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Mythor - 042 - Schattenjagd

Mythor - 042 - Schattenjagd

Titel: Mythor - 042 - Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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mir vertrauen. Und jetzt schlaft!«
    *
    Die Nacht war pechschwarz. Die Lichter des Heerlagers waren schon längst hinter ihnen in der Ferne verschwunden. Mythor konnte selbst die nächste Umgebung nur mehr ahnen, als dass er sie sah. Er fragte sich, wie lange sie schon unterwegs waren. Er war müde. Das gleichmäßige Trommeln der Diromokrallen wirkte einschläfernd, aber Mythor hielt sich gewaltsam wach. Er versuchte das, indem er über die letzten Geschehnisse nachdachte.
    War es Zufall, dass Ganif ihn von der Lichtfähre geholt hatte? Oder stimmte Sadagars Verdacht, dass der moronische Heerführer irgend etwas gegen ihn im Schilde führte? Ganifs seltsames Verhalten war dazu angetan, Mythor misstrauisch zu machen. Ganif war gewiss alles andere als sein Gönner, aber konnte man deshalb gleich einen persönlichen Feind in ihm sehen?
    Nach dieser Flucht waren sie auf jeden Fall Gegner. Ob Harmod sich darüber klar war, worauf er sich durch seine Beihilfe zur Flucht eingelassen hatte? Er war fahnenflüchtig geworden, hatte Verrat begangen. Aber am schwersten wog wohl, dass er auch dem Rafher zur Freiheit verholfen hatte.
    Ein schrecklicher Gedanke kam Mythor. War es möglich, dass alles nur ein Trick war und dass Ganif der Flucht des Rafhers Vorschub geleistet hatte, damit er ihn zu seinem Volk führte? Aber zu so einer schändlichen Tat würde sich Harmod nie hergeben. Mythor verwarf diesen Gedanken sofort wieder.
    Er blickte hoch und sah den burnusverhüllten Rücken des Moronen undeutlich über sich. Der machte eine Bewegung und wandte den Kopf, als habe er Mythors Blick gespürt.
    »Du schläfst nicht?« fragte er. Dann kam ein erstickter Laut aus seiner Kehle, und er rief: »Deine Augen! Sie leuchten! Was bedeutet das?«
    Mythor schloss die Augen sofort wieder. Früher war es ihm öfter passiert, dass das gelbliche Schimmern seiner Augen Leute erschreckte, und einmal, damals auf der Ebene der Caer-Krieger, hätte es ihn beinahe verraten. Dieser gelbliche Schein seiner Augen war nicht immer vorhanden gewesen, sondern war nur unter gewissen Lichtverhältnissen zu erkennen, vornehmlich bei Dämmerlicht. Doch da er in jüngster Zeit nicht mehr darauf angesprochen wurde, hatte er angenommen, dass seine Augen diesen Schimmer verloren hätten, worauf auch immer er zurückzuführen war. Und nun wollte ihn Harmod gesehen haben!
    »Du musst dich geirrt haben«, sagte Mythor. »Meine Augen waren geschlossen, ich habe geschlafen. Du hast mich geweckt, und jetzt bin ich durstig.«
    Mythor tastete mit geschlossenen Augen nach dem Wasserschlauch über sich und setzte ihn an die Lippen. Aber da legte sich eine Hand auf die Trinköffnung, und eine zweite verschloss Mythors Hand.
    Dann drängte sich Sadagar an ihn heran und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich habe kein Leuchten in deinen Augen bemerkt. Warum also konnte Harmod es sehen?«
    Mythor dachte über diese Frage nach, konnte jedoch keine Antwort finden und wollte sie mit einem Achselzucken abtun.
    »Es kann nur so sein, dass Harmod dich mit anderen Augen sieht«, raunte Sadagar wieder. »Vielleicht mit nichtmenschlichen Augen… mit einem magischen Blick. Trink nicht von dem Wasser!«
    Mythor zuckte zusammen. Sadagars Verhalten war dazu angetan, ihm Angst zu machen und die unsinnigsten Befürchtungen in ihm zu wecken.
    »Ich habe mir bloß die Lippen benetzt und bin daraufhin eingeschlafen«, fuhr Sadagar in Mythors Ohr flüsternd fort. »Das Wasser ist vergiftet. Vielleicht hat Harmod keine Ahnung davon und ist selbst nur ein Opfer Ganifs. Wie auch immer, denke daran, dass unter dem hinteren Rückensattel mein Messergurt steckt…«
    Der Morone zügelte das Diromo völlig unerwartet und so heftig, dass der seitliche Doppelsattel nach vorne geschleudert wurde und Mythor und Sadagar zusammenprallten. Mythor war für einen Moment wie benommen.
    Der Rafher schrie schrill auf und rüttelte wie wild an dem Sattelgestell.
    Vom Rücken des Diromos erklang ein kehliger Laut, dem das Geräusch einer ungestümen Bewegung folgte. Mythor schien es, als ob sich Harmod aus dem Sattel schwinge und die Flanke des Laufvogels hinuntergleite.
    Er wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, aber er dachte sofort an eine Falle. Harmods Schweigen, die Tatsache, dass er das Diromo so unvermittelt und ohne Vorwarnung anhielt, und nun seine Flucht, das alles ließ keinen anderen Schluss zu.
    »Harmod! Hiergeblieben!« schrie Sadagar und streckte sich. Das konnte nur bedeuten, dass er seine Messer

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