleben. Er war in der Lage, von seinem Standort die von seinen Priestern freigesetzten Kräfte zu lenken und sie nach Belieben einzusetzen. Er war an diesem Tag der Mittler zwischen Diesseits und Jenseits. Die Fleischwerdung der dämonischen Mächte. Der Herr der Welt.
Er war die Macht.
Und dann war es endlich soweit.
Seine Priester hatten den Höhepunkt der Ekstase erreicht und fielen wie tot zu Boden. Es würde lange Zeit dauern, bis sie wieder erwachten.
Die Sonne ging auf. Aber ihre Strahlen brachten nicht Wärme und Leben, denn diese Kräfte waren umgekehrt worden. Sie brachten Tod und Verderben für die Kämpfer der Lichtwelt.
Drudin erlebte es mit, als befinde er sich am Ort des Geschehens.
Der unheimliche Klang war in Mythors Kopf, noch bevor er völlig wach wurde. Er war besitzergreifend und so durchdringend, dass Mythor sich ihm nicht entziehen konnte. Es war eine Mischung aus allen möglichen Geräuschen, die in ihrer Gesamtheit diesen abscheulichen Klang ergaben.
Mythor glaubte
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